„Chaos auf der Kirmes? Das kriegen wir schon hin!“

Gestern um Punkt 14 Uhr begann der Aufbau des Volksfestes. Rund 160 Schausteller leisten Zentimeterarbeit
(Text: Alina Söhnchen | WP/WR)
Gevelsberg. Die Vorbereitungen für die „schrägste Kirmes Europas“ laufen auf Hochtouren. Gestern um Punkt 14 Uhr gibt Uwe Jesinghaus vom Gevelsberger Ordnungsamt den Startschuss, damit die insgesamt 160 Schausteller das Festgelände entern und mit dem Aufbau ihrer Geschäfte beginnen können. Es macht den Eindruck, als würde ein riesiges Chaos ausbrechen. Ein Lkw nach dem anderen rollt über die Mittel- und Elberfelder Straße und Unmengen von Arbeitern sind damit beschäftigt, ihre Fahrgeschäfte oder Buden aufzubauen. Schaulustige laufen auf den Straßen, Kinder kommen aus der Schule und bestaunen die halbfertigen Karussells, Lkws rangieren an jeder Ecke, um ihre Geschäfte zentimetergenau an den für sie vorgesehenen Platz zu bringen. Die Städtischen Betriebe entfernen Verkehrsschilder, die vorerst nicht mehr benötigt werden.
Auf dem Kirmesplatz herrscht also ein richtiges Durcheinander und es fällt schwer, noch den Durchblick zu behalten. ,,Chaos? Das kriegen wir schon hin!“, meint Uwe Jesinghaus, von Amts wegen Herz und Seele des Jahrmarktes. Dabei kneift er ein Auge zu. In der Ferne ist ein Abschleppwagen zu sehen. „Am Kotten standen Autos im Weg“, so Jesinghaus.
Nach kurzer Zeit stehen dann auch schon einige Fahrgeschäfte an ihrem Platz und die eigentlichen Aufbau-Arbeiten können beginnen. Die große Herausforderung besteht hierbei allerdings darin, die rekordverdächtige Geländesteigung von bis zu zwölf Prozent auszugleichen, die an einigen Stellen der ,,schrägsten Kirmes Europas“ besteht.
Die Buden- und Fahrgeschäftsbesitzer stocken ihre Fahrgeschäfte daher solange mit Holzklötzen auf, bis diese ganz gerade stehen, was natürlich einige Zeit in Anspruch nimmt, und mit viel Arbeit verbunden ist. Die Schausteller mögen die ,,schräge Kirmes“ aber trotzdem. ,,Ich besuche den Gevelsberger Jahrmarkt schon seit ich ein Kind war. Damals noch mit meinen Eltern. Bei eurer Kirmes handelt es sich um eine der besseren, und ich sehe zwischen 25 und 30 Jahrmärkte pro Jahr, die Weihnachtsmärkte nicht mitgerechnet“, sagt Christian Wagner aus Hagen, Besitzer einer Pfeilwurfbude und einer Kinder-Eisenbahn. Obwohl er es nicht weit bis zu seinem heimischen Bett hat, bringt Wagner seinen Wohnwagen mit: „Das ist kein Bürojob, bei dem man pünktlich nach Hause gehen kann.“ Wenn die Lichter der Kirmes ausgehen, dann möchte er noch mit seinen Kollegen zusammen sein, er will wissen, was los ist.
Die 1,6 Kilometer lange Straßenkirmes mit einer 200 Jahre langen Tradition ist also bei den Schaustellern genauso beliebt wie bei den Besuchern. Doch wie sieht es mit den Anwohnern aus? ,,Es ist jedes Jahr wieder aufregend wenn die ganzen Fahrgeschäfte kommen und aufgebaut werden, und ich schaue gerne dabei zu. Schließlich kennt man sich mittlerweile. Ich wohne hier seit ungefähr 35 Jahren und freue mich jedes Jahr wieder wenn die Kirmes beginnt“,erzählt eine Anwohnerin.