Kirmesgruppe Dä vam Lusebrink feiert 50-jähriges Bestehen

Die Kirmesgruppe Dä vam Lusebrink kann in diesem Jahr auf ein halbes Jahrhundert Vereinsgeschichte zurückblicken. Anlässlich dieses Jubiläums lud die Kirmesgruppe im Bürgerhaus Alte Johanneskirche zu einer kleinen Feierstunde ein. In einer kurzen Ansprache begrüßte der 1. Vorsitzende Ralf Hamacher die Vertreter der einzelnen Kirmesgruppen und des GKV-Vorstandes.

Anschließend gab er das Wort an den 1. Vorsitzenden des Gevelsberger Kirmesvereins, Markus Loetz, der einige wichtige Etappen der Kirmesgruppe in den vergangenen 50 Jahren beleuchtete.

„Anfang des Jahres kam Sarah Hammacher mit der Bitte auf mich zu, einen Vortrag zur Kirmesgruppe zu halten“, so Markus Loetz. „Im ersten Moment war mir etwas mulmig zumute, aber ich hatte Glück. André Sicks konnte mich im Laufe des Jahres bei der Recherche zu unserem Jubilar unterstützen und so kann ich heute sagen: Natürlich komme ich dieser Bitte nach und berichte gerne ein wenig über das Werden und Wirken unseres Jubilars.“

Bevor er sich auf eine kleine Zeitreise begab, versäumte er es nicht, mit Gründungsmitglied Gustav Reichard und den Ehrenvorsitzenden Alfred „Fredi“ Fiedler zwei Luse-Urgesteine ganz besonders zu begrüßen, die sich in der Historie ihrer Kirmesgruppe bestens auskennen. Loetzi: „Alles begann nach dem Kirmeszug 1973, dessen Motto ,Rappelt ink op, ümma dropp‘ lautete und in Verbindung mit dem ehemaligen Kaufhaus Horten stand. Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren von den Darstellungen im Zug so begeistert, dass sie während einer Mittagspause den Wunsch äußerten, als eigene Kirmesgruppe bei diesem ,Spok‘ mitzumachen.“

Markus Loertz nahm die Gäste mit auf eine Reise durch 50 Jahre Dä vam Lusebrink. Foto Ralf Sichelschmidt

Eine völlig zwanglose Idee, die am 17. Oktober Realität wurde. Rund 30 Frauen und Männer, alle vornehmlich in der Teppichabteilung des Kaufhauses beschäftigt, hoben im Beisein des geschäftsführenden Vorstands vom Kirmesverein die 14. Gevelsberger Kirmesgruppe mit der Bezeichnung „Hortensia“ aus der Taufe. „Auch wenn die meisten von ihnen überhaupt keine Ahnung hatten, wie das mit der Kirmes überhaupt so abläuft“, so der Vorsitzende.

Newcomer, die glücklicherweise jedoch in Friseur Edmund Gissel einen erfahrenen Kirmesfreund fanden. Gissel war im Kirmes-Brauchtum zu Hause und wurde durch die Mitglieder bei ihrer ersten Jahreshauptversammlung am 10. Januar 1974 in der Gaststätte Menting auf der Juliushöhe zum 1. Vorsitzenden gewählt. Ihm folgten später auf diesem Posten Sigurd Greven, Dieter Hoeft, Fredi Fiedler, Reinhard Hupka, Fabian Heinemann und ganz aktuell Ralf Hammacher.

Zunächst schien bei „Hortensia“ alles in Butter zu sein. Allerdings hatte man die Rechnung ohne den Kirmesverein gemacht. Denn für den Namenswunsch gab es vom damaligen Vorstand, dessen Vorsitzender Hans-Werner Kulling war, ein klares Nein. Die Begründung lag in der Tatsache, dass es schon einmal wegen angeblicher Werbung im Kirmesgeschehen Ärger gegeben hätte. Auch der Vorschlag, die Hortensia mit dem Zusatz „Dä vam Lusebrink“ – nach der kurzen Straße in der Innenstadt, die dem Warenhaus damals wie heute gegenüberliegt – zu versehen, fand keine Mehrheit. Nach mehreren Diskussionen einigten sich alle letztlich auf die Bezeichnung „Dä vam Lusebrink“.

Markus Loetz: „Das Kaufhaus Horten und dessen Nachfolger gibt es nicht mehr, Ihr als Kirmesgruppe seid uns aber Gott sei Dank erhalten geblieben.“

Loetz weiter: „Es lässt sich so einiges über die Gründungszeit und die darauffolgenden Jahre berichten. Darüber, dass unsere Lusebrinker allein viermal ihren Bauplatz wechselten. Anfangs war man auf dem Gelände der AVU angesiedelt, dann bei Bauer Mielke an der Scharlicke, später in der Heidestraße und seit 1997 ist nun das ,Loch am Gierling‘ die Heimat unseres Jubilars.“

„Zu Ohren ist mir auch gekommen, dass Fredi Fiedler, obwohl erst 1974 offiziell als Mitglied anerkannt, von Beginn an mit seinen handwerklichen Fähigkeiten anpackte, fehlendes Werkzeug von zu Hause mitbrachte und beim ersten Kirmeszug sogar am Steuer des Lkw saß, da er der Einzige mit einem Führerschein der Klasse 2 war.“

Alle Kirmesgruppen nahmen mit jeweils einer Abordnung an der Feier teil. Foto: Ralf Sichelschmidt

Seit der Zugpremiere am 9. Juni 1974 ist die Kirmesgruppe aus dem bunten Treiben in der Stadt nicht mehr wegzudenken. Auch wenn die anfängliche Euphorie vieler Mitglieder nach ihrer ersten Teilnahme schnell verflogen war, so waren es die echten Kirmesfreunde, allen voran Edmund Gissel, Horst Brauer, Gustav Reichard und Alfred Fiedler, die weitermachten. Man baute zwischenzeitlich zu zweit oder zu dritt an den Wagendarstellungen, gern auch mal eine Woche vor dem Startschuss des Zugs. Trotz alledem ließ man bis heute keinen einzigen Zug ausfallen. „Eine Tatsache, die zeigt, dass ihr Euch in guten wie in schlechten Zeiten niemals habt unterkriegen lassen“, so Markus Loetz.

Mit ihren Wagendarstellungen erzielte die Kirmesgruppe „Dä vam Lusebrink“ über 20-mal einen einstelligen Platz. Da gab es Motive wie beispielsweise „Wir fahren nicht nach Norden, Süden, Westen – der Urlaub in Gevelsberg ist am besten“ – das war 1975. 1979 musste der Klapperstorch wieder her, da es aufgrund der Antibabypille keine Babys mehr gegeben hätte. Zum 100-jährigen Stadtjubiläum drehte sich auf ihrem Wagen ein Karussell der Zeit und 1991 servierte man den Zuschauern „Tutti ohne Frutti“.

Ein Jahr später gelang dann mit „Oh Baby, Baby, Balla, Balla“ der bis dato ganz große Wurf. Nicht der Pokalsieg, aber erstmalig der zweite Platz, der bei der Preisverleihung regelrechte Jubel-Arien in der Aula auf der Geer auslöste. Ähnliche Jubel-Arien waren auch 2022 zu hören, dort bekamen die Lusebrinker erstmalig den Wanderpokal des Bürgermeisters für die beste Darstellung zugelost. Es war der erste Kirmeszug nach der zweijährigen Corona-Pandemie, bei dem sich alle Gruppen im Vorfeld darauf verständigt hatten, dass es für die einzelnen Darstellungen keine offiziellen Punkte durch den Bewertungsausschuss geben sollte.

Lotzi überreichte im Namen des Gevelsberger Kirmesvereins ein Geschenk an Ralf Hammacher. Foto: Ralf Sichelschmidt

Der Laudator weiter: „Bei der Pokalübergabe sagte Fredi übrigens in Richtung unseres Bürgermeisters, dass man solch eine Art der Bewertung ruhig beibehalten soll. Besonders stolz können unsere heutigen Jubilare auf die zahlreichen zuerkannten Sonderpreise für die originellste oder humorvollste Darstellung sowie auf die fünf 1. Preise für den Einzelgänger sein.“ Allein Horst Brauer, der von 1973 bis 2008 als Kassierer stets die „Kröten“ des Vereins zusammenhielt, war dabei dreimal erfolgreich. Bis ins hohe Alter sorgten seine Darstellungen, beispielsweise als geschröpfter Patient mit dem Kopf unterm Arm, als Boris Becker oder als halb Frau/halb Mann vielfach für Furore. Zudem war er im Präsidium des Gevelsberger Kirmesvereins tätig und wurde 1992 zum Ritter von Hopfen und Malz ernannt. Horst verstarb in der Nacht zum Kirmesmontag, am 27. Juni 2016, im Alter von 86 Jahren.

Man konnte sich anfangs eine Kirmes ohne ihn kaum vorstellen – und doch musste die Kirmesgruppe fortan ohne diesen engagierten, ideenreichen und stets freundlichen Kirmesfreund, Charmeur der alten Schule, auskommen. Nichtsdestotrotz ging das Leben weiter und heute feiert man das 50-jährige Bestehen. Feiern, das liegt den Mitgliedern der Kirmesgruppe „Dä vam Lusebrink“ seit Anfang an im Blut. Früher wie heute lässt man es krachen und beteiligt sich auch immer wieder an innerstädtischen Veranstaltungen. Allein das dreitägige Sommerfest ist für jeden Kirmesfreund der Stadt somit auch ein Muss. In einer gemütliche Biergartenatmosphäre kann man sich dort bei herzhaften Köstlichkeiten vom Grill und angeregten Unterhaltungen auch das ein oder andere kühle Blonde schmecken lassen.

Besonders erwähnenswert ist auch die opulente Torten- und Kuchentafel; für die die Damen des Vereins manch Stunde in der heimischen Küche stehen und bei der den Gästen zusätzlich auch stets ein musikalischer Gruß von der Küste serviert wird. „Der Frankfurter Kranz ist im Übrigen ein süßes kulinarisches Träumchen, nach dem sich auch der Bewertungsausschuss zum Ende seiner Rundreise stets die Finger leckt“, weiß Loetzi. Zum Abschluss überreichte er im Namen des Vorstandes ein Geschenk.

Bürgermeister Claus Jacobi, der aufgrund weiterer Termine erst etwas später erscheinen konnte, überreichte der Kirmesgruppe nach einer kurzen Ansprache neben einer Urkunde ein Geldgeschenk.

Eine Urkunde und ein Geldgeschenk hatte Bürgermeister Claus Jacobi dabei. Foto: Ralf Sichelschmidt

Kommentar hinterlassen

Nach oben