Gevelsberger Kirmeszug: Rückwärtsgang ist verboten

Die Wimpelketten hängen, ein wunderbarer Kirmesabend hat in der Halle West hunderte Gäste begeistert – untrügliche Zeichen, dass die Gevelsberger Kirmes ganz nah ist. Am Freitag, 22. Juni, beginnt die lange Nacht von Freitag auf Mittwoch. Im Vorfeld sprachen der 1. Vorsitzende des Kirmesvereins, Michael Sichelschmidt, sein Stellvertreter Markus Loetz sowie Geschäftsführer Carsten Neef über die drängenden Themen vor dem Volksfest.

Michael Sichelschmidt, nach zehn Jahren ist dies Ihre letzte Kirmes als Hauptverantwortlicher. Auf was sind Sie besonders stolz, was hat Sie am meisten mitgenommen?

Michael Sichelschmidt: Das Schönste ist für mich, dass wir den Slogan „Schrägste Kirmes Europas“ etabliert haben und damit in aller Munde sind. Im Vorfeld hatte es kontroverse Diskussionen in der Mitgliederversammlung darüber gegeben. Dass die Kampagne eine solche Erfolgsgeschichte geworden ist, freut mich ungemein.

Am meisten mitgenommen hat mich der Unfall mit den Schwerverletzten im Jahr 2012, als sich eine Gondel des Schlagerexpresses löste. Das Ordnungsamt brach das Feuerwerk ab, Schaulustige behinderten zu Beginn die Einsatzkräfte und auf uns prasselten Presseanfragen aus ganz Deutschland ein. Das war eine der aufreibendsten Nächte, die ich jemals erlebt habe.

Ihr Stellvertreter Markus Loetz wird als Ihr Nachfolger gehandelt. Als wie sicher gilt das?

Michael Sichelschmidt: Wir halten uns dies offen. Zudem hört ja auch Stefan Bußmann als Beisitzer auf. Wir haben einen Aufruf gestartet, dass sich jeder bei uns melden sollte, der sich Mitarbeit im Kirmesvorstand vorstellen kann. Wir werden dann aufzeigen, wie viel Arbeit ein Vorstandsposten bedeutet. Es sollte jedem klar sein, dass diese Aufgabe – vor allem im geschäftsführenden Vorstand – bedeutet, dass er oder sie für die eigene Kirmesgruppe kaum noch zur Verfügung steht.

Markus Loetz: Aber es ist richtig, dass ich grundsätzlich zur Verfügung stehe und mich wählen lassen würde. Alles weitere entscheidet die Mitgliederversammlung.

Welche Auswirkungen hat die DSGVO auf die Kirmes?

Carsten Neef: Als Verein veröffentlichen wir keine Fotos und unsere Webcam wird nicht mehr installiert werden. Das ist sehr schade, weil wir viele Zugriffe hatten. Was die anderen Stände auf der Kirmes angeht, können wir maximal Ratschläge geben, denn im Endeffekt ist die Stadt Veranstalterin.

Die Spielleutevereinigung – als inoffizielle 13. Kirmesgruppe betitelt – hat sich neu aufgestellt. Wie bewerten Sie diesen Aufschwung?

Michael Sichelschmidt: Wir sehen mit großer Freude, dass sie neue Lieder spielen, die im Ohr bleiben, sich qualitativ steigern und viele junge Leute neuen Schwung in den Verein bringen.

Carsten Neef: Erstmals waren sie beim Kirmesabend präsent und spielten unter anderem das Hammerschmiedlied. Dort präsentierte der Künstler „Matze“ auch sein Lied „Kirmeszeit“, das sehr gut ankam. Auch beim Anblasen am Freitag an der Kirmesmauer werden die Spielleute dabei sein.

Eine Neuerung gab es beim Kirmeskrugmotiv. Wie kam es dazu?

Carsten Neef: Für den Krug zum 75. Kirmeszug im vergangenen Jahr haben wir Prügel von den Sammlern bezogen. Gerade sie wollten sich das Motiv nicht in den Schrank stellen. Uns war klar: Da muss etwas Neues her.

Michael Sichelschmidt: Die Idee mit den Traditionskneipen auf dem Krug war als Testballon gedacht. Die Krüge waren drei Wochen vor der Kirmes ausverkauft. Das heißt für uns: Diese Sache wird fortgeführt. Und Harald Apfelbaum, Wirt des Premierenmotivs „Unter den Linden“, hatte Tränen der Rührung in den Augen.

Was ist Ihr größter Wunsch für Ihren letzten Kirmeszug als Chef?

Michael Sichelschmidt: Ein Zug ohne Lücken. Die waren im vergangenen Jahr heftig. Wir haben in der Manöverkritik einige Maßnahmen besprochen, um dem vorzubeugen.

Markus Loetz: Wir hatten dieses Problem immer, wenn wir in die Mittelstraße eingebogen sind. Die Spitze wird das Tempo vorgeben. Wir haben nun Verantwortliche von jeder Gruppe, sind selbst nun mit neun Leuten im Zug und alle untereinander vernetzt. Die Zugleitung hatte bislang das Problem, dass es keine konkreten Ansprechpartner gab.

Carsten Neef: Außerdem dürfen sich Einzeldarsteller und Gruppen nur noch in der Vorwärtsbewegung befinden, nicht mehr rückwärts oder seitwärts gehen. Auch Stopps der Musiker, um mal eben einem Geburtstagskind Happy Birthday am Straßenrand zu spielen, sollen nicht mehr sein.

Michael Sichelschmidt: Davon versprechen wir uns nach dem extremen Zug im vergangenen Jahr deutliche Verbesserungen. Dinge wie einen Rettungswageneinsatz oder ähnliches, das Lücken reißt, können wir natürlich nie komplett ausschließen. Ich freue mich auf jeden Fall auf den Zug.

 

Vorsitzender Michael Sichelschmidt, Stellvertreter Markus Loetz
und Geschäftsführer Carsten Neef sprechen über die Neuerungen bei der Kirmes.

 

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