Neuem Dorfschulzen gelang die Premiere: „Geht doch!”

Carsten Neef ernannte beim Anblasen der Kirmes drei Gehilfen / Das Wetter beschworen
(Text: Werner Bloemer | Fotos: RaSi)
Ein neuer Dorfschulze, drei neue Gehilfen, vier statt der üblichen drei Böllerschüsse (beim vierten hatten die meisten Kirmesfreunde die Finger schon wieder aus den Ohren), viel Musik, eine Schausteller-Ehrung und eine launige Rede des Bürgermeisters – und bei all dem fiel gestern kein einziger Tropfen Regen. So sollte es bleiben bis am Dienstag die Kirmes endet. Und so war es, als sich der kleine „Kirmeszug” gestern um 19 Uhr vom Mittelstraßenschulhof durch die bunte Budenstadt zur Kirmesmauer im Dorf schlängelte.
Unterwegs wurden Musiker wie Blaukittelträger mit manchem Bierchen „traktiert”, auch an der „Kirmesterrasse” des früheren Stadtbaurats Gert Henschen, der wieder ein Mini-Feuerwerk abbrannte. Für Musik sorgte neben den Fidelen Vogelsangern und der Spielleute-Vereinigung Gevelsberg auch das Fanfarencorps Wichelkusen aus Wuppertal. Weil, so Kirmesvereinsvorsitzender Gerd Laake, von dort oft schlechtes Wetter aufziehe – aber wohl nicht, wenn die Kapelle aus der Schwebebahn-Stadt kommt. Gestern am späteren Abend gab’s dann aber doch noch Blitz, Donner und den ein oder anderen satten Guss.
Laake begrüßte u.a. Jacky Bruyere und weitere Freunde aus Vendôme sowie Feuerwehrrecken aus Mautern, die Kirmesbauern Renate und Winfried Wolf vom Hippendorf und nicht zuletzt den früheren Vorsitzenden des Bewertungsausschusses Hans-Jürgen Zieten. Dann aber hatte Hammerschmied Michael „Willi” Sichelschmidt das Wort, der an die Tunnel-Versprechen des Bürgermeisters erinnerte („Er hat ja nicht gesagt, in welchem September er geöffnet wird”) und sein zweites Amt als Dorfschulze nun an Carsten Neef abgab. Er überreichte ihm eine neue „Amtskette” (Ruf aus dem Hintergrund: „Schöner als die des Bürgermeisters”), Gerd Laake übergab die Ernennungsurkunde.
Carsten Neef – seine erste Amtshandlung hatte er Stunden zuvor mit dem Einsammeln von Spenden bei den Schaustellern erledigt – verlas dann die Urkunde für seine drei neuen Gehilfen, die demnach von der Kirmes nach Hause kommen dürfen, wann sie wollen und stattete sie mit Blaukittel und rotem Halstuch aus: Horst-Dieter Erdelt, ehemaliger Geschäftsführer und 2. Vorsitzender des Kirmesvereins, Peter Giese (KG Schnellmark) und Helma Schüssler (KG Fidele Vogelsanger), die erst dritte Frau in der Runde und mit einem Blaukittelträger verheiratet. „Geht doch!”, kommentierten die Kirmesaktiven auf dem Bühnenwagen die gelungene „Premiere” des neuen Dorfschulzen.
Bernd Alexius als Sprecher der Schausteller meinte, auf der Hasper Kirmes habe es die halbe Zeit geregnet, da müsste es in Gevelsberg ja schön werden. Karl Arens bekam von Gerd Laake Urkunde und Ehrennadel des Kirmesvereins, weil er schon seit 50 Jahren sein Süßwaren-Geschäft auf der Gevelsberger Kirmes aufbaut. Der 72-Jährige, der 17 Jahre lang Vorsitzender der Hagener Schausteller war, dankte: Er freue sich jedes Jahr auf Gevelsberg. Kirmes sei nicht nur Kulturgut, sondern auch ein Stück Lebensfreude.
Das letzte Wort hatte, wie beim Anblasen üblich, der Bürgermeister. Claus Jacobi begann auf Platt, fuhr dann aber allgemein verständlich fort. Da habe er sich zu Beginn des Jahres gefreut, dass das Loch weg war – das Haushaltsloch nämlich. Dafür hätten sich aber in der ganzen Stadt Baulöcher aufgetan. Durch Erschütterungen, ausgelöst durch den Tunnelbau, sehe die Stadt unterirdisch aus wie ein Schweizer Käse. Und als er in der WP vom Wasserverlust im Freibad gelesen habe, sei ihm schlagartig klar geworden, wo das Wasser abgeblieben sei – natürlich in der Wasserstraße, wo es ja auch ein Loch gebe. Zur Löcher-Bekämpfung habe er sich dann Geld bei der Sparkasse geliehen – Folge: Loch im Haushalt. Aber, so Jacobi, das Kirmesmotto 2006 habe ja gelautet: „Hiätt dä Stroaten ok vüöll Lüöcker, dä Zug dä löppet, dat es si’ecker!” Und das gilt natürlich auch für den morgigen Kirmeszug.