Bewertungsauschuß begeistert von den Darbietungen

Der Bewertungsausschuss (BWA) startete bei strahlendem Sonnenschein zu seiner traditionellen Rundreise, um sich auf elf Bauplätzen der Kirmesgruppen ein Bild von deren Schaffenskraft zu machen. Für die BWA‘ler war fast schon vorher klar, dass sie wieder höchst kreative Umsetzungen der gewählten Mottos erleben werden. Und so hielten alle Kirmesgruppen den Erwartungen mehr als Stand.

Dies bedeutet aber auch in diesem Jahr wieder, dass die Bewertung alles andere als lockere, schnell erledigte Geschichte werden wird. Zu dicht und hoch ist das Niveau, was die Kirmesgruppen hier wieder aus Pappmaschee, bunten selbstgenähten Kostümen und kreativen Ideen inklusive der Umsetzung für die schrägaste Kirmes Europas vorbereitet haben. Entsprechend dem Motto: „Ende Juni, das ist fix, gibt es Kirmes und sonst nix!“ werkeln Wagenbauer, Einzeldarsteller, Kinder-, Fuß- und Frauengruppen alle bereits seit Monaten für einen wieder einmal fantastischen Kirmeszug. Vom Nirgena gestartet, ging es zunächst nach Berge.

Die zauberhafte Geschichte von Aladdin und den Märchen aus 1001 Nacht stellt die Kirmesgruppe Berge auf ihrem Wagen dar. Da darf die Wunderlampe nicht fehlen, aus der mit viel Rauch der gute Geist Dschinn herauskommt, um Aladdin zu seinem Glück mit der schönen Tochter des Sultans zu verhelfen. Die Kindergruppe zeigt fröhlich, wie Ali Baba die 40 Räuber übers Ohr haut und die Frauengruppe ist ein verrückter Haufen Kamele, die sich in Wettrennen um den Sieg messen.

90 Jahre ist der Spieleklassiker Monopoly mittlerweile alt und diente der Kirmesgruppe Silschede als Mottovorlage. Beim „Gevelsnopoly“-Spielplan dürfen natürlich nicht die vier Bahnhöfe, der Energieversorger und das Gefängnis fehlen. Und die Wagen begleiteten zahlreiche wandelnde Ereignis- und Gemeinschaftskarten. Die Kinder spielen Memory mit dem Publikum, während die Frauengruppe als Fische und Meerestiere in großartigen selbstgeschneiderten Kostümen sich gegenseitig angeln. Der Einzelgänger steckt in einem Fass, in das Freiwillige aus dem Publikum Schwerter stecken dürfen. Treffen sie ihn richtig, schnellt er aus dem Fass hervor.

Die neuen TÜV-Vorschriften inspirierten den Einzelgänger der Kirmesgruppe Börkey zu seiner Idee und so prüft er gleich mal die Kirmestauglichkeit einzelner aus dem Publikum. Wer besteht, bekommt eine Tauglichkeitsplakette verpasst. Die Kindergruppe ist lachend und lernend mit dem Kli-Kla-Klawitterbus on Tour und die Fußgruppe feiert humorvoll das 90-jährige Jubiläum der Kirmesgruppe. Als Lilliputs Blechbüchsen Band“ tanzt die Frauengruppe bei stimmungsvoller Musik und bereitet den Einstieg von Gullivers Reisen in den Wagendarstellungen. So kämpft sich das Segelschiff von Gulliver schlingernd durch die Weltmeere und in Lilliput angekommen, erhebt sich die übergroße Figur des Abenteurers von seinen Fesseln gelöst mit einem aufwendigem Seilsystem vom Strand. Der Kaiser und sein Gefolge beobachten dies von ihrem prächtigen Schloss aus.

Als Sack voller fast unzähmbarer, wuseliger, quirliger und fröhlicher Flöhe präsentieren sich tanzend und hüpfend die Kinder der Kirmesgruppe Schnellmark. Durch eine Goldmine zum Reichtum gekommen, geht es ganz nach Westernsitte zünftig auf den Wagen im „Wild Wild West“ zu. Mit dem ersten Reichtum wurde selbstverständlich erst einmal ein Saloon gebaut, wo es rau und wild zugeht und der Colt das Gesetz ist.

Der heilige St. Engelbert war offensichtlich ein weiser Mann. Brachte er doch auf seinem Pferd beim Ritt durch den Hohlweg im heutigen Gevelsberg gleich die Ortsschilder mit. Zumindest behauptet das die Kirmesgruppe Mühlenhämmer mit einem überdimensionalen Pferd. Der Geschichtsschreiber notiert alles akribisch und der Papst schaut auch einfach mal vorbei. Die Beschaffung von Fleisch ist allerdings nicht so einfach, verschwindet das Schwein doch einfach mal in hoher Geschwindigkeit vor dem Metzger. Auf den folgenden Wagen erblüht das mittelalterliche Marktleben und am Pranger wir eine arme Kreatur gegeißelt. Die Kindergruppe erzeugt bunte Träume aus riesigen Seifenblasen und der Einzelgänger kühlt sich in einem großen Kühlschrank als „Uptown Girl“ anständig ab. Bei der Fußgruppe landet jedes Telefonat irgendwie immer bei einer stadtbekannten Person, während die Frauengruppe als „Stra(u)ßenparty“ kleine Probleme mit einem sprunghaften DJ hat.

Richtig zocken kann das Publikum beim einarmigen Banditen der Fußgruppe der Kirmesgruppe Pinass Brumse. Doch Vorsicht, es gewinnt eigentlich immer die Bank. Auch die Brumse ist letztes Jahr 90 Jahre alt geworden und so schwebt die Frauengruppe in nostalgischen Kostümen auf dem Kettenkarussell herum. Als neuer Bürgermeister will sich Felix Gromm mit außergewöhnlichen Ideen in seiner Einzelgänger-Darbietung bewerben, während die Kindergruppe ihr Zirkuskönnen zeigt.  Manege frei heißt es auf dem Wagen, der mit einem riesigen Elefanten und einem Todesrad angeführt wird. Zauberer, Stelzenläufer und Feuerspucker sorgen für Staunen und Begeisterung. Und so ganz nebenbei zeigen Kinder im Rahmen der Zirkusmanie außergewöhnliche akrobatische Leistungen.

Ganz schön eng schnallen muss sich der Einzelgänger der Kirmesgruppe Aechter de Biecke, denn zahllose Teuerungen schnüren ihm sein Geldbeutel ab. Auch diese Kirmesgruppe schaut auf ihre Jahrzehnte alten Wurzeln zurück und hat ihre Wagen in zwei riesige Babyzimmer verwandelt. Spielende Babys mit viel Gebrabbel und Geplärre erfüllen die Luft.

Ebenfalls eine Zeitreise durch die lange Geschichte präsentiert die Kirmesgruppe Hippendorf. Viele erfolgreiche Wagendarbietungen aus den Jahrzehnten werden in Miniformat noch einmal zum Leben erweckt. Dass beim „Dinner for One“ nach 90 Jahren nicht Miss Sophie, sondern eine Hippe am Tisch sitzt, verwundert jetzt auch keinen mehr. Und die Kindergruppe versucht, jetzt im vorgeschrittenen Alter das Schneewittchen aus der ersten Darbietung einer Kindergruppe immer noch zu erwecken.   

Auf den Rücken von wilden Bullen reitet die Frauengruppe der Kirmesgruppe Vie vam Kopp durch den Kirmeszug, um die Wagendarstellung mit einem riesigen Sombrero, einem gewaltigen Kochtopf und einem sechs Meter hohen Frauenkopf zu untermalen. Da ist gleich allen klar, dass es hier um das Thema Mexico geht. Der Frauenkopf fährt dabei pneumatisch gesteuert nach oben und gibt eine mexikanische Kombo frei. Die Fußgruppe haut sich auf einem vier Meter langen Balken Säcke um die Ohren und bei Seilziehen und Hufeisenwerfen dreht sich alles um die „Highland-Games“.

Die mehrteilige Filmreihe rund um Capitain Sparrow in „Der Flucht der Karibik“ inspirierte die Kirmesgruppe Im Dörnen. Da schafft es der verwegene Capitain noch so gerade eben vom Topp seines sinkenden Schiffes an Land, um dann mit einem gestohlenen Schiff auf der Schatzinsel seine Crew von den Untoten zu befreien. Zurück auf seiner geliebten Black Pearl sticht er wieder in See, um als Pirat die Weltmeere unsicher zu machen, während der immer sternhagelvolle Einzelgänger fluchend und saufend mit seinem Häufelflug durch die Welt fährt.

 Und Der King of Rock‘n Roll lebt doch noch. Zumindest behauptet das die Kirmesgruppe Dä vam Lusebrink, wo der Kultstar seine Fans mit einem Konzert beglückt. Allerdings hat er seinen Musikstill deutlich geändert. Die Kindergruppe schlüpft in die Rolle ihrer Helden und präsentiert sich tanzend als Anime-Figuren. Dabei bewegen sie sich rund um das Schiff des Piraten und Abenteurers “One Piece“. Hier endete die siebenstündige Reise des BWA bei Kaffee und leckerem Kuchen.

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