Wechsel an der Spitze der KG „Hippendorf“

Es herrschte andächtige Stille, als Paul-Werner Herguth die Jahreshauptversammlung der Kirmesgruppe „Hippendorf“, die ja bekanntlich gleich zwei Brauchtümer – neben der Kirmes auch noch den Karneval – im Programm hat, eröffnete. Was in erster Linie daran lag, dass er den Anwesenden zuvor bereits schon mitgeteilt hatte, „bei der heutigen Wahl für den Vorsitz“ nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Mehr als zwei Jahrzehnte führte er die Geschicke; nun sah es Pauli, wie er liebevoll genannt wird, an der Zeit, den Staffelstab in die Hände der kommenden Generationen zu legen. Bevor es allerdings so weit war, warf er erst einmal noch einen kurzen Blick auf das zurückliegende Jahr.

War 2023 anfänglich noch ein wenig geprägt von Corona, wurde es im Laufe der Zeit immer besser. Herguth berichtete unter anderem, dass es im Januar eine Kostümbörse gegeben hätte, im Februar „standen wir unseren Freunden von der Ka.Ge Grün-Weiß Gevelsberg und ihrem Prinzenpaar unterstützend zur Seite“ und man konnte auch wieder zum herzhaften Grünkohlessen einladen.

Mit Blick auf das Kulinarische kredenzte man seinen Gästen in 2023 natürlich auch wieder Reibekuchen, lud zum beliebten Spargelfest ein und richtete die traditionelle große Schnitzelparade aus. Großen Anklang hätte auch die Premiere der 80er-Jahre-Party gefunden, die von Dennis Wenzel im November auf die Beine gestellt wurde.

Beim Kirmeszug 2023 zollten die Kirmesaktiven dem legendären Open-Air-Festival von Wacken Tribut. Mit der Darstellung „Die Hippen auf Wacken“ zeigten sie, was W:O:A eigentlich so einzigartig macht und ließen mit der auf dem Wagen spielende Gevelsberger Metalband „Beyond Redemption“ „die Zuschauer ein echtes Livespektakel erleben“, bei dem es ziemlich heiß und feurig herging. Selbst „unsere kleinen Nachwuchs-Rocker“ schafften es, die Leute zum Tanzen, Singen und Headbangen zu bewegen.

Am Ende wurde man bei der Preisverleihung jedoch nur mit dem siebten Platz für die Wagendarstellung und einem vierten Platz für die Kindergruppe bedacht. Mit feuchten Augen bedankte sich Paul-Werner Herguth abschließend nicht nur für die Aufmerksamkeit, er bedankte sich insbesondere für all die Jahre, die er an der Spitze der Kirmesgruppe agieren durfte.

Pauli ist ein Gevelsberger Junge durch und durch, dem die Kirmes schon von Geburt an in die Wiege gelegt wurde. Bereits im zarten Alter von drei Jahren nahm er am Kirmeszug teil, wurde 1969 in die Jugendgruppe der KG „Hippendorf“ aufgenommen, 1982 wählte man ihn zum 2. Vorsitzenden und 2003 übernahm er schließlich von Herbert Laake jr. den Vorsitz der Kirmesgruppe.

Während dieser Zeit, so sagte er rückblickend, sei er unheimlich stolz über die vielen ersten Preise für die „Beste Fußgruppe“. Und dass es ihm gelungen sei, den Verein erfolgreich durch die Coronazeit zu führen. Laut seiner Aussage habe die Pandemie vieles umgekrempelt und am Ende so manch einen Verein letztlich in die Knie gezwungen. „Nicht nur hier vor Ort – überall.“

Mit Blick auf das zukünftige Kirmesgeschehen äußerte Pauli den Wunsch, „dass die Kirmesvereine durch junge Leute gestärkt werden und somit auch in den nächsten Jahren noch viele Kirmeszüge durch die Stadt laufen“. Im Hippendorf wurde diesbezüglich ein erster Anfang gemacht. Die Versammlung konnte nämlich zwei neue Mitglieder in ihren Reihen begrüßen.

Auf P folgte P

Nun waren die Teilnehmenden aufgefordert, einem neuen Vorstand das Vertrauen auszusprechen. Einstimmig folgten sie dabei dem Vorschlag der Wahlkommission und wählten Petra Wenzel zur neuen Nummer eins der Kirmesgruppe „Hippendorf“. Kurz gesagt: Auf P(aul-Werner) folgte P(etra)! Als Geschäftsführer wird ihr zukünftig Paul-Werner Herguth zur Seite stehen, Sebastian Wieß – der nach wie vor Standartenträger bleibt – und Dirk Wenzel (er fungiert weitere zwei Jahre als Präsident der hauseigenen Karnevalsgesellschaft) wurden als Beisitzer bestimmt.

Zu neuen Kassenprüfern ernannte man Jörg „Jogi“ Führing, Anja Dörner und Annika „Aki“ Nowotka. Blieb letztlich noch die Frage nach entsprechenden Stellvertretern. Hier schlugen die Hippendörfer mal einen ganz anderen und neuen Weg ein. „Wir wollen nach vorne schauen und haben dabei unsere jungen Mitglieder und Mitgliederinnen im Auge“, erläuterte die frisch gewählte Vorsitzende.

„Als Praktikanten“, wie sie sagte, wolle man ihnen die Möglichkeit geben, sich in einzelne Vorstandspositionen einzuarbeiten; das Prozedere was hinter jedem Posten steckt genauer kennenzulernen. Von daher wurde einstimmig beschlossen, dass Dennis Wenzel Vorstandsluft schnuppert und Kristina „Kiki“ Boehle Einblick in das Betätigungsfeld des Geschäftsführers, der zugleich auch die Finanzen des Vereins verwaltet, erhält.

In den bisherigen 89 Jahren hatte die KG „Hippendorf“ mit Herbert Laake, Paul-Günther Herguth, Herbert Laake jr. und Paul-Werner Herguth  gerade einmal vier 1. Vorsitzende. Petra Wenzel ist nun die Nummer fünf und zugleich die erste Frau an der Spitze. „Ich freue mich über das mir entgegengebrachte Vertrauen“, sagte sie nach Ende der einzelnen Wahlvorgänge lächelnd in die Runde und versprach abschließend, dass man alles dafür tun werden, damit auch weiterhin im Kirmes- und im Karnevalsgeschehen „unser Hippendorf Mäh“ ganz laut ertönen werde.                                         

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