Drei neue Blaukittelträger

Rüdiger Kaiser, Bernd Matthäi und Andreas Kalin

Pünktlich startete heute der Marsch zum Anblasen von der VHS zur Kirmesmauer. Angeführt von der Spielleute-Vereinigung Gevelsberg, zog der Tross durch ein Spalier gut gelaunter und fröhlicher Menschen auf der Kirmes. Und das wie erhofft bei strahlend blauem Himmel mit ein paar lockeren Wölkchen.

Zum ersten Mal führte der neue Hammerschmied Lutz Kornowski zusammen mit seinen beiden Begleiterinnen Mijou Brand und Mandy Deheel, Bürgermeister Claus Jacobi sowie dem Vorstand des GKV den Zug der Blaukittel und Standartenträger an. Entlang der Strecke jubelten ihnen die zahllosen Kirmesfreunde auf der Straße, in den offenen Fenstern und von Balkonen aus zu.

Bevor Dorfschulze Sascha Hilger die drei neuen Gehilfen des Dorfschulzen ernannte, ergriff der 1. Vorsitzende Markus Loetz das Wort. „Die Kirmesgruppen können sich selbst applaudieren. Was sie auf die Beine gestellt haben, ist ein Granatenzug.“ Dann wurde es spannend. Dorfschulze Sascha Hilger verkündete die drei neuen Blaukittelträger: Es sind Rüdiger Kaiser, Andreas Kalin und Bernd Matthäi.

Er verkörpert die Gevelsberger Feuerwehr wie kaum ein anderer, denn Rüdiger Kaiser ist schon seit 1994 stellvertretender Wehrführer und somit im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis der Stellvertreter mit den meisten Jahren. Der Gevelsberger trat durch seinen Vater mit 17 Jahren in den Löschzug Asbeck ein. Als gelernter Werkzeugmacher, seine Ausbildung absolvierte Rüdiger Kaiser bei der Firma Hillringhaus in Silschede, nutzte er 1983 die Gelegenheit und startete seine hauptberufliche Feuerwehrlaufbahn in der Kreisfeuerwehrzentrale. Nach vielen Lehrgängen und Vorbildungen wurde er dann wie bereits erwähnt stellvertretender Wehrführer in Gevelsberg. Als Ausbildungsbeauftragter auf Kreisebene konnte er für die Neueinsteiger deren Werdegang mitgestalten. Auch den Tunnelbau in Gevelsberg begleitete er aus Sicht der Feuerwehr sehr intensiv. „Ich erinnere mich noch an meinen ersten Einsatz auf der Kirmes“, so Rüdiger Kaiser. „Meine Aufgabe war es, über Sprechfunk zum richtigen Zeitpunkt den Feuerwerkern das Signal für das Abfeuern der drei Böllerschüsse zu geben.“ Außerdem ist er als ständiger Vertreter des Deutschen Feuerwehr Verbandes im Referat 8 der Vereinigung des deutschen Brandschutzes tätig. Das Referat ist u.a. für die Zulassung der Schutzausrüstung der Feuerwehren in Deutschland zuständig. Darüber hinaus wirkte der heute 64-jährige Familienvater einer Tochter bei der Neugestaltung des Sicherheitskonzeptes für die Kirmes mit. Diese Kirmes ist seine letzte in der aktiven Amtszeit, denn der neue Blaukittelträger geht in den Ruhestand. Mit seiner Familie zieht es ihn dann auch nach Ostfriesland, wo er über Jahre eine schmuckes Fehnhaus restauriert hat. Der Kirmes bleibt er aber auch in Zukunft verbunden.

Während der eine ein Fehnhaus an der Küste sein Eigen nennt, stammt der zweite neue Blaukittelträger von der Insel Fehmann. Die Rede ist selbstverständlich von dem ehemaligen Hammerschmied Bernd Matthäi, der bis 2022 über 13 Jahre diese Kultfigur mit Leib und Seele verkörperte. Seine berufliche Laufbahn startete er mit einer Ausbildung zum Kfz-Mechaniker, um dann später eine Umschulung zum Stahlbauschlosser zu absolvieren. Vier Jahre diente der neue Dorfschulzengehilfe bei der Bundeswehr und wollte eigentlich Berufssoldat werden. Der Liebe wegen kam er dann allerdings 1984 nach Gevelsberg und arbeitete als Fuhrparkleiter bei Zwieback Brandt. Heute ist er in der Kunststoffindustrie tätig und arbeitet mit Hochdruck an seinem Ruhestand. Nach seinen Hobbys gefragt, gibt es zwei klare Antworten: das Wohnmobil und die Kirmes. Mit dem vor zwei Jahren angeschafften Wohnmobil wollen er und seine Frau Marion, die er vor 19 Jahren auf Fehmann heiratete, Deutschland und Europa bereisen. Dies allerdings zeitlich eingeschränkt, denn beide kümmern sich liebevoll um die Pflege seiner heute 88-jährigen Mutter, die bei ihnen zuhause wohnt. Seine seit Jahrzehnten mit dem Kirmesvirus infizierte Marion war es auch, die ihn mit zur Kirmesgruppe Im Dörnen brachte. „Erst bin ich einfach nur mit hin, aber heute packe ich gerne mit an wo es geht“, so Bernd Matthäi. Auch kann er behaupten, dass er mit einer Frau Marion das einzige Blaukittelpaar sind und, nach 13 Jahren getrennter Wege auf der Kirmes als Hammerschmied kann er jetzt mit seiner Marion gemeinsam feiern.

Der dritte im Bunde ist ein waschechter Gevelsberger und seit seinem sieben Lebensjahr im Kirmestrubel dabei. Gerade erst konnte Andreas Kalin beim Kirmesabend seine Urkunde für 50 Jahre Aktivität im Kirmesgeschehen entgegennehmen. Seit Vater, aktiv bei den Fidelen Vogelsangern, weckte das Interesse für das Kirmesgeschehen. Und weil der damals Siebenjährige Andreas auch gleich einmal auf dem Wagen den Kirmeszug erleben wollte, versteckte er sich einfach darauf. „Als ich hervorkroch, gab es erst einmal eine fette Klatsche und ich durfte zur Strafe nur auf dem Trecker mitfahren“, erinnert sich Andreas lachend. Seitdem ist er in all den Jahren nicht einmal auf dem Wagen dabei gewesen. Die Fidelen Vogelsanger waren damals sowohl Kirmesgruppe als auch Musikgruppe. Bei den Musikern arbeitete er über mehrere Jahre auch im Vorstand mit. Nach dem Umzug vom Vogelsang in die Stadt Anfang der neunziger Jahre kam der neue Blaukittelträger zur Kirmesgruppe Pinass Brumse. Hier lenkte er neun Jahre die Geschicke der Gruppe als 1. Vorsitzender und später als Zugführer. Letzteres Amt hat im letzten Jahr sein Sohn Luis übernommen. Als gelernter Industriemechaniker ist er heute als Technischer Berater gefragt. Nicht zu vergessen sind seine zahlreichen Darstellungen als Einzelgänger im Zug. Darüber hinaus brachte sich Andreas Kalin im Hauptvorstand des GKV ein. Zunächst als Beisitzer und dann mehrere Jahre als 2. Vorsitzender. Seit 2016 ist er auch als Ritter von Hopfen und Malz in der Ritterrunde ein gern gesehenes Mitglied.

Nach einer musikalischen Einlage der Spielleute und der Fidelen Vogelsanger ergriff Hammerschmied Lutz Kornowski kurz und knapp das Wort: „Ich hatte beim Durchschreiten des Kirmes Tores Gänsehaut pur!“ Nach der Begrüßung der Gäste aus den Nachbarstädten wünsche er allen noch eine tolle Kirmes. Auch in diesem Jahr ließ es sich Schausteller Andreas Alexius nicht nehmen, vor dem Bürgermeister das Wort zu ergreifen. „Hab ihr es gesehen? Das Riesenrad ist da“, so Alexius. „Jetzt müsst ihr auch damit fahren und es nicht nur anschauen.“

Außerdem dankte er im Namen der Schausteller Roman Lorber vom Ordnungsamt als „Mister Kirmes“ für die hervorragende Vorbereitung. Für den Hammerschmied hatte er einen kleinen pinkfarbenen Hammer dabei, denn wenn dieser mit dem Wagen seiner Frau unterwegs sei, verwandele er sich von einem ganzen Kerl in ein schüchternes Kerlchen. Bürgermeister Klaus Jakobi: „Et es wier sowiet, usse Kiärmes dä löppet.“ „Und in diesem Jahr wieder wie früher ohne dat Corona- und Pandemietheater mit einem Kirmeszug mit einer richtigen Kirmeszugbewertung!“

Aber er habe auch Sorgen wegen des angeblichen Puffs am Nirgena. In hätten Schwelmer am Nirgena angesprochen, die den suchten. Er habe sie zurück nach Schwelm geschickt und zusammen mit dem Hammerschmied ein Lied gegen ein solches Etablissement gedichtet. Dieses Lied gaben dann der Bürgermeister mit dem Hammerschmied, dem Dorfschulzen und dem 1. Vorsitzenden unter Applaus des Publikums zum Besten. Mit den obligatorischen drei Böllerschüssen eröffnete er offiziell die Kirmes.

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