Vernunft statt Pfand auf der Kirmes

Ablagestellen für leere Gläser sollen Probleme mit dem Glasbruch vermeiden

Gevelsberg. Die Verletzungsgefahr ist groß. In anderen Städten wird im Kampf gegen Glasbruch bei Volksfesten auf Pfandsysteme oder Plastikbecher gesetzt. Die Gevelsberger gehen bei ihrer Kirmes einen anderen Weg: Sie appellieren an die Vernunft. „Wenn etwas passiert, dann ist das die letzte Kirmes mit einem Bierglas“, mahnte Rüdiger Kalthaus als Vertreter der Polizei. Und auch Rüdiger Schäfer von der Feuerwehr forderte die gestern im Rathaus anwesenden professionellen und von Vereinen beauftragten Vertreter von Bierständen auf, die Lage ernst zu nehmen.

Bürgermeister Claus Jacobi und Kirmesvereins-Vorsitzender Michael Sichelschmidt waren sich aber einig: Der Gevelsberger Kirmesbesucher will seine Freiheit. Er gibt nicht mehr eine nach der anderen Runde aus, wenn Pfand das Bier verteuert. Er mag auch keinen Gerstensaft in Plastikbechern. „Damit kann man hier Wahlen verlieren“, erinnerte Jacobi an den Versuch, den Bürgern ein Plastikgefäß für einen Euro zu überlassen.

Also stellten Stadt und Kirmesverein gestern einen 5-Punkte-Plan vor

1. Zwischen den Bierständen werden bis zu 50 Ablagestellen aus Holz aufgestellt, die hundert leere Gläser – also zwei Stiegen – fassen. Sie sind durch ein Schild mit der Aufschrift „Glas leer? Dann her!“ gekennzeichnet und werden regelmäßig von den Betreibern der Bierstände abgeräumt. Die Ablagestellen werden vom Kirmesverein und der Stadt zu einem Preis zwischen 30 und 50 Euro angeboten.

2 .In Medien – unter anderem in unser Zeitung – soll auf die Gefahren von Glasbruch hingewiesen werden.

3. Hinweisschilder an den Bierständen fordern dazu auf, das Glas auch wieder abzugeben.

4. Den Betreibern wird freigestellt, auf Plastikbecher aus Eigeninitiative umzusteigen.

5. Die Getränkestände dürfen auch Pfand berechnen, wenn sie wollen. Dafür sollten ihre Gläser aber unverwechselbar sein.

Michael Sichelschmidt glaubt, vor allen Dingen mit den Ablagestellen ein großes Problem ausgeräumt zu haben: „Der Gast steht vor dem Stand in der fünften Reihe und hat gar nicht die Möglichkeit, sein Glas wieder abzugeben. Oder er ist mit dem Bier in der Hand schon eine Strecke weiter geschlendert.“ Die gestern anwesenden Profi-Bierverkäufer hätten nichts gegen ein Pfandsystem einzuwenden gehabt. Das funktioniere überall. Sie würden allerdings auch teurere Gläser ausgeben. Die Vereine und privaten Betreiber können dagegen an einem Tag bis zu 700 Standard-Gläser verlieren, wie gestern berichtet wurde.

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