Dorfschulze Sascha Hilger ernennt Blaukittelträger

Mit Fug und Recht kann behautet werden, dass der Wettergott ein großer Kirmesfreund ist. Auch wenn er es in diesem Jahr etwas knapp werden ließ. Gestern noch schnell mit einigen kräftigen Regenschauern „die Platte“ geputzt, was bei dem ein oder anderen Schausteller beim Aufbau für nasse „Klamotten“ sorgte, hörte der leichte Regen zumindest heute Vormittag rechtzeitig zum Auftakt der schrägsten Kirmes Europas und dem traditionellen Anblasen endgültig auf.  

Vom Hinterhof der VHS und von der Spielleute-Vereinigung Gevelsberg sowie den Fidelen Vogelsangern angeführt, startete der Tross durch das Kirmestor und einem Spalier gut gelaunter und fröhlicher Menschen zur Kirmesmauer. Hammerschmied Lutz Kornowski und seine Begleiterinnen Mijou Brand und Mandy Deheel führten den Zug zusammen mit Bürgermeister Claus Jacobi sowie dem Vorstand des GKV an. Ihnen folgten die Blaukittel und den Standartenträgern. An der Strecke war in den fröhlichen Gesichtern der zahllosen Kirmesfreunde abzulesen, dass alle richtig Bock auf die fünf tollen Tage haben.

Bevor Dorfschulze Sascha Hilger die seine drei neuen Gehilfen ernannte, ergriff der 1. Vorsitzende Markus Loetz das Wort. „Ihr könnt euch nicht vorstellen, was hier los ist. Das Land NRW hat einfach mal einen Erlass aus der Schublade gekramt, dass alle Wagen eine eigene Betriebserlaubnis haben muss“, so Lötzi. „Somit mussten bereits alle Wagen einmal durch die Stadt zum TÜV.“ Nach dem Dank an die Spielleutevereinigung und die Vogelsanger kam dann seine obligatorische Frage: „Habt ihr Bock auf die Kirmes?“, rief er in die Menge und die Antwort war ein unüberhörbares ja mit viel Applaus.

Hammerschmied Lutz Kornowski offenbarte, dass er seine Frau vor zehn Jahren auf der Kirmes kennengelernt hat und jetzt seit vier Jahren mit ihr verheiratet ist. Mit den Worten: wir sehen uns aufgrund der Termine dann erst am Dienstag wieder auf der Kirmes“, überreichte er ihr einen Blumenstrauß. Für den Vorstand hatte er sich ebenfalls etwas einfallen lassen. Alle bekamen das Hammerschmied-Symbol als Pin überreicht.

Dann wurde es spannend. Dorfschulze Sascha Hilger verkündete die drei neuen Blaukittelträger: Es sind Dirk Bleicher, Ralf Gerke und Holger Reichelt.

Dirk Bleicher besuchte zwar als gebürtiger Gevelsberger schon als Kind die Kirmes, aber so richtig hat es erst 1992 gefunkt. „Da habe ich einfach mal bei der Kirmesgruppe Börkey im Zug mitgemacht“, erzählt der heute 62-Jährige. Das damalige Motto war der wilde Westen. In der Jahreshauptversammlung wurde dann abgestimmt, dass Dirk Bleicher in die Gruppe aufgenommen wurde. „Das war damals so“, erinnert er sich. Als gelernter Werkzeugmacher konnte er beim Wagenbau vor allem helfen, wenn es etwas zu schweißen gab.

Bereits mit sechs Jahren startete Ralf Gerke seine aktive Laufbahn im Rahmen der Kirmes. Als junger Trommler wurde er Mitglied bei den Fidelen Vogelsangern, die seinerzeit eine Musik- und Kirmesgruppe war. Später spielte er dort auch Trompete und Bass. Der heute 58-jährige gelernte Gas- und Wasserinstallateur arbeitete später viele Jahre im Vorstand mit und bekleidete auch das Amt des ersten Vorsitzenden. Nach dreißig Jahren im Vogelsang zog es Ralf Gerke auf den Berg und er wechselte zur Kirmesgruppe Börkey. Auch hier engagierte er sich schnell als Beisitzer, wurde später 2. Vorsitzender und ist nunmehr bereits seit 19 Jahren 1. Vorsitzender der Gruppe. Beim Kirmeszug sorgt er als Zugführer für Sicherheit an der Strecke. Allerdings hat er auch viele Jahren einen der Trecker gefahren, die die Wagen der Kirmesgruppe ziehen.

Ähnlich wie bei Dirk Bleicher wurde auch Holger Reichelt durch die Teilnahme an einem Kirmeszug von dem Kirmesfieber „infiziert“. Bei dem in Gevelsberg groß gewordenen neuen Blaukittelträger, der heute in Ennepetal lebt (was kein Problem darstellt), war es der Kirmeszug 1988. „Ich habe damals recht spontan bei der Pinasse Brumse mitgemacht“, berichtet Dirk Bleicher. Lange Zeit fungierte der heute 58-jährige gelernte Gas- und Wasserinstallateur als Bauleiter. Dabei hat er auch 1991 den Wechsel zum Bauplatz an der Haufe mitgestaltet. Viele Gevelsberger kennen ihn bestimmt auch aus seiner Tätigkeit bei der Stadt Gevelsberg, wo er zunächst im Hausmeisterpool und dann bei den technischen Betrieben arbeitete. Mittlerweile ist er bei der Brumse zwar ein recht passives Mitglied, aber immer wieder gerne auf dem Bauplatz. „Seit 1987 werde ich mir am Sonntag zum ersten Mal den Zug wieder als Zuschauer vom Straßenrand aus anschauen“, freut er sich.

Schausteller Andreas Alexius ist sich sicher: „Die Kollegen haben wieder eine schöne Kirmes aufgebaut.“ Dabei dankte er vor allem den Ordnungsbehörden der Stadt, die sich stark engagieren.

Bürgermeister Claus Jacobi war sich sicher, dass er auf dem Weg zum Kirmestor so viele fröhliche Menschen wie lange nicht gesehen zu haben. Mit Blick auf die Vergangenheit meinte er aber. „Heute mache ich keine Witze“. Allerdings habe er selten so viel gewunken, wie auf dem Weg die schrägste Kirmes hoch. Es soll sogar einer behauptet haben, dass wen er verstorben wäre, würde auf dem Grabstein stehen: „Eher einer seiner Hand gegen ihn erhob, hatte er sie schon geschüttelt.“ Eine über 50-köpfige Delegation aus der Partnerstadt Vendôme begrüßte Jacobi standesgemäß auf französisch.

Zusammen mit den beiden Kinderbürgermeistern Paulina und Lenni eröffnete er die Kirmes. Die beiden 9-Jährigen durften dabei die magischen Worte sprechen. Die drei Donnerschläge folgten prompt.

Kommentar hinterlassen

Nach oben