Bei Kirmesgruppen vorbeigeschaut

Bewertungsausschuss ist während Rundreise begeistert von tollen Darstellungen
(Text: Stefan Scherer | WP/WR)

Gevelsberg. Nachdem er mehr als sechs Stunden mit dem Bewertungsausschuss die Bauplätze der zwölf Kirmesgruppen bereist hatte, stand für den Kirmesvereinsvorsitzenden Michael Sichelschmidt unumstößlich fest: „Das wird ein Granatenzug. Ich bin mit solchen Prognosen eigentlich zurückhaltend, aber was wir heute gesehen haben war einfach phänomenal.“

Am frühen Samstagmorgen startete der Bus mit dem Männern, die über die Preisvergabe der einzelnen Beiträge entscheiden werden. Nach der ersten Station bei den Fidelen Vogelsangern ging es weiter nach Berge und anschließend zum Börkey, bevor die Gruppe am Hundeicken bei den Mühlenhämmern, Pinass Brumse, Vie ut Asbi’eck, Aechter de Biecke und den Schnellmärkern vorbeischaute. Nach der Mittagspause im Hippendorf warteten noch Dä vam Lusebrink, Im Dörnen und zum Abschluss Vie vam Kopp.

Keine Totalausfälle

Am Ende des langen Tages mit vielen kühlen Pilschen, leckerem Essen und aufwändigen Präsentationen, war klar: Einen Totalausfall wird es in diesem Jahr im Zug nicht geben. „Aus Personalnot hat auch schon mal die ein oder andere Gruppe einen Wagen ziemlich schnell zusammenschustern müssen, die weiteren Darstellungen waren mit der heißen Nadel gestrickt. Das ist in diesem Jahr noch nicht einmal ansatzweise der Fall“, sagte Sichelschmidt. Die großen Wagen, die Frauen-, Fuß- und Kindergruppen und natürlich die Einzelgänger, die stets für besonderen Spaß entlang der Festzugstrecke sorgen, hatten alle lange im Vorfeld einen Plan, den sie nach ihren Möglichkeiten umsetzen.

Dreifacher runder Geburtstag

Ein Aufwand, den der Zug verdient hat, schließlich feiert er in diesem Jahr gleich drei runde Geburtstage. 1924 – also vor 90 Jahren – lief der erste Protestzug durch Gevelsberg mit dem die Alteingesessenen gegen die Verlegung des Volksfestes aus dem Dorf zum Nirgena protestierten. 1934 – also vor 80 Jahren – erwuchs daraus der erste Kirmeszug. Dieser damals neue Brauch wurde durch den zweiten Weltkrieg jäh unterbrochen, so dass im Jahr 1949 – also vor 65 Jahren – der erste Kirmeszug nach neunjähriger Pause stattfand.

Aufregender Themenmix

Was erwartet die Zuschauer denn nun im Jahr 2014? Ein Potpourri an Themen, die immense Abwechslung garantieren. Die vielen Hundert Akteure werden die Zugbesucher mit zu Frau Holle und Pippi Langstrumpf nehmen, entführen sie in die Welt der kunterbunten Comics, bauen ihnen ein ganz besonderes Schloss, feiern Geburtstag mit einem Buddelschiff, reisen mit ihnen ins alte Ägypten, ins Mittelalter, zurück in die Zukunft und nach Hawaii. Die Zugbesucher sehen die neue, spektakuläre Rutsche des Schwimm In, bekommen einen Aktion über den Zusammenhalt der Gruppen und speisen in Teufels Küche.

Zwar ging es bei den meisten Präsentationen schon ziemlich zur Sache, doch was die Jury am Samstag zu sehen bekam, ist natürlich noch lange nicht so emotional und ausgelassen, wie die Darstellungen, die von der Drehbank bis in die Mittelstraße gezeigt werden. Die Bewerter nahmen die Wagen und Kostüme ganz genau unter die Lupe. Bei ihrer abschließenden Beurteilung müssen sie auf drei Kriterien achten: Erstens: die Idee, wobei sie die Aktualität und Ortsbezogenheit der Darstellung berücksichtigen müssen. Zweitens: Die Ausführung dieser Idee. Drittens: Benehmen und Wirkung im Zug.

Jury zeigt sich begeistert

Klar, dass die Kirmesgruppen, die Juroren gern auf ihrer Seite wissen, deshalb legten sie sich alle mächtig ins Zeug, damit bloß, niemand durstig ihren Bauplatz wieder verlassen musste. Schnäppchen und Häppchen machten die Runde. Doch das wird nicht ausschlaggebend sein, wenn die Bewerter ihre ausgefüllten Bögen eine Stunde nach dem Zug abgeben.

Auch wenn jede Kirmesgruppe ein gewisses Ziel hat – müssen ihre Beiträge – ergänzt durch zwölf Kapellen – zuvorderst die Zuschauer begeistern. Das – so war zumindest die einhellige Meinung am Samstag – wird in diesem Jahr so gut gelingen wie selten zuvor.

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