„Gevelsberg lebt, Gevelsberg bebt”: Endlich wieder Kirmes!

Gestern um 20.14 Uhr angeblasen / Drei neue Gehilfen und tolle Bürgermeister-Rede
(Text: Werner Bloemer | Foto: Ralf Sichelschmidt)
Gevelsberg. Punkt 20.14 Uhr krachten gestern die drei ebenso obligatorischen wie ohrenbetäubenden Böllerschüsse – damit war die Kirmes 2006 offiziell eröffnet. Hunderte Kirmesfreunde hatten sich zum „Anblasen” an der Kirmesmauer im Dorf eingefunden. Dass die Kirmes schon vorher, ab 14 Uhr, gut lief, davon konnten sich die Teilnehmer des kleinen Kirmeszuges überzeugen, der wie immer seinen Weg vom Bürgerzentrum über die bunte Meile zur Kirmesmauer nahm. Vorstand und Präsidium des Kirmesvereins, Blaukittelträger, Spielleutevereinigung Gevelsberg, die Standartenträger der Kirmesgruppen, Bürgermeister und Hammerschmied (samt Begleitung Bianca Krütt) wurden vor der Kirmesterrasse des früheren Stadtbaurats Gert Henschen mit Mini-Feuerwerk und Bierchen begrüßt – auch das hat längst Tradition.
An der Kirmesmauer dann der imposante Empfang durch das Drum- & Bugle-Corps Fidele Vogelsanger mit Mädchengarde. Kirmesvereinsvorsitzender Gerd Laake („Gevelsberg lebt, Gevelsberg bebt”) begrüßte viele hundert Kirmesfreunde und versprach neben dem „Anblasen” durch die Musikzüge erstmals auch ein „Ansingen”: Das besorgten Klaus Furmanek (Akkordeon) und Günter Dabruck (Gitarre) mit dem Kirmesmottolied 2006: „Hiätt dä Stroaten ok vüöll Lüöcker, dä Zug dä löppet, dat es si’ecker”. Da bebte vom Mitklatschen auch der große Lkw-Anhänger, der als Bühne diente und den Gerd Westermann vom Freundeskreis Gevelsberger Kirmes besorgt hatte. Hammerschmied Michael „Willi” Sichelschmidt erzählte zunächst auf Platt, wieviel Termine er so hat, nicht nur in Gevelsberg, sondern auch in Voerde und Haspe. Und dann werde er nach dem Schwelmer Heimatfest noch gefragt: „Kannst Du nicht den Nikolaus für unsere Blagen machen?”
Als Dorfschulze ernannte „Willi” dann drei neue Gehilfen, die laut Urkundentext auf der Kirmes mit Speis und Trank traktiert werden müssen und nach Hause kommen dürfen, wann sie wollen. Diesmal erhielten den Blaukittel samt Halstuch Roswitha Goetzke von der KG Mühlenhämmer (nach Anne Dicke von der Andreas-Brauerei erst die zweite Frau in der Gehilfen-Runde), Winfried Wolf von der KG Hippendorf und Rolf Balbinot von der KG Haufer Jungen. Bernd Alexius als Sprecher der Schausteller verwies auf die rund 180 Schausteller vom Stupprock bis zur Nordstraße. Sie kämen immer gern nach Gevelsberg, wo doch täglich etwa 100 000 Menschen die Kirmes besuchten: „Morgen, vor und nach dem deutschen Sieg, treffen wir uns hier wieder.”
Den Schluss- und Höhepunkt setzte Bürgermeister Claus Jacobi, der in seiner teils plattdeutschen Rede zunächst Mitgefühl bewies: „360 Tage musstet Ihr ertragen, seit der letzte von Euch, am späten Kirmesdienstagabend des Jahres 2005, unten am Timpen sagte: ‚Eck sie dicke, eck mau noar Heeme!’” Aber nun seien die „stillen und traurigen Tage voller Kälte und Sehnsucht” vorbei. Probleme habe der Besuch des „Dicken aus Leverkusen” im letzten Jahr bereitet, als der das Stadion Stefansbachtal auf WM-Tauglichkeit untersucht habe: „Schon am nächsten Tag hat Polizeichef Robert Witte mich gefragt, ob ich etwa dem Callmund die 600 000 Euro gegeben hätte . . . .”
Anfragen vom Guiness-Buch der Rekorde musste Claus Jacobi (zunächst) negativ beantworten: Ist Gevelsberg die Stadt mit den meisten Schlaglöchern? Nein, die gehören fast alle dem Land. – Ist der Gevelsberger Bürgermeister der mit den meisten Fotos in der Zeitung? Nein, der Amtsvorgänger war noch viel, viel öfter abgebildet. Hat der Gevelsberger von allen Tunneln die längste Bauzeit? Nein, auch falsch. Kann auch nicht sein, weil „immer, wenn wir die Kirmes anblasen, dauert es noch genau ein Jahr.” Doch dann sei die Frage gekommen: „Hat Gevelsberg die größte, längste und bunteste Kirmes, mit den besten Kirmesgruppen, den attraktivsten Fahrgeschäften, den freundlichsten Schaustellern und herzlichsten Menschen in der ganzen großen Welt?” Die Antwort kann man sich denken, der Applaus der „Weltmeister im Kirmesfeiern” war entsprechend – lauter nur noch die Böllerschüsse.