Gevelsberg lässt sich das Feiern nicht verbieten

Beste Stimmung beim Anblasen. Festmeile erwartet Dienstag mindestens 100.000 Freunde ohne „Igel in der Tasche“
(Text: Klaus Bröking und Carmen Thomaschewski)
„Ramba, Zamba, Kiärmis ham wa“ – die schrägste Kirmes Europas ist eröffnet: Mit dem Einzug der Standartenträger der zwölf Kirmesgruppen auf das Kirmesgelände startete gestern das größte Volksfest der Gevelsberger. Mindestens 100 000 Besucher möchte Bürgermeister Claus Jacobi bis Dienstag sehen – wahrscheinlich werden es aber sehr viel mehr.
Musikalisch gut begleitet von der Spielleutevereinigung ging es beim Anblasen zur Kirmesmauer am Lindengraben. „Brauchtum wird bei uns so groß geschrieben, dass die Buchstaben nicht mehr in unsere Stadt passen“, rief Kirmesvereins-Vorsitzender Michael Sichelschmidt Hunderten von Zaungästen zu. Er versprach für Sonntag „einen Kirmeszug, wie ihn Gevelsberg noch nicht gesehen hat!“
Keinen Igel in der Tasche
Hammerschmied Bernd Matthäi forderte die Menschen auf, während der Kirmes „keinen Igel in der Tasche zu haben“. Die Kirmesgäste sollten alte Freunde wiederfinden und neue treffen. Und genau das ist, was den Jahrmarkt in Gevelsberg so besonders macht. Bürgermeister Claus Jacobi erinnerte in seiner launigen Rede daran, dass Gevelsberg in den ersten Monaten eine Feier nach der anderen gehabt hätte. Und die EU habe schon den Verdacht, dass er deshalb 88 Prozent bei der Kommunalwahl erreicht habe. Jetzt habe man sogar die Wahlbeobachter im Rathaus. Die machten so viel Wind, „allein in meinem Büro kommt keiner mehr zum Schlafen.“ Eigentlich hätte Brüssel ein Feierverbot für Gevelsberg bis zur nächsten Kommunalwahl verhängt und er dürfte die Kirmes gar nicht eröffnen, scherzte Jacobi unter dem Gelächter seiner bestens gelaunten Zuhörer. Aber: „Wir sind doch nicht in Milspe.“ Die Kirmes werde einfach zum fünftägigen Härtetest für das Straßenpflaster unter den Füßen von 100 000 Menschen erklärt.
Und natürlich wurden in diesem Jahr auch wieder drei neue Blaukittel-Träger ernannt. Wolfram Hahnebeck war in der Zugleitung und ist auch bereits zum Ritter von Hopfen und Malz ernannt worden. Nun schmückt den Hippendörfer auch der Blaukittel. Willi Ebbinghaus war bis vor fünf Jahren der Vorsitzende der Pinass Brumse. Rüdiger Flockenhaus, der dritte neue Kittelträger im Bunde, hat sich um und für die Kirmesgruppe Börkey verdient gemacht. Auch ein neuer Sprecher der Schausteller wurde beim Anblasen gekürt. Das Amt blieb aber in der Familie: Es ging von dem Ennepetaler Bernd Alexius, unter anderem stolzer Besitzer des Autoscooters, auf seinen Schwiegersohn Andreas Alexius über.