Drei „schräge” Tenöre und rechnender Hund – Hossa!

Der Kirmesabend in der Halle West bot allein drei Stunden tolles, buntes Programm
(Text: Werner Bloemer | Fotos: Rita Wiemann)
Drei Stunden Programm, das das Publikum immer wieder von den Stühlen riss – und dann noch mehr Stunden Musik, Tanz und Klönen. Der Kirmesabend am Samstag in der Halle West stimmte prächtig auf das Großereignis vom 24. bis 28. Juni ein. Dann heißt es: „Dräget sick dat Riesenrad, ess wie’r Kiärmis inne Stadt”. Voerder, Hasper, Gevelsberger Kirmes, dann die Sommerfeste der Kirmesgruppen und das Schwelmer Heimatfest – Urlaub könne später gemacht werden, sagte der Vorsitzende des Kirmesvereins, Gerd Laake, in seiner Begrüßung. Urkunden für über 50 Jahre Kirmes-Treue überreichte Laake an Edith und Otto Piorek. Vier weitere Mitglieder der KG Börkey, die verhindert waren, bekommen sie noch: Brunhilde Schulte, Ilse Schulte, Hiltrud Göpfert und Gertrud Küper.
Standartenträger und ein schwarzer Schwan
Zuvor waren die Standartenträger und Vorsitzenden der 13 Kirmesgruppen in die Halle einmarschiert – das Publikum empfing sie stehend und klatschend. Und dann ging es auch schon los, Schlag auf Schlag. Paul-Werner Herguth, der auch in diesem Jahr souverän durch das Programm führte, sagte zunächst den Schwanensee-Tanz der KG Vie vam Kopp an. Vorsitzender Reimund Herberg tanzte dabei als schwarzer Schwan immer wieder aus der Reihe. Viel Beifall gab’s auch für den späteren zweiten Auftritt: So soll es im Chicago der 20er Jahre zugegangen sein – der Tanz war sehr sportlich und sehr sexy. Die Frauengruppe der Hippendörfer präsentierte ein Wunschkonzert der besonderen Art: Brigitte Laake reichte einen Zettel mit dem jeweiligen Titel hinter den Vorhang und die Damen mussten sich binnen 30 Sekunden entsprechend umziehen – da steckte manchmal noch der Bügel im Kleid. Begeisterter Applaus für alle Frauen – und Rosen für Renate Wolf, die am Samstag Geburtstag hatte. Jürgen Piorek (KG Börkey) kam einmal mehr als „Ehemann” zum Kirmesabend. Er hat sehr spät geheiratet – „damit es nicht so lange dauert”. Denn Liebe sei eine Abkürzung und stehe für „Lebenslänglicher Irrtum eines beschränkten Esels”. Was wäre ein Kirmesabend ohne das Kirmesmotto-Lied? Klaus Furmanek (Akkordeon) und Günter Dabruck (Gitarre) enttäuschten das Publikum auch 2005 nicht: „Dräget sick dat Riesenrad, ess wie’r Kiärmis inne Stadt”, sang das Duo. Und dann: „Leiwe Lü, es kommt der Hammerschmied . . .”
Michael „Willi” Sichelschmidt begrüßte auch Kirmesfreunde aus Voerde, Schwelm und Haspe – natürlich auf Platt. Aber: „Platt versteht nicht jeder – und ich habe mir heute jede Mühe gegeben, dass es keiner versteht.” Er sprach das Parkproblem in der Elberfelder Straße an und die „neue Autobahn Südstraße”. Gestaunt hat er über die im Stadtgarten aufgebaute Muster-Fläche für die Mittelstraße. Der Tunnel komme nur langsam voran – ob das etwa auch nur ein Muster sei? „Hossa!” Die KG Börkey, 70 Jahre alt und kein bisschen leise, präsentierte nicht sieben Jahrzehnte, sondern beschränkte sich auf die 70er Jahre. Und die hatten es bekanntlich in sich: Rainer Piorek erinnerte an Pril-Blumen, Bravo und Schulmädchen-Report, erschoss Heino und schickte die „Les Börkey Singers” auf eine musikalische Weltreise. Immer wieder Szenen-Beifall, auch für Kalle Tillert, der nur mit einem Sombrero bekleidet (und natürlich noch einer Kleinigkeit darunter) über die Bühne tanzte. Ein toller Vorgeschmack auf den Kirmeszug. Riesen-Applaus!
Nun durften Profis zeigen, was sie draufhaben. Florin ließ seinen kleinen Hund Cato rechnen und bezog das Publikum in seine Show ein. Altbürgermeister Klaus Solmecke musste 3 und 4 addieren und das Ergebnis dann in „Hundesprache” verkünden. Cato konnte aber noch viel mehr. Eine ganz tolle Tierdressur. Nur für höflichen Applaus reichte dagegen der Auftritt der singenden Köchinnen Gundi und Jarka, die Musik auch mit Küchengeräten machten und sich als Feuerschlucker versuchten.
„Du hast ’nen Nagel in der Kappe . . .”
Während auf der Bühne umgebaut wurde, unterhielt „Willi” mit seinem Erfolgssong „Du hast ’nen Nagel in der Kappe . . .” Dann der absolute Hammer: Die drei jungen Tenöre der KG Mühlenhämmer (Fabian und Tobias Eulenhöfer, Sascha Krupke) zeigten sich extrem beweglich, konnten sich passend zur Musik seitlich, nach vorn oder hinten extrem schräg bis fast in die Horizontale neigen – dank einer ausgeklügelten Technik. Mit donnerndem Beifall und lauten Rufen forderte das Publikum, das es längst nicht mehr auf den Stühlen hielt, eine Zugabe. Ein Kirmesabend-Programmpunkt vom Allerfeinsten! Nachdem Gerd Laake alle Akteure zum Finale auf der Bühne versammelt hatte, drehte die fünfköpfige Band „Royal Flush” auf. Die Tanzfläche füllte sich, am Bierstand in der Halle und am Tresen im Foyer bildeten sich gut gelaunte Klön-Grüppchen. Jetzt freuen sich alle auf die bald beginnende Kirmes.