Ein Riesenrad wird zur Legende

Die Kirmesgruppe Schnellmark feiert ihr 75-jähriges Bestehen. Ein Mal waren sie die Sieger beim Kirmeszug – doch ein Unfall blieb noch mehr im Gedächtnis
(Text: Hartmut Breyer | Foto: Repro)

Gevelsberg. Ein einziges Mal haben sie gewonnen: 1962 erhielt die Kirmesgruppe Schnellmark den Preis für die beste Wagendarstellung im Kirmeszug. Auch wenn die Gruppe damit nicht zu den erfolgreichsten gehört, macht sie seit 75 Jahren immer wieder mit viel Spaß beim Kirmeszug mit. Im Jubiläumsjahr werden die Wagenbauer aber nicht den großen Schritt für die Schnellmark vor 50 Jahren aufgreifen, sondern das Ereignis, mit dem die Gruppe bis heute immer wieder in Verbindung gebracht wird.

Im Kirmeszug 1960 war es, als die Schnellmärker mit einem schmucken Riesenrad beim Festzug antraten. Mit lebendem Personal in den Gondeln gingen sie an den Start. Nur wenige Meter, bis zum Tunnel An der Drehbank kam man – damals lief der Zug noch über die Mühlenstraße –, dann brach die aufwändige Konstruktion zusammen. Mit quergelegtem Riesenrad fuhr die Gruppe wenigstens noch bis ins Ziel.

Gegründet bei Steinigans

„Das ist ganz vielen bis heute in Erinnerung geblieben“, meint Geschäftsführer Hans-Dieter Hevendehl. Da lag es nahe, das die Kirmesgruppe das Malheur im Jubiläumsjahr aufgreift und ein Riesenrad baut – „mit der Absicht, dass wir diesmal heil ankommen“, so Hevendehl schmunzelnd. Gegründet wurde die Kirmesgruppe 1937 in der Gaststätte von Eugen Steinigans (einst neben der Liebfrauenkirche zu finden). Der Wirt lieferte auch die Inspiration für die erste Wagendarstellung 1938. Wenige Wochen vor dem Zug hatte ein Gast Steinigans besucht und für einige Tage später Bockwurst und Kartoffelsalat für einen 60 Mann starken Gesangverein bestellt. Der Wirt spendierte dem Gast angesichts der Großbestellung schon einmal reichlich Speisen und Getränke. Doch an besagtem Tag kam niemand. Kurzerhand trommelte Eugen Steinigans seine Stammgäste zusammen und ließ sie das Essen verputzen.

Eigentlich heißt die Gruppe noch immer offiziell „Dä van dä Schnellmark“. Doch seit vielen Jahren hat sich die Kurzform KG Schnellmark eingebürgert. „Es sprechen eben nicht mehr so viele Platt“, meint Hans-Dieter Hevendehl. Der gebürtige Schnellmärker ist seit 26 Jahren in der Kirmesgruppe aktiv, seit 25 Jahren im Vorstand. Dass seine Frau Andrea seine Chefin ist, darf man seit knapp zweieinhalb Jahren äußern, ohne ihm zu nahe zu treten. Andrea Hevendehl ist seit Anfang 2010 Vorsitzende der Kirmesgruppe. Ein bisschen braucht sie noch, um die Amtszeiten des Gründungsvorsitzenden Julius Schaub und von Klaus Ipsen zu erreichen, die jeweils rund 30 Jahre das Zepter in der Hand hielten.

Bis 1985 war die Gaststätte Steinigans (später Krauledat) Heimat der Schnellmärker. Dann ging es ins Lokal „Zum Hundeiken“, das heute die Pizzeria „Da Toni“ beherbergt – und weiterhin die Kirmesgruppe. Der Bauplatz, der zunächst neben dem Gründungslokal lag, befindet sich seit vielen Jahren auf dem AVU-Grundstück an der Hundeiker Straße. Einst mit einem Bauwagen gestartet haben die Aktiven der Gruppe dort ein schmuckes Vereinsheim errichtet. „Wir haben eine Toilettenanlage gebaut und den Platz gepflastert“, erzählt Hans-Dieter Hevendehl.

Die KG zählt zurzeit 25 erwachsene und 15 jugendliche Mitglieder. Besonders freut die Verantwortlichen, dass der Nachwuchs so aktiv und beim Zug immer mit viel Spaß dabei ist. „Es wäre schön, wenn der von den Jungen jemand später dabei bleibt“, so Andrea und Hans-Dieter Hevendehl. 50 Jahre ist es nun her, dass die Gruppe mit der „Mondlandung“ den Ersten Wagenpreis gewann. Meistens landen die Schnellmärker aber im Mittelfeld. „Platz sechs bis acht“, so der Geschäftsführer, komme meist heraus. Die Gruppe sei nicht so groß und finanzstark. Sechs bis acht Aktive bauen in der Regel mit, hinzu kommen aber auch Helfer für Bau und Zug, die der Gruppe nicht fest angehören. „Dabei sein ist alles“, meint Hevendehl. Und ganz nebenbei springen auch schöne Erfolge in einzelnen Kategorien heraus – wie im Vorjahr, als Stefan Pohl als „Korkenzieher“ den Preis für den besten Einzelgänger gewann.

„Wir wünschen uns, dass wir so stark bleiben wie wir sind“, sagen die Hevendehls in Hinblick auf die Zukunft, „und dass die Bedingungen nicht schlechter werden.“ TÜV-Vorschriften und Sicherheitsauflagen machten die Arbeit nicht leichter, meinen beide. Feiern möchte die KG Schnellmark ihr Jubiläum übrigens auch: am 25. August im Gemeindezentrum Liebfrauen, mit Vertretern der Kirmesgruppen, Freunden und Gönnern.

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