Kein „Brexit“ in Gevelsberg

Ohrenbetäubend hallten am Freitagabend drei Donnerschläge durch das Tal. Auch für die Letzten das eindeutige Zeichen: Bürgermeister Claus Jacobi hat die Gevelsberger Kirmes eröffnet.

Zum traditionellen Anblasen der Kirmes gehört selbstverständlich der Zug durch das Kirmestor über die Schrägste Kirmes der Welt zur Kirmesmauer im Hippendorf. Musikalisch begleitet von der Spielleute-Vereinigung Gevelsberg marschierte der Kirmesvorstand mit Dorfschulze Carsten Neef, Hammerschmied Bernd Matthäi, den Blaukittelträgern, den Standartenträgern der zwölf Kirmesvereine und vielen Kirmesfreunden den Berg hinauf. Nach einigen kleinen Stopps mit kühlem Blonden erreichte der Zug pünktlich das Ziel.

Für eine Live-Schaltung des WDR gab Kirmesvereinsvorsitzender Michael Sichelschmidt noch schnell ein Interview, bevor Hammerschmied Bernd Matthäi sich einige Gedanken über den Brexit machte. Für eine Abspaltung des Dorfes vom Rest der Stadt während der längsten Nacht von Freitag bis Dienstag würde sich allerdings vermutlich keine Mehrheit finden.

Bevor die drei neuen Gehilfen des Dorfschulzen ihre Urkunden überreicht bekamen, ehrte der Kirmesvorstand die beiden Schausteller Dirk Wagner und Alfons Tröger. Beide sind seit 30 Jahren ununterbrochen jedes Jahr mit ihren Fahrgeschäften in Gevelsberg.

Ihre langjährigen Verdienste für das Heimatbrauchtum im Rahmen der Gevelsberger Kirmes waren Anlass, Wolfgang „Goofy“ Fieselmann, Dirk Sommer und Dieter „Pipo“ Batze in diesem Jahr zu Gehilfen des Dorfschulzen zu ernennen. Ausgestattet mit einer großen Urkunde, dem Blaukittel und dem roten Halstuch gehören die Drei nun zu den privilegierten Blaukittelträgern.

Einmal mehr bewies Bürgermeister Claus Jacobi in seiner Ansprache eine gehörige Portion Humor, bei der er weder sich noch die Stadtverwaltung verschonte. Zumindest ist jetzt klar, warum in Silschede so schnell ein Supermarkt erstehen soll. Die Instandsetzung der maroden Autobahnbrücke auf der Eichholzstraße wird nach seiner Prognose so lange dauern, dass die Silscheder auf lange Sicht verhungern würden, käme den der Supermarkt nicht auf die grüne Wiese. Nach seinen Worten: „Die Gevelsberger Kirmes ist eröffnet“, fuhren allen Anwesenden die drei Donnerschläge in die Glieder.

Eins ist auf jeden Fall klar: Der Wettergott muss zumindest teilweise ein Kirmesfreund sein. Allen Prognosen zum Trotz mit angekündigtem Starkregen, Gewittern und Hagel blieb es am ersten Kirmestag bis tief in die Nacht trocken. Ganz im Gegenteil zu den Kehlen der vielen Kirmesbesucher, die den Auftakt des fünftägigen Spektakels fröhlich feierten.

 

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