Headbanging im Hippendorf

Gitarrenriffs und zehntausende Metal-Fans statt Kirchenglocken und Trecker-Motoren: Das Wacken Open Air hat den Sound eines kleinen Ortes im Westen Schleswig-Holsteins nachhaltig verändert.

Angefangen1990 mit knapp 800 Besuchern kennt das Heavy-Metal-Festival seitdem nur noch eine Richtung: Steil nach oben. Von Jahr zu Jahr mehr Bands, Bühnen, Besucher und natürlich Bier. Aus der ehemaligen Sandkuhle im Nirgendwo ist bis heute ein 240 Hektar großes Festivalgelände geworden, dass alljährlich an die 80.000 Besucher anlockt.

Wacken Open Air – ein wahr gewordener Lebenstraum, dem sich auch die Kirmesgruppe „Hippendorf“ nicht entziehen kann. Zunächst allerdings kann man beobachten, dass schon die Kindergruppe so manch Heavy Metal-Gen in sich trägt. Denn wenn sie erst einmal zu ihren Instrumenten greifen, dann gibt es kein Halten mehr.

Die kleinen Rocker schaffen es immer wieder ihre Zuhörer zum Tanzen, Singen und Headbangen zu bringen. Was so manch einen Erwachsenen am Ende des Gigs zu der Erkenntnis kommen lässt: „Früh übt sich der Wacken-Nachwuchs“.

Mit ihrer Wagendarstellung „Die Hippen auf Wacken“ zeigen die Kirmesaktiven aus der ehemaligen historischen Keimzelle von Gevelsberg, was W:O:A eigentlich so einzigartig macht. Es ist die Kombination aus schleswig-holsteinischem Landleben mit langhaarigen in schwarz gekleideten Besuchern, die ausgelassen zum Line Up des Festivals headbangen, grölen und feiern Auf dem vorderen Teil befindet sich das Wahrzeichen des Festivals, der schwarze 5,70 Meter hohe Kirchturm mit dem Rinderschädel; Logo der Veranstaltung und zugleich ein typisches Symbol der Metal-Szene.

Im Inneren ist eine Bar aufgebaut, an deren Tresen die Festivalbesucher mit Bier versorgt werden. Für die rund 1.800 Einwohner der kleinen Gemeinde Wacken kehrt mit dem Open Air-Event alljährlich deren fünfte Jahreszeit zurück. Aus ihren Häusern heraus, die im hinteren Teil des Wagens nachempfunden sind, beobachten sie das wilde Treiben auf der Bühne.

Mit der Gevelsberger Metalband „Beyond Redemption“ erlebt man ein echtes Livespektakel, bei dem es ziemlich heiß hergehen wird. Melodischer Metal mit Einschlägen aus Powermetal, Classic Rock und Thrash – und mit Ohrwurmgarantie. 2014 gegründet, setzt sich die Band seit 2019 aus den Ur-Gründungsmitgliedern Pat Weazle und Nico Caynebard, dem Sänger Ilho Cho, Bassist Dr. zomb.

Rob Stein und Drummer Dancing Lue zusammen. Inspiriert durch Ilhos uralte Mission und aufgrund ihrer eigenen Erlebnisse verfolgen „Beyond Redemption“ ein klares Ziel: Den Song „Last Christmas“ aus diesem Universum verbannen. Und zwar mit den unheimlich eingängigen Songs die sie schreiben und spielen und deren Texte entweder den Biographien der Mitglieder entstammen oder für sie wichtige Themen (Freiheitsdrang, Depressionen, verspätete Züge oder einfach Hunger) behandeln.

Ihr keyboardgeschwängerter Heavy Metal ist stets darauf ausgerichtet, im Ohr zu bleiben, ohne simpel zu werden. Man könnte auch sagen: Wer „Beyond Redemption“ hört, vergisst „Last Christmas“ zumindest temporär. Wer sie live am Kirmessonntag erlebt, der wird bei ihrem Gig lautstark „Wackööön!“ grölen.

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