Monatsversammlung in der Juliushöhe

„Fliegende Bauten“ in der Kritik: TÜV droht Kirmes zu verderben Kirmesverein Gevelsberg leidet unter Duisburg-Katastrophe

Gevelsberg. (Sche) „Wir können darüber noch lange lamentieren“, zeigte sich Michael „Willi“ Sichelschmidt, neuer Vorsitzender des Gevelsberger Kirmesvereins bei dessen Treffen im Gasthaus „Juliushöhe“ vor wenigen Tagen realistisch: „Jetzt müssen wir sehen, wie wir mit der Situation fertig werden und mit den Herren klarkommen.“ Die „Herren“ sind Beamte des Rheinisch/Westfälischen TÜV, welche seit der „Love Parade“-Katastrophe in Duisburg nun auch lokale Volksfeste unter die Lupe nehmen, ganz so, als ob nicht millionenfach auftretende enthemmte Jugendliche, sondern ein altes gemütliches Brauchtum Ordnung und Sicherheit gefährdeten. „Wir sind noch gar nicht zum Bauen gekommen“, schimpfte eine Vertreterin der Kirmesgruppe Berge: „Weil wir für unseren Anhänger komplett neue Reifen besorgen müssen.“ Seltsam, denn schließlich ist kein Formel 1-Kurs oder ein Bergrennen zu absolvieren, sondern man muss lediglich eine kurze Innenstadt-Strecke im Sechs-Stundenkilometer-Tempo „bewältigen“.

Das große Problem ist neben den lästigen Neubeschaffungen, dass sich die technischen Experten nicht einig zu sein scheinen, was sicher ist und was nicht. So hat Prüfer eins einigen Gruppen zugesichert, ihre Baupläne seien in Ordnung, was Prüfer zwei dann wenig später wieder relativierte. „So ist ein geordnetes Bauen nicht möglich“, empörte sich Uwe Jesinghaus, Vorsitzender der KG Im Dörnen, deren Skihang mit Rettungshubschrauber der behördlichen Regelungswut zum Opfer zu fallen droht: „Es kann passieren, dass eine Woche vor der Kirmes noch Änderungsauflagen für so genannte ,fliegende Bauten’ kommen. Dann ist nichts mehr zu machen und wir bleiben im Loch.“ Das rief kirmesvereinsweite Solidarität auf den Plan. „Wenn ihr drin bleiben müsst, fahren wir auch nicht“, war von vielen Vertretern anderer Gruppen zu vernehmen: „Dann haben die Bürokraten eben unsere Kirmes auf dem Gewissen.“

Nachdem sich das Adrenalin wieder etwas gesetzt hatte, konnten Vorstand und Präsidium mit den Kirmesfreunden auch einige organisatorische Fragen in Ruhe abklären. Das Los über die Zugaufstellung ergab diese Reihenfolge: An der Spitze führt die KG Börkey, dann folgt die KG Schnellmark, gefolgt von der KG Im Dörnen. Platz vier nimmt die KG Pinass Brumse ein, dann kommt die KG Berge vor der KG Mühlenhämmer. Auf Startplatz sieben fährt die KG Vie vam Kopp vor der KG Dä vam Lusebrink. Vie ut Asbi’eck rollen auf Platz neun, denen die KG Aechter de Biecke auf dem Fuße folgt. Die KG Hippendorf bildet vor der KG Fidele Vogelsanger den Schluss. Außerdem verkaufte der Kirmesverein die Tombola-Lose für den Kirmesabend am Samstag, 11. Juni, an die Vertreter der Kirmesgruppen zur Weiterveräußerung bei deren Sommerfesten oder an die Menschen in der Stadt. „3.500 Lose sind weg“, freute sich Michael Sichelschmidt: „Es gibt ja auch attraktive Preise.“ Darunter befinden sich als Hauptgewinn ein 42 Zoll-LCD-Großbild-TV, als zweiter Preis ein Reisegutschein im Wert von 200 Euro und für den dritthöchsten Lostreffer eine 150 Euro teure Digitalkamera.

„Die Zeit rennt“, mahnte der Kirmesvereinsvorsitzende die Anwesenden, welche Fredy Fiedler als Ehrenvorsitzender der gastgebenden KG Dä vam Lusebrink herzlich begrüßt hatte: „Das ist jetzt die vorletzte Versammlung vor der Kirmes.“ Wolf Schlieper stellte als Mitglied des Bewertungsausschusses in Aussicht, für den von der KG Hippendorf nach dem dritten Gewinn in deren Eigentum übergegangenen Frauengruppen-Pokal Ersatz zu beschaffen. Mit einem trotz der misslichen Lage donnernden „Rupp di Tupp“ ging ein sehr informatives Kirmesvereins-Treffen zu Ende.

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