Kirmesgruppe mit räuberischer Vergangenheit

KG Vie vam Kopp feiert in diesem Jahr 75-jähriges Bestehen – „Als Solche“ wurde die Gruppe gegründet

„Als Solche“ sind sie einst gestartet, später wurde daraus „Vie vam Kopp“. In diesem Jahr feiert die Kirmesgruppe ihr 75-jähriges Bestehen. Auf eine bewegte Geschichte blickt die Gruppe zurück, die in den vergangenen Jahren ein durchaus gespaltenes Verhältnis zu Spanferkeln entwickelt hat.

Das Spanferkel wird nämlich beim Kirmeszug für die viertbeste Wagendarstellung ausgelobt – und da landete die KG Vie vam Kopp zuletzt so häufig, dass es sich fast schon zum „Running Gag“ bei der Siegerehrung entwickelte. Im vergangenen Jahr reichte es allerdings wieder zu Platz 3. Und nicht zu vergessen ist, dass die Gruppe 1996 und 2000 den ersten Wagenpreis gewann. In diesem Jahr, so verspricht der Vorsitzende Reimund Herberg, werde sich die Gruppe mächtig ins Zeug legen, um zum Jubiläum die Zuschauer zu begeistern.

1955 Neustart mit neuem Namen

Die Wurzeln der Gruppe liegen im Hauerwerk Schürhoff, das einst am Lusebrink beheimatet war. Kirmesbegeisterte Mitarbeiter gründeten im April 1937 unter Leitung von Hermann Wiemann eine Kirmesgruppe. Warum sich die Gruppe „Als Solche“ nannte, ist nicht überliefert – wohl aber, dass sie noch im selben Jahr als „Wolga-Schiffer“ am Kirmeszug teilnahmen. Nachdem sie im ersten Zug nach dem Zweiten Weltkrieg das „Räuberleben“ dargestellt hatten, hieß die Gruppe fortan „Die Räuber als Solche“. Anfang der 50er Jahre geriet die Gruppe in eine Krise und nahm einige Male nicht am Kirmeszug teil.

1955 setzten einige Mitglieder auf Initiative von Hans Werner Kulling, der die Gruppe von 1957 bis 1970 auch führte, bevor er Vorsitzender des Kirmesvereins wurde, die Tradition fort. Sie belebten die Kirmesgruppe wieder – als „Vie vam Kopp“. Der Name „Wir vom Kopf“ bezieht sich auf die damalige Heimstatt der Gruppe, oben im Lindengraben. „Die Gaststätte Griesel, heute Herguth, war das Vereinslokal. Und daneben, wo heute die KG Hippendorf baut, war der Bauplatz“, berichtet Reimund Herberg. Anfang der 70er wechselte man zum Bauen in die Halle von Werner Heinrich, später auf das Gelände von Landwirt Soest. Seit 1998 ist die Gruppe auf dem AVU-Grundstück In den Weiden zu Hause.

Seit nunmehr 18 Jahren führt Reimund Herberg „Vie vam Kopp“. Er ist ein echtes Urgestein der Gruppe. „Ich bin da reingeboren, meine Eltern waren da schon Mitglieder“, erzählt er. „Als Kind bin ich immer mitgewesen und als Jugendlicher habe ich schon immer mitgebaut“. Doch Herbergs Verhältnis zu der Gruppe war nicht immer ungetrübt. Nach Unstimmigkeiten mit dem damaligen Vorsitzenden Kurt Duddek (er war gleich dreimal zwischen 1970 und 1987 Vorsitzender) wechselte Reimund Herberg zur KG Im Dörnen. Als es mit der Gruppe jedoch bergab ging, sprach ihn der damalige Vorsitzende Dieter Hölzner an. „Ich habe dann gesagt, dass ich das der Kirmes und der Gruppe zuliebe mache“, so Herberg.

Gleich wurde er zum stellvertretenden Kassierer, drei Jahre später, im Jahr 1994, zum Vorsitzenden gewählt. „Als erstes haben wir die Frauen aufgenommen“, erzählt Reimund Herberg. Die waren neben der reinen Männergruppe schon als „Die Bienchen“ aktiv gewesen. Schnell wuchs die Gruppe von elf auf 27 Mitglieder.

Nach einer erneuten „Bereinigung“ und Neuformierung ab dem Jahr 2002 zählt die Kirmesgruppe derzeit 18 feste Mitglieder. Hinzu kommen zahlreiche Helfer beim Wagenbau und beim Kirmeszug. „Wir haben im Moment einen Altersdurchschnitt von etwa 44 bis 45 Jahren“, erklärt der Vorsitzende. „Das ist relativ gut“. Allein im Vorjahr wurden vier neue Mitglieder unter 30 Jahren aufgenommen. Über engagierten Nachwuchs freut sich „Vie vam Kopp“ aber jederzeit.

Augenmerk auf großer Darstellung

Auch wenn „Vie vam Kopp“ immer mal wieder mit Einzelgänger oder Fußgruppe am Start war – das Hauptaugenmerk liegt bei der großen Darstellung. „Ich bin persönlich der Wagendarsteller“, meint Reimund Herberg. „Und wir haben auch nicht die, die unbedingt als Fußgruppe mitmachen wollen.“ Wenn es dann bei der Darstellung richtig turbulent zur Sache geht, sind die „Vie-vam-Kopp“-Akteure mit Riesenspaß bei der Sache. „Das sind zwei Stunden, die ich sowas von genieße“, so Herberg. Er freut sich, dass es innerhalb des Zuges nie ein Problem gab. Und auch wenn er sich über Platz vier auch schon mal etwas ärgert, die Prioritäten sind für ihn schon klar: „Das Beste ist sowieso, wenn alle gesund zurück sind und alles so funktioniert hat, wie wir uns das vorgestellt haben.“

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