Ein Angriff auf das Zwerchfell des Publikums
Vollgepacktes Programm mit vielen unterschiedlichen Höhepunkten, aber etwas zu lachen gab es eigentlich immer
Gevelsberg. „Jetzt geht’s los“, sangen am Samstag die Menschen in der Halle West. Mit dem Kirmesabend startete die heiße Phase des wichtigsten Volksfestes. Und es durfte viel gelacht werden in diesem Jahr. Das Programm am Samstag war ein Angriff auf die Zwerchfelle. Los ging’s traditionell mit dem Einmarsch der Standartenträger der zwölf Kirmesgruppen. Das ist jedes Jahr wieder ein imposantes Bild. Kirmesvereins-Vorsitzender Michael Sichelschmidt begrüßte das Publikum „zur größten Saalveranstaltung, die Gevelsberg hat.“ Er ehrte Rainer Piorek für 50 Jahre Zugehörigkeit zu einer Kirmesgruppe. Er ist schon seit dem zarten Alter von zehn Jahren dabei. Und dann gab Sichelschmidt den Startschuss zu dem Programm, durch das Moderator Sascha Hilger humorvoll und schlagfertig führte.
Hans und Willi Bröking stiegen zusammen für die Mühlenhämmer in die Bütt. Beide versuchten in einem Werbespott die heilsame Wirkung von Habbel-Schnäpsen nach dem Genuss von ungenießbaren Bockwürstchen zu drehen. Natürlich ging immer wieder etwas schief bei dem originellen Sketch, der das Publikum schon einmal auf Lachtemperatur brachte.
Hippendörfer
Bauchtanz der Extraklasse präsentierten die Hippendörfer. Seit 1974 existiert das Herrenballett nun schon, so Moderator Hilger. Und die Herren in Damenkleidern bestechen immer wieder durch die Leichtfüßigkeit trotz mehr oder wenig schwerer Körper.
Jürgen Piorek als „Ehemann vom Börkey“ durfte mit seinen Witzen nicht fehlen: „Fragt mich meine Frau: Kannst Du mir mal sagen, wo der Mann geblieben ist, den ich mal geheiratet habe? Weiß ich doch nicht, Du räumst doch immer alles weg!“ Noch einen? „Facebook finde ich gut. Jetzt muss ich nicht mehr alle 240 Freunde anrufen, um ihnen zu sagen, dass ich frühstücke.“
Philipp Schüßler
Musikalisch gesehen hat es Philipp Schüssler die Trompete als Instrument angetan. Mit seinen witzigen Einleitungen zu seinen einzelnen Solostücken passte der Musiker aber prächtig in ein humorvolles Programm.
Jürgen B. Hausmann
Mit stehenden Ovationen wurde Jürgen B. Hausmann, Gast aus dem Aachener Karneval, aus der Halle West verabschiedet. Sein trockener Humor kam an: „Sitzt eine Frau beim Arzt. Was haben Sie denn? Mein Zucker ist hoch. Dann stellen Sie doch ein Höckerchen vor den Küchenschrank.“ Das Publikum forderte er auf: „Klatschen Sie ruhig, ich hab’ Zeit genug.“ Im Sauerland sei das bei seinen Auftritten anders: „Da klatschen sie auch, aber da saß ich schon im Bus.“
Marc Weide
Seit anderthalb Jahren ist der Magier Marc Weide inzwischen ein Bürger von Gevelsberg und auch ein gern gesehener Gast auf den Bühnen der Stadt. Mit einer Menge Humor bringt er seine Tricks den Menschen nah, wenn er sich zum Beispiel Monika und Hartmut auf die Bühne holt und sie mit einem Fesseltrick verwirrt oder Bürgermeister Jacobi partout nicht merkt, was sich hinter seinem Rücken abspielt, wenn der Zauberer Toilettenpapier verschwinden lässt, indem er es einfach auf den Boden wirft.
Tanzgarde Düsseldorf
Einen weiteren Höhepunkt gab es ganz zum Schluss: Die 19 Damen der Tanzgarde der Landeshauptstadt Düsseldorf wirbelten in Kostümen aus den Flaggen der Teilnehmer-Länder der Fußball-Weltmeisterschaft über die Bühne. Atemberaubend, wie die Gäste aus dem Rheinland in den Spagat sprangen. Das war genau der richtige Abschluss für ein abwechslungsreiches Programm. Danach sorgte die Band Heavans-Club dafür, dass die Tanzfläche voll wurde. Nun können sich die Gevelsberger auf ihre Kirmes freuen. „Das ist die lange Nacht zwischen Freitag und Mittwoch“, wie Hilgers und Sichelschmidt auf der Bühne scherzten.
Seitenhiebe auf die CDU und „Mister 88 Prozent“
Für einen satirischen Rückblick auf die Zeit zwischen zwei Kirmesabenden ist traditionell der Hammerschmied alias Bernd Matthäi zuständig. Natürlich war mit Bürgermeister Claus Jacobi im Blickwinkel die Kommunalwahl sein Thema. Jacobi, so der Hammerschmied, habe sich ein CDU-Plakat mit Bildern aller ihrer Kandidaten gesichert. Das hänge jetzt in seinem Büro im Rathaus: „Darüber ist ein Schild: Mitarbeiter des Monats“. Die Christdemokraten hätten vor dem Urnengang behauptet, bis in die Haarspitzen motiviert zu sein. „Mit solchen Feststellungen sollte man vorsichtig sein, wenn man selbst eine Glatze hat“, spielte Matthäi auf den CDU-Vorsitzenden Wieland Rahn an. „Mister 88 Prozent“, wie Michael Sichelschmidt den Wahlsieger Jacobi begrüßt hatte, bekam dann von Jürgen Piorek einen Seitenhieb verpasst: „Nicht, dass der ADAC das ausgezählt hat.“ Hammerschmied Bernd Matthäi machte sich über die schleppende Fertigstellung der B7 lustig: „Nach vier Jahren Bauzeit ist wenigstens ein Teil der Hagener Straße fertig“. Er empfahl die Baugesellschaft für die Fertigstellung des Berliner Flughafens.
Am neuen Park am Ennepe-Bogen hatte die Symbolfigur der Gevelsberger Familie aber doch einen Kritikpunkt: Für die zunehmende Zahl der Rentner gebe es nicht genug Enten zum Füttern. Nach zwei Toastbroten sei bei denen der Magen voll. Da müssten schon im Rathaus die Zeiten für die Fütterung an die Senioren vergeben werden. Darauf war Jacobi vorbereitet: Er hatte eine Plastikente mitgebracht.