Jogi Löw feiert lieber Kirmes als am Riesenrad in Berlin

Vier ohrenbetäubende Böllerschüsse, drei neue Gehilfen des Dorfschulzen, zwei launige Reden von Hammerschmied und Bürgermeister – und eine Gevelsberger Kirmes, die gestern um 20.15 Uhr offiziell an der Kirmesmauer im Dorf eröffnet wurde. Und die wird ein „ganz tolles Fest“, wie Gerd Laake, der Vorsitzende des Kirmesvereins, den Kirmesfreunden beim „Anblasen“ versprach. Wie immer hatte sich am Bürgerzentrum der „kleine Kirmeszug“ mit Bürgermeister Claus Jacobi, Hammerschmied Michael „Willi“ Sichelschmidt (samt Begleitung Bianca Krütt, die nicht mehr extra aus Hamburg anreisen musste, weil sie wieder in Gevelsberg wohnt), Vorstand, Standartenträgern der 13 Kirmesgruppen, Präsidium, Blaukittelträgern, Rittern und Musikgruppen formiert.

Über die Kirmes bergauf ging’s mit Musikbegleitung der Spielleute-Vereinigung, der „alten“ und der „neuen“ Fidelen Vogelsanger, die auch an der Kirmesmauer für Unterhaltung sorgten. Unterwegs gab’s manches Bierchen, auch an der „Kirmesterrasse“ des früheren Stadtbaurats Gert Henschen, der wieder ein kleines Feuerwerk abbrannte. Gerd Laake dankte den Hippendörfer „Hausherrn“ im Dorf für das Gastrecht, namentlich Bäuerin und Bauer Renate und Winfried Wolf. Er meinte, die Mühlenhämmer, die die Kirmesplakette entwarfen, hätten schon gewusst, dass das Riesenrad fehlen werde – und in der Plakette eine „Sollbruchstelle“ zum Entfernen des Riesenrads eingeplant.

Hammerschmied „Willi“, erst auf „Platt“, dann „für alle verständlich“, sagte, die Fete nach der kirchlichen Hochzeit des Bürgermeisters habe schon einen Vorgeschmack auf die Kirmes vermittelt – „da gab’s auch kein Riesenrad“. Dorfschulze Carsten Neef, jetzt im zweiten Jahr in Amt und Würden, ernannte drei „wohlverdiente Kirmesfreunde“ zu neuen Gehilfen und überreichte ihnen Blaukittel und Halstuch als Zeichen der neuen Würde: Achim Brockhaus (KG Mühlenhämmer), Werner Fischer (Andreas-Brauerei) und Horst Gibbert (Schwelmer Brauerei).

Bernd Alexius als Sprecher der Schausteller wies auf deren Treue zur Gevelsberger Kirmes hin, rund 250 seien wieder hier. Der Riesenrad-Betreiber hätte schon im Januar absagen müssen, dann hätte man Ersatz gefunden. Aber der auf dem Kirmesplatz stehende „X-Faktor“ sei ein tolles Fahrgeschäft für die Jugend. Bürgermeister Claus Jacobi fand die Kirmes diesmal etwas anders: Erst hätten Gerd und Daniel Laake den Tunnel mit Alubohlen der Fa. Ischebeck zugemacht. Für eine Champignonzucht? Nein, aber mit Pilzen (besser: Pils) hätte das was zu tun: Der Tunnel diene als Kühlkeller fürs Bier.

Dann sei er letzten Mittwoch gegen 23 Uhr („Ich bin jetzt verheiratet und geh‘ schon früher ins Bett“) durch „lautes Gedöhne“ in der Mittelstraße wachgeworden. Da habe er mit seiner Desirée nachgesehen, was da los war: Eine Massendemo mit 1000 Leuten! „Die wollten durchsetzen, dass die Kirmes schon mittwochs beginnt. Aber da habe ich denen gesagt, wenn ihr statt eine Kirmesdemo zu veranstalten Fußball geguckt hättet, dann könntet ihr jetzt auch schlafen.“

Und schließlich habe ihn gestern auch noch Jogi Löw angerufen: Ob er nach dem Endspiel mit der Mannschaft auf der Gevelsberger Kirmes feiern dürfe – auf der Fanmeile in Berlin stehe nur so ein altes, einsames Riesenrad herum . . . Riesenbeifall, die offiziellen Eröffnungsworte, Böllerschüsse – und dann ging’s los.

Nach oben