„Unser Willi“ gibt den Hammer ab

Auch wenn das diesjährige Kirmesmotto es deutlich ausdrückt, so recht glauben kann man es als Freund der Gevelsberger Kirmes noch nicht: Am kommenden Sonntag sind wir „unseren Willi“ wirklich quitt – dann übergibt Michael Sichelschmidt nach zehn Jahren als Hammerschmied offiziell sein Amt an Bernd Matthäi.

„Ich habe von vornherein gesagt, dass das nach zehn Jahren vorbei sein wird“, meint Sichelschmidt. „Und ich höre doch lieber jetzt auf, wenn die Leute noch sagen: ,Schade’, als wenn es in zwei Jahren vielleicht heißt: ,Gott sei Dank’.“ Dass er den Hammer abgeben wird, hatte er zudem frühzeitig angekündigt, so dass er bereits beim Kirmesabend im vergangenen Jahr „den Neuen“, Bernd Matthäi, vorstellen konnte. „Ich habe ihn ein Jahr lang einführen können“, so Sichelschmidt.

Er selbst hatte einst nicht so viel Zeit, sich auf die Rolle als Kirmessymbolfigur vorzubereiten. Vor zehn Jahren erkrankte der damalige Hammerschmied Pit Schäfer, so dass ein Nachfolger gesucht werden musste. „Da haben mich Präsidium und Vorstand des Kirmesvereins gefragt“, erzählt Michael Sichelschmidt, damals Beisitzer im Kirmesverein und Vorsitzender der Kirmesgruppe Mühlenhämmer. „Ich habe dann ein paar Wochen Bedenkzeit gebraucht.“

Im Hinterkopf hatte er vor allem, dass die Hammerschmiede, zuletzt eben Pit Schäfer, Platt sprachen. Schließlich sagt er aber zu. Und obwohl ihm versichert wurde, dass er nicht unbedingt Platt sprechen müsse, lernte „Kirmeswilli“ stets ein bisschen dazu und gab beim Kirmesabend und auf der Hammerschmiedfete seine bissigen Kommentare doch auf Plattdeutsch ab.

Mit der Amtsübernahme setzte Michael Sichelschmidt in gewisser Weise auch eine Familientradition fort: Schon der Uropa war Schmied, auch Vater und Großvater arbeiteten in der Metallverarbeitung. „Ich bin der erste Holzwurm in der Familie“, meint der Schreiner, der bei der Firma Klein an der Asbecker Straße beschäftigt ist. Dass er der Kirmes verbunden ist, kommt auch nicht von ungefähr: Sein Elternhaus, in dem er heute noch lebt, steht an der Elberfelder Straße 13, mitten im Geschehen.

Eines musste Michael Sichelschmidt für sein Amt nicht lernen: öffentlich aufzutreten. Der 50-Jährige war von 1979 an als Einzelgänger der KG Mühlenhämmer im Kirmeszug unterwegs. Und das mit legendärem Erfolg: „Ich habe bestimmt 15-mal gewonnen“, meint „Kirmeswilli“. Unter anderem holte er sich neunmal hintereinander die Siegertrophäe.

„Der Willi als Einzelgänger, das war ‘ne Nummer“, meint Sichelschmidt im Rückblick. „Als Hammerschmied hatte ich nicht mehr die Möglichkeit das zu machen.“ Doch jetzt hätte er ja wieder Zeit dafür… „Das juckt mich schon“, meint er schmunzelnd. Aber das gehört sich nicht, die Ära ist vorbei.“

Langeweile wird Michael Sichelschmidt bei der diesjährigen Kirmes allerdings kaum haben, hat er doch schon wieder etwas besonderes vor: Er wird die Moderation des Kirmeszuges übernehmen – in der Nachfolge des viel zu früh verstorbenen Marcus Bremkamp.

Langeweile droht nicht: Künftig als Moderator beim Kirmeszug aktiv

„Als ich das gefragt wurde, musste ich nicht lange überlegen“, meint Sichelschmidt, der im vergangenen Jahr schon Fritz Sauer unterstützt hatte, der einmalig eingesprungen war. Gemeinsam mit Sascha Hilger möchte er am Nirgena nah dran am Geschehen sein und für Information und Unterhaltung sorgen.

Noch einmal zurück zum Amt des Hammerschmieds: „Das wichtigste war für mich, den Kontakt mit den Nachbarstädten enger zu knüpfen“, sagt er. Ob in Haspe, Voerde oder Schwelm – der Gevelsberger Hammerschmied war überall präsent. „Wir haben uns aber auch außerhalb der Kirmeszeiten einmal im Jahr getroffen“, berichtet Sichelschmidt, „wir haben ­unter­einander jetzt kurze Wege.“

In diese Richtung werde auch der neue Hammerschmied weitergehen. Zudem führte Sichelschmidt auch das Amt des Dorfschulzen wieder ein, das viele Jahre lang der Hammerschmied in Personalunion ausübte. „Wir haben sehr gut zusammengearbeitet“, sagt der Hammerschmied über seinen Dorfschulzen Carsten Neef.

Am Sonntag nun legt er den Hammer endgültig aus der Hand. „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, meint Michael Sichelschmidt. „Ich habe das aus Überzeugung gerne gemacht. Aber ich will auch meinen Prinzipien treu bleiben.“ Es könne zwar sein, dass er der Aufgabe ein wenig hinterhertrauere, „aber wenn das gut weiterläuft, dann werde ich das auch schnell abhaken.“

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