Kirmes-Bierglas von 1958 aufgetaucht

Ennepetaler Kirmesfreundin hatte es wieder entdeckt

Unser Kirmesverein ist um ein Erinnerungs-Requisit aus längst vergangenen Zeiten reicher. Abgesehen davon, dass selbst ältere Kirmesfreunde kaum davon wussten, hat das „Stück“ noch insofern einen besonderen Stellenwert, als es vom damaligen Kirmesausschuss zu einem Kirmeszug-Jubiläum (das in Wirklichkeit keines war) angefertigt und offenbar an „verdiente Aktive“ bzw. Sponsoren vergeben wurde. Es handelt sich um ein Bierglas, geschmückt mit einer „25“ und dem Plakatmotiv vor jetzt 53 Jahren. „Gevelsberger Kirmes 1958“ sowie „25 Jahre Gevelsberger Kirmeszug“ ist zu lesen, zudem ist das Motto der Kirmes 1958 aufgedruckt: „So hatt as diättig“. 1958 war allerdings ein Irrtum für das silberne Kirmeszug-Jubiläum, es war, da der Zug bekanntlich 1934 aus der Taufe gehoben wurde, erst 1959 fällig.

Zu verdanken ist das Erinnerungs-Requisit der in Ennepetal auf der Wilhelmshöhe wohnenden Frau Ilse Potthoff. Die 87-Jährige hatte in der Zeitung von der Bierkrug-Übergabe am 6. Mai dieses Jahres bei der Andreas-Brauerei in Dortmund gelesen. Der Artikel weckte die Erinnerung an das in ihrem Schrank gut aufbewahrte Kirmes-Bierglas aus dem Jahr 1958. Spontan beschloss sie, sich davon zu trennen und es einem Gevelsberger Kirmesfreund zu schenken: „Ehe es möglicherweise im Mülleimer landet“. Ein Anruf, ein Besuch in ihrem gemütlich eingerichteten Seniorennest „inne Milspe“ – und schon war die Übergabe mit einem herzlichen Dankeschön für das Geschenk perfekt.

Sie erzählte noch, dass das Bierglas aus dem Fundus ihres ehemaligen, verstorbenen Lebenspartners stamme, der ein eifriger Hobby-Sammler gewesen sei. „Natürlich ist mir die Gevelsberger Kirmes bekannt, früher habe ich auch kräftig mitgefeiert“, blickt Ilse Potthoff zurück. Jedoch ein ausgesprochenes „Kirmeskind“ war sie nicht. Mit vielen Erinnerungen an unvergessene Details erzählt sie von einem interessanten Leben und davon, wie sie nach Gevelsberg gekommen ist. Geboren wurde die kleine Ilse in Hamburg, in Berlin wuchs sie auf, als junges Mädchen wurde sie als Flakhelferin verpflichtet und nach Haßlinghausen beordert. Sie war abkommandiert, einen Riesenscheinwerfer zu bedienen und damit am Himmel feindliche Flugzeuge auszumachen.

Nach Kriegsende kam sie dann nach Gevelsberg und wohnte „bei Frau Fränz“ in dem Eckhaus Haßlinghauser/Hammerstraße. „Dort, wo kürzlich ein junger Mann erschossen wurde“. Sie heiratete Werner Potthoff und besuchte mit ihrem Mann fast ständig das Café Krenzer an der Neustraße. „Wir trafen uns hier mit Freunden und waren eine richtig fröhliche Clique“, erinnert sie sich gern an eine schöne Zeit. Unter anderem gehörte der als Handballspieler bekannte Walter Oehm dazu. „Und wenn wir Kirmes gefeiert haben, dann richtig und ausgiebig“, strahlt sie noch heute über das ganze Gesicht. Eben „so hatt as diättig“, wie das Kirmesmotto 1958 aussagte. Nach dem Tod ihres Mannes zwischenzeitlich in Schwelm wohnend, ist sie seit Jahren in Ennepetal an der Wilhelmshöher Straße heimisch. „Hier fühle ich mich sehr wohl“, lächelt sie zufrieden. In der Zeitung wird sie lesen, wie die Gevelsberger bald wieder ihre Kirmes feiern. Sie selbst wäre gern noch einmal dabei, aber aufgrund des Alters geht es nicht mehr. Das Motiv auf dem Bierglas, damals vor allem Blickfang auf dem Kirmesplakat, stammte übrigens von Eckard Löser: Der Schüler des Gymnasiums hatte bei einem vom Kirmesausschuss ausgeschriebenen Kirmesplakatwettbewerb den ersten Preis erzielt.

Nach oben