Kirmesfilm aus dem Jahr 1956 gut erhalten

16-mm-Film bei Albert Köster im alten „Kino Capitol Museum“ in Ratingen angeschaut

Eine 16-mm-Filmrolle, auf der Michael Sichelschmidt immerhin die Jahreszahl 1956 entziffern konnte, schickte ein noch nicht identifizierter Absender in diesen Tagen an den Vorsitzenden des Kirmesvereins. Wer immer auch versuchte, den Namen des Absenders zu entschlüsseln, kam stets auf den Namen „Mac Donald“ – was ja schlecht möglich ist. Noch weiß man also nicht, wer diesen lange im Verborgenen gebliebenen Schatz dem Kirmesverein vermachte, doch „Danke“ sagen die Kirmesfrunde schon jetzt. Neben dem Rätselraten um die Quelle stellte sich mit der Sendung eine weitere Aufgabe: die Suche nach jemand, der 16-mm-Filme heute noch abspielen kann, gängig für Hobbyfilmer waren damals 8-mm-Filme.

WP/WR rief erfolgreich zur Mithilfe auf

Der Vorstand des Kirmesvereins wandte sich an die WP/WR, die daraufhin freundlicherweise einen Suchaufruf veröffentlichte. Mit Erfolg. Gleich mehrere Leser meldeten sich bei Michael Sichelschmidt, darunter Erich Bühren, ein bekannter Oldtimer-Fan aus Hasslinghausen. Er nannte den Kirmesfreunden den Namen von Albert Köster und dessen ehemaligem „Kino Kapitol Museum“ in Ratingen. So fuhr Michael Sichelschmidt mit Filmrolle, Präsidiumsmitglied Hans-Heinrich Lesker und Kirmesfreund Marc Baron im Auto in die Oberstraße 8 nach Ratingen, wo sie der 77-jährige Kino-Liebhaber erwartete. Im Jahr 2000 hatte Albert Köster sein Kinomuseum eröffnet, Anfang 2013, mit 75 Jahren, schloss er es wieder. Viele seiner Schätze hat der Sammler von Projektionstechnik weggegeben, doch von einigen trennte er sich nicht. Zum Glück für die Gevelsberger Kirmesfreunde.

Gelungener Zusammenschnitt mehrerer Kirmeszüge

Der frühere Apotheker hat dank seiner guten Kontakte zur Digitalisierungs-Szene schon so manchen „Film-Tod“ verhindert und ist auch bereit, die Gevelsberger auf Wunsch zu unterstützen. Der humorvolle Senior hatte aus seinem Fundus historischer Projektoren schon den richtigen betriebsfähig bereitgestellt, und so hatten die Gevelsberger zum ersten Mal das Vergnügen, ihren bemerkenswert gut erhaltenen Farbfilm anzuschauen. Hans-Heinrich Lesker erkannte schnell, dass der Film ein Zusammenschnitt mehrerer Kirmeszüge war und es gelang ihm auch, einige Mitwirkende wiederzuerkennen.

Wer war „Werner P.“?

Als Kameramann nannte der Film Werner P. Doch wer war das? Das wollen die Kirmesfreunde in Erfahrung bringen und hoffen, so auf den Absender der Filmrolle zu kommen. Albert Köster war übrigens voll des Lobes für die umsichtige Kameraführung und den guten Schnitt des Films. Eine Tonspur hat dieser nicht, doch die Stimmung, die der Kirmesfilm ‚rüberbringt, spricht ohnehin für sich.

„Brumse in Venedig“ oder „Ennepe-Beach 1960“

Mit überschäumender Freude – so vermitteln es die Bilder – hatten unsere Altvorderen ihrer reichen Phantasie das Zepter überlassen. Dank ihres technischen Könnens und einer offenbar angeborenen Neigung zu „Action“ und zum Spaßmachen, wagten sie sich an Aufbauten, die jeder TÜV heute sofort unterbinden würde: Freikraxeln am Steilhang, ein Kettenkarussell, das über die Abgrenzung des Wagens weit hinausschwingt, Fensterln in luftiger Höhe und vieles mehr. Die Aechterbieckschen Landsknechte/Husaren waren zu sehen, Stadtdirektor Erich Blumenroth, der Vorsitzende des Kirmesvereins Adolf Schlieper, die „Brumse in Venedig“, „Ennepe-Beach 1960“, Kinderkapelle Enschede, „Zigeunerleben vor 50 Jahren in der Schnellmark“, auch Reiter hoch zu Ross, darunter der unvergessene Wilhelm Konze.

Und weil Kirmes schon 1956 so schön war, wollten die heutigen Kirmesfreunde den 20-minütigen Streifen gleich noch ein zweites Mal sehen. Diesem Wunsch kam Albert Köster gern nach und zeigte als Zugabe noch einen Film aus dem Jahr 1926 vom 650-jährigen Stadtjubiläum Ratingen. Ein unterhaltsames Zeugnis dessen, wie moderne Technik alte Filme wieder jung macht.

Wie es weitergeht mit dieser alten Filmrolle will der Kirmesvorstand nach der Kirmes beraten. Denn bis zum Kirmessonntag gibt es nur eines: Bauen und Organisieren! Denn auch die Kirmes 2014 soll eine Kirmes der Superlative werden. Wer einen Eindruck von Albert Kösters schelmischem Humor bekommen möchte, kann auf diese Internetseite gehen: www.kinomuseum-ratingen.de

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