Eine kleine Kirmes zum Kirmeszug 

Wer noch nie in halsbrecherisch rasanten Fahrgeschäfte geklettert ist und sich auch noch nie von der urwüchsigen Gemütlichkeit an Ständen und Buden hat gefangen nehmen lassen, der war bis dato auch noch nicht in Gevelsberg.

Ende Juni steigt dort bekanntlich die schrägste Kirmes Europas, bei der rund 160 Fahrgeschäften, Karussells, Ständen und Buden an fünf Tagen Unterhaltung nonstop bieten. Der Rummel beginnt beim Kirmestor in der Oberstadt und zieht sich von der Mittelstraße in die Elberfelder Straße hinauf in Richtung Schwelm und außerdem in die Rosendahler Straße hinein.

Mit ihrer rekordverdächtigen Geländesteigung hat die Gevelsberger Kirmes zweifelsohne Kultcharakter und setzt Maßstäbe in der Region und weit darüber hinaus. Man merkt von diesem Steilhang jedoch nicht wirklich viel, da es jede Menge zu schauen und staunen gibt und die Füße quasi wie von selbst laufen.

In diesem Jahr lautet das Motto für das große Traditionsfest „Use Kiärmes dä es schöner, steiler, geiler“. Und jenes Lebensgefühl wird die KirmesgruppeIm Dörnen“ unterhaltsam beim Kirmeszug auf die Straße bringen. Sämtliche Darstellungen fließen dabei ineinander über und erzeugen als Gesamtkonzept all die Stimmungsmomente, die die längste Nacht des Jahres – die von Freitag auf Mittwoch – mit sich bringt und sie für alle so besonders macht.

Bevor das ganze Spektakel jedoch beginnt, verschafft sich Michael erst einmal einen genauen Überblick über „Das Maß der Dinge“. Als vermessender Einzelgänger interessiert er sich akribisch für so manche Maße, die die Kirmes und der Kirmeszug mit sich bringen. Auf dem ersten Wagen wird dann die Elberfelder Straße zu sehen sein, deren Steigung das Merkmal der Gevelsberger Kirmes ist.

Besucher die sie erklimmen, lassen ihre Augen schweifen, verspüren den Duft gebrannter Mandeln in der Nase, erfreuen sich an drei Buden und steuern zwischendurch auch immer mal wieder die Ausschankbetriebe an, welche seit Generationen größtenteils von heimischen Vereinen betrieben werden und an denen ein frisch gezapftes, kühles Blonde, natürlich im Glas, auf sie wartet.

Was bei der Gevelsberger Kirmes auf keinen Fall fehlen darf, ist das beliebte Geschicklichkeitsspiel „Entenangeln“, bei dem vor allem die Kinderaugen stets strahlen. Die Frauengruppe aus dem Dörnen wird zeigen, wie es richtig funktioniert und wie man mit ein bisschen Glück, am Ende tolle Preise gewinnen kann.

Für viele ältere Mitmenschen ist ein Besuch auf der Gevelsberger Kirmes oftmals nicht möglich. Zum einen schaffen sie es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr, zum liegt es aber auch an der Steigung. Dabei möchten sie doch so gerne ein paar tolle Glücksmomente erleben.

Die Kirmesgruppe „Im Dörnen“ macht es ihnen möglich. Und zwar mit dem sogenannten „Kirmes (Auf)zug“, den man eigens auf dem zweiten Wagen gebaut haben. Gemütlich sitzend in ihren Stühlen werden die Seniorinnen und Senioren mit ihm den Berg hinauf befördert. Alte Erinnerungen werden erweckt, wenn ihnen dabei zum Beispiel ein Eisverkäufer mit seinem Fahrrad oder der ein oder andere Luftballonverkäufer begegnet.

Ganz neu in diesem Jahr ist eine „Achterbahn“, ein Coaster der quasi vor der Haustür steht. Ob man auf ihm einen Höllenritt erlebt und ob die Fahrt rasant durch Loopings geht, da hüllt sich die Fußgruppeerst einmal noch in Schweigen. Denn wie sagt man doch so schön: Vorfreude ist bekanntlich die größte Freude!

Mit dem Ruf „Jetzt dabei sein, los geht die Fahrt“ und entsprechendem Hupton lockt abschließend dann noch der legendäre „Autoscooter“ die Kirmesbesucher in seine original nachempfundenen Wagen und heizt für die Fahrt lautstark mit Musik ein. Es ist der Klassiker auf einer jeden Kirmes, den man auf dem dritten Wagen originalgetreu nachempfunden hat. Wenn man schon immer mal elektrisch fahren und dabei seine Freunde von der Seite anfahren wollte, dann ist man hier genau richtig.

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