Erinnerungen an die „grüne Ganz“

Im Vogelsang erinnert man sich noch einmal an die Gaststätte „Zur grünen Ganz“

Wer erinnert sich nicht an die einstige renommierte Gaststätte „Zur grünen Ganz“, die dem Ortsteil Vogelsang über Jahre hinweg einen gewissen Glanz verlieh, die Gäste in Scharen anlockte und zudem auch etliche Vereine zum Feiern einlud. Jahrzehnte lang spielte sich dort, im wahrsten Sinne des Wortes, das Leben der ortsansässigen Bürger ab. Unvergessen sind vor allem die Zeiten, in denen Hans Heukeroth, der „Bulle“ wie man ihn damals nannte, die Menschen dort bewirtete. Aber auch der Spaß, den man auf der großen Kegelbahnanlage erleben konnte, hinterließ einen bleibenden Eindruck. Nicht zu vergessen, dass im Festsaal sogar die Deutschen Meisterschaften im Boxen ausgetragen wurden.

Schandfleck viel 2015 Bagger zum Opfer

Nachdem der letzte Pächter Hans-Ulrich Hetkamp, das Angebot erhielt, in Hagen die Bewirtung im Freilichtmuseum zu übernehmen, stand die geschichtsträchtige Gaststätte jedoch leer und verwahrloste. Sie wurde gar zu einem Schandfleck von Gevelsberg, der 2015 dem Bagger zum Opfer fiel. Die Spuren einer langjährigen Gevelsberger Geschichte – begraben in Schutt und Asche.

All jene Erinnerungen an die gute alte Zeit, sind nach wie vor in den Köpfen der Menschen fest verwurzelt. Auch bei den Mitgliedern, die der Kirmesgruppe „Fidele Vogelsanger“ angehören. Sie lassen daher nun auch, im Rahmen des 75. Gevelsberger Kirmeszuges, die ehemalige Gaststätte noch einmal wie Phönix aus der Asche entstehen.

Unter dem Motto „DER LETZTE GANG DER GRÜNEN GANZ“ deutet die Truppe um Helma Schüssler in ihrer Wagendarstellung das ehemalige Gebäude an, welches für die Zuschauer von jeder Seite einsehbar sein wird. Das gilt auch für jene, die vom Fenster aus den Zug verfolgen, da das Dach nur zu Zweidrittel gedeckt sein wird. „Wir haben uns bei der Konstruktion an die originalen Baupläne gehalten“, sagte Detlef Raufelder, seines Zeichens Stadtarchivar der Stadt Gevelsberg. Diese wurden im Vorfeld, unter der Mithilfe des Kirmesvereinsvorsitzenden Michael Sichelschmidt,, vor Baubeginn eigens am Computer bautechnisch umgesetzt, so dass man sich letztendlich nur noch daran halten musste.

Motivwagen dem Original nachempfunden

Die Kirmesgruppe „Fidele Vogelsanger“ ist bekannt dafür, dass wenn es um ein heimatbezogenes Bauwerk geht, dieses dem Original nachempfunden wird. „Ich erinnere mich zum Beispiel noch sehr gut an unsere Darstellung der ehemaligen Johanneskirche, dem heutigen Bürgerhaus, die wir damals eins zu eins auf dem Wagen dargestellt hatten und die die Zuschauer begeisterte“, erinnerte sich Detlef Raufelder abschließend. Von daher darf man also gespannt sein, wie man der Gaststätte „Zur grünen Ganz“ ein letztes Mal Leben einhauchen wird. Zu sehen, wie der Chef de Cuisine in seiner Küche die Schnitzel in der Pfanne brutzelt, wie in geselliger Runde Skat oder Doppelkopf gekloppt wird und wie der Gastwirt das kühle Bierchen über die Theke reicht – all dies steigert beim Zuschauer am Ende mitunter dessen Nostalgiefaktor.

Und wenn dazu dann auch noch die Fußgruppe als ehemalige KEGLER DER GRÜNEN GANZ die schwere Kugel über die Bahn rollen lassen, um die menschlichen Kegel umzuwerfen, erschließt sich eine rundum gelungene Präsentation einstiger Gevelsberger Heimatgeschichte. In diesem Sinne: Gut Holz!

Ein altes Stück Heimatgeschichte fiel 2015 endgültig den Baggern zum Opfer. Doch zwei Jahre später entsteigt die Gaststätte „Zur grünen Ganz“, dank der Kirmesgruppe „Fidele Vogelsanger“, noch einmal wie Phönix aus der Asche und erweckt dabei mit Sicherheit nostalgische Erinnerungen bei den zahlreichen Zuschauern des 75. Gevelsberger Kirmeszuges. Damit am Ende die Fassade der Gaststätte „Zur grünen Ganz“ nicht noch zusammenbricht, mussten Wolfgang Müller, Detlef Raufelder und Günter „Oskar“ Rehm manch Schraube in die Wagenkonstruktion bohren. Die Zuschauer sollen ja schließlich noch einmal sehen, welch ehemaliges Schmuckstück den Stadtteil Vogelsang bereicherte, bevor es dem Erdboden gleichgemacht wurde.

Nach oben