Donnernder Beifall und viele Lachtränen waren der Lohn

(Text: Werner Bloemer | Fotos: Rita Wiemann)

Das Publikum lachte Tränen, dankte für das rund zweistündige, spritzige Programm mit tosendem Applaus und ließ sich auch zwischendurch nicht nur einmal von den Stühlen reißen. Und danach war der Kirmesabend noch längst nicht vorbei, bis in die tiefe Nacht wurde in der Halle West getanzt und geklönt. Mit dem Einmarsch der Standartenträger/innen und Vorsitzenden der 13 Kirmesgruppen begann der Abend. Kirmesvereinsvorsitzender Gerd Laake begrüßte unter anderem Landrat Dr. Arnim Brux mit Gattin und Bürgermeister Claus Jacobi („nicht mit Gattin, aber mit Desirée”). Unter den Gästen in der noch besser als im Vorjahr besuchten Halle waren auch Schwelmer Heimatfreunde.

Gerd Laake führte auch durch das Programm, denn der Conferencier ungezählter Kirmesabende, Paul Werner Herguth, erholt sich gerade von einer Operation. Genesungswünsche galten auch dem Vorsitzenden des Bewertungsausschusses, Klaus Schulte, und dem Lusebrinker Urgestein Horst Brauer.

Deutschland wolle Fußball-Weltmeister werden, meinte Laake, die Gevelsberger seien schon Kirmes-Weltmeister. Los ging’s zunächst aber karnevalistisch: Zu „Kölle alaaf” versammelten sich rund 30 ´bunt gewandete Mühlenhämmer auf der Bühne – als „Kölsche Gäste”. Karnevalslieder luden zum Mitsingen und Mitschunkeln ein, zu „Rot, rot, rot sind die Rosen” verteilten Mühle-Aktive viele rote Rosen an Damen im Publikum.

Edith Piorek vom Börkey wolle mit 80 Jahren noch einmal den Kirmeszug als Einzelgängerin mitmachen, kündigte Gerd Laake an, und sie habe ihren Söhnen in Sachen Kirmes einiges in die Wiege gelegt. Der erste kam dann, wie in den Vorjahren, als „Ehemann vom Börkey”. Klaus-Jürgen Piorek lästerte, gewohnt deftig, über seine Ehefrau: „Sie ist wie eine Medaille: Früher habe ich um sie gekämpft, heute habe ich sie am Hals.”

Später im Programm überzeugte Rainer Piorek als „Mann mit dem Holzrohr”. Vor ein paar Jahren hatten die Börkeyer Alphorn-Bläser zur Kirmes eingeladen, und das große Instrument hatte es Rainer Piorek wohl derart angetan, dass er es nun gekonnt spielen kann. Mit dem riesigen Ding würden auch Nachrichten übermittelt, sagte er, zum Beispiel diese: „Deutschland wird Weltmeister – im Synchronschwimmen.”

Erste Zugabe-Rufe gab es, als Klaus Furmanek (Akkordeon) und Günter Dabruck (Gitarre) das neue Kirmesmotto-Lied vortrugen: „Hiätt dä Stroaten ok vüöll Lüöcker, dä Zug dä löppet, dat es si’ecker”. Dann wurde Hammerschmied Michael „Willi” Sichelschmidt mit Musik durch die Halle auf die Bühne geleitet.

Letztes Jahr habe er über den WM-Trainingsstandort Gevelsberg philosophiert, wofür die Stadt eigens einen WM-Beauftragten ernannt habe. Der sei nun, da die Fußballer ausblieben, Seifenkistenrennen-Beauftragter (Marcus Bremkamp wird übrigens als WP-Beauftragter am 25. Juni von der WP-Redaktion in der FuZo wieder den Kirmeszug moderieren).

Auch über das lang anhaltende Winter-Wetter hatte sich „Willi” Gedanken gemacht: Die AVU habe ständig die Preise erhöht – und dann auch noch die Kälte: „Die bei der AVU sind vor lauter Lachen gar nicht in den Schlaf gekommen.” „Wenn viele Leute nix verstanden haben, war ich gut”, kommentierte der Hammerschmied seine plattdeutsche Ansprache, „wenn viele viel verstanden haben, muss ich noch üben.” Vielstimmiges Echo aus dem Publikum: „Üben!”

Endlich war er wieder dabei: Volker Rittmann zündete ein wahres Witze-Feuerwerk, nahm sich angesichts seiner „Größe” von 1,54 m selbst auf den Arm und informierte über Auswirkungen der Gesundheitsreform: „Bei Durchfall verschreibt der Arzt jetzt einen Handstand.” Und: Seine Tante habe einen Herzschrittmacher bekommen – im Ausland. „Wenn sie hustet, geht beim Nachbarn das Garagentor auf.” An Gebissen, gestand Volker Rittmann, habe er eine große Auswahl. Und zwar deshalb, weil das Vereinsheim der Hippendörfer direkt neben dem Friedhof liege . . .

Gelegentlich makaber und immer frech war auch Bauchredner Mawisch, genauer gesagt: seine Puppe Julius. Der schräge Vogel wollte im Publikum Dolly Buster gesichtet haben, korrigierte sich aber nach einem Blick durch die Brille seines Meisters: „Es sind nur zwei Glatzköpfe.” Die Halle verlangte eine Zugabe und bekam sie auch.

Eingekauft hatte der Kirmesverein noch einen zweiten Profi: „Mr. Tomm” begeisterte als Stimmenimitator und parodierte gleichzeitig viele Stars. Wer die Augen zumachte, glaubte Elvis, Joe Cocker, Louis Armstrong oder Tina Turner „in echt” zu hören. „Hossa” als erste Zugabe erfreute nicht nur die Börkeyer, die ja im Kirmeszug 2005 ihre ganze Darstellung unter dieses Motto gestellt hatten. Zugabe-Rufe ohne Ende, einige Kirmesfreundinnen brachten dem stimmgewaltigen Entertainer sogar eingangs von der „Mühle” verteilte Rosen auf die Bühne. „Einer geht noch . . .”, sang das Publikum. Aber dann war es doch „Time to say Goodbye”.

Nach diesem letzten Programm-Höhepunkt bat Gerd Laake dann alle Mitwirkenden zum großen Finale auf die Bühne – das Publikum erhob sich und ließ donnernden Beifall erklingen. Das letzte Wort des Vorsitzenden: „Die Zapfhähne sind geölt . . .” Durst oder Hunger musste niemand leiden, dafür sorgte (erstmals beim Kirmesabend) der FSV Gevelsberg mit einer halben Hundertschaft. Die Band „Royal Flush” füllte schnell mit aktuellen Charts-Titeln die Tanzfläche, und am Bierstand in der Halle, an den Tischen und am Tresen draußen im Foyer wurde noch lange, lange gefeiert.

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