Aechter de Biecke serviert Sahniges

So viele Lieder, so viele Geschichten. Wer in der musikalischen Schatzkiste kramt, die Udo Jürgens († 21. Dezember 2014) hinterlassen hat, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Er war einer der ganz Großen der Unterhaltungsmusik, er war Komponist, Sänger, Entertainer, er war ein Weltstar.

Viele Jahrzehnte lang füllte große Hallen und hinterließ ein Werk mit über 1.000 Liedern, darunter unzählige Hits. Udo Jürgens war ein Mann, der jede Minute des Tages Musik im Kopf hatte. Ein Ausnahmekünstler, der unvergessen ist. Klassiker wie „Griechischer Wein“, „Das ehrenwerte Haus“, „Mit 66 Jahren“ oder „Aber bitte mit Sahne“ können selbst heutige Teenager mitsummen, obwohl sie aus einer Zeit stammen, als deren Eltern noch in den Windeln lagen.

Und letzt genannter Titel war ein Mega-Hit, den Udo Jürgens an seinem Blüthner-Flügel komponierte und in dem es um Mathilde, Ottilie, Marie und Liliane geht, eine Gruppe älterer Damen, die sich regelmäßig in einer Konditorei treffen. Mit ihrer Wagendarstellung „Aber bitte mit Sahne“ öffnet die KirmesgruppeAechter de Biecke“ nun noch einmal für ein paar Stunden die Türen zum legendären Gevelsberger Café Tillmann und bläst „zum Sturm auf das Kuchenbuffet“.

Eine gemütlich plüschige Atmosphäre mit dem altehrwürdigen Interieur alter Tage lädt täglich um viertel nach drei zum schwatzen und schmatzen ein. Während der bekannte Mann auf seinem rund 300 Kilogramm schweren Klavier in die Tasten haut und die Gäste musikalisch unterhält, kredenzt ihnen Konditormeister Harald Kornowski manch süße Verführung aus eigener Herstellung.

Egal ob Schwarzwälder-Kirsch, Buttercremetorte, Bienenstich, Sacher-, Linzer- oder Marzipantorte – allen ist es wichtig das ein Schlag
Sahne mit dabei ist. Eingeleitet wird diese Darstellung von einer überdimensionalen, Kirsch-Sahne-Torte, bei deren Anblick dem ein oder anderen mit Sicherheit das Wasser im Mund zusammenläuft.

Botschafterin des Friedens

1966 fuhr Udo Jürgens in Luxemburg mit dem Titel „Merci Chérie“ für Österreich den ersten Sieg beim Grand Prix Eurovision de la Chanson ein. Ein Meilenstein in seiner Karriere. Ähnlich erging es auch Nicole. 1982 gelang der damals 17-jährigen mit „Ein bißchen Frieden“ in Harrogate das Unglaubliche: Deutschlands erster Sieg beim Grand Prix, dem heutigen Eurovision Song Contest.

Es war die Geburtsstunde einer großen Karriere und die einer Friedensballade, die heute, 40 Jahre später, angesichts des Kriegs in der Ukraine so aktuell wie nie ist. Lange blonde Haare, schwarz-weißes Pünktchenkleid, die weiße Gitarre auf den übereinandergeschlagenen Beinen haltend: So faszinierte die verträumte Sängerin damals ein Millionenpublikum.

Dem möchte Uschi in keinster Weise nachstehen und wird als Einzelgängerin der Kirmesgruppe „Aechter de Biecke“ das Lied von Ralph Siegel und Bernd Meinunger beim Kirmeszug anstimmen. Sobald der erste Ton dabei erklingt, wird mit den Menschen entlang der Zugstrecke mit Sicherheit etwas passieren: Feuerzeuge gehen vielleicht an, alle fassen sich an den Händen und einige werden bestimmt auch weinen. Schließlich brauchen wir ein bisschen Frieden, ein bisschen Sonne für diese Erde, auf der wir wohnen.

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