Auf dem Börkey feiert man den 90sten

Zwischen dem Gevelsberger Kirmeszug und der Kirmesgruppe „Börkey“ besteht ein Band, das seit nunmehr 90 Jahren eng miteinander verbunden ist. Nur einmal, so sagt Alexandra Gerke, hätte man auf eine Teilnahme verzichtet. Und zwar 1938. Womit sie die Finanzchefin des Vereins auch direkt ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert, was dessen Historie betrifft.

Diese begann nämlich bereits 1928, als sich in der damaligen Gaststätte „Rosengarten“ (heute „Zum Lichtenplatz“) ein Nordstädtischer Bezirksverein gründete, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, sich um die Belange der Bewohner auf dem Börkey zu kümmern. Als sich die eifrigsten Mitglieder, unter ihnen der langjährige Vorsitzende Fritz Bußmann sowie Ewald Adrian, Wilhelm Stiehl, Walter Pollmann, Wilhelm Graefer, Heinrich Langewiesche, Adolf und Fritz Sauer, August Ohm, Gustav Schulte und Adolf Quabeck, 1934 den ersten Gevelsberger Kirmeszug ansahen, hatten sie soviel Spaß, dass man sich dazu entschloss, im nächsten Jahr nicht mehr nur als Zuschauer am Straßenrand zu stehen, sondern sich an dem Vergnügen zu beteiligen und im Zug mitzumachen.

Gesagt, getan! „Unsere Gründerväter“ hoben eine Unterabteilung des Bezirksvereins aus der Taufe und ließen 1935 beim Kirmeszug unter dem Titel „Dä Börkeyer schmitt op dä Dicken“ eine alte Freizeitgaudi aufleben. „Ein Kegelspiel, dem wir im Rahmen unseres dreitägigen Sommerfestes auch heute noch frönen“, erzählt Alexandra Gerke und führt weiter aus, dass 1937 für die beste Kirmeszug-Darstellung erstmals ein Siegerpokal ausgelobt wurde und die Börkeyer überzeugt davon waren, mit ihrem „Schützenfest auf dem Börkey“ den Vogel abgeschossen zu haben.

Dem war aber nicht so, da der Bewertungsausschuss die Siegestrophäe den „Haufer Jungen“ zuerkannte. „Unsere Altvorderen waren so enttäuscht und erbost, dass sie sich in den Schmollwinkel zurück zogen und im darauffolgenden Jahr den Kirmeszug bestreikten. „Nur zuzusehen gefiel ihnen dann doch nicht, so dass man 1939, im letzten Zug vor dem zweiten Weltkrieg, wieder aktiv und mit vollem Eifer dabei war.

Nach einer zehnjährigen Unterbrechung, die geprägt war vom größten, dunkelsten und verlustreichste Konflikt der Menschheitsgeschichte, ging es 1949 unter dem Motto „Gedöhne maut sien“ mit dem Gevelsberger Kirmeszug endlich weiter. Während dieser Zeit hatte sich auch auf dem Börkey unter den Kirmesaktiven ein Generationswechsel vollzogen. Unter dem Vorsitz von Ferdi Tonetti starteten die Jungen mit viel Elan und Schwung den Neubeginn, vor allem aber brachten sie neue Ideen ein.

1959 kam es mit dem frisch gewählten Vorsitzenden Hans-Gerd Küper, der dieses Amt übrigens 26 Jahre inne hatte, und seinem Stellvertreter Karl-Friedrich Göpfert zu einer erneuten Verjüngung des Vorstands. Im Jahr 1985 übernahm Lothar Müller den Vorsitz des Vereins. Mit seinem Amtsantritt war auch ein Wechsel des Bauplatzes verbunden: vom Vereinslokal „Schützenburg“ zog man auf das Gelände des Dachdeckermeisters Erich Uebbert.

1963 holte man mit der Darstellung „Einkaufsfahrt nach Holland“ und einer prächtigen Windmühle erstmals den Pokalsieg.

In den darauffolgenden Jahren führten noch Klaus-Jürgen Piorek, Dietmar Kressmann und Dietmar Hecker als 1. Vorsitzende den Verein mit großem Engagement weiter bis Ralf Gerke im Jahr 2006 das Amt übernahm. 1963 konnte man mit der Darstellung „Einkaufsfahrt nach Holland“ erstmals den Sieg einfahren und somit auch den Wanderpokal gen Himmel strecken konnte.

11-mal Pokalsieger

Ein Bild, welches sich bis heute insgesamt elf Mal wiederholt hat. Zuletzt in den Jahren 2019 wo die Börkeyer den Weihnachtsmann nach Gevelsberg geholt haben, dort haben die Zuschauer bei fast 30 Grad am Straßenrand Gänsehaut bekommen oder im Jahr 2023 mit der farbenfrohen Darstellung vom Börkey Tropical.“

Darauf ist man natürlich stolz, insbesondere weil auch die Fußgruppen, die Einzelgänger, die Frauengruppen sowie der Nachwuchs in den letzten Jahrzehnten fast immer in der Spitzengruppe mitmischten. Und dennoch spielen all diese Platzierungen für die Börkeyer keine Rolle. Ihnen geht es vielmehr darum, dass die Zuschauer entlang der Zugstrecke Spaß an den zahlreichen bunten Darstellungen „aller Gevelsberger Kirmesgruppen“ haben und dass diese „untereinander ein gutes, freundschaftliches Verhältnis pflegen“, um dasBrauchtum auch in Zukunft weiterhin am Leben zu erhalten.

Man kann und darf zufrieden sein, wenn man ins hier und heute blickt. Momentan zählt die Kirmesgruppe „Börkey“ 107 Mitglieder. Wovon die Älteste stolze 93 Jahre alt ist und das jüngste Mitglied zwei Lenze auf dem Buckel hat. „Irgendwie ein schönes Beispiel dafür, wie generationsübergreifend unser Verein aufgestellt ist.“ mit einem Augenzwinkern fügt sie hinzu, dass wenn es ums Bauen geht, auch das weibliche Geschlecht mit Zollstock, Hammer, Bohrer, Säge und Pinsel kräftig mitmischt.

Auch wenn das Bauteam trotz der hohen Mitgliederzahl eher klein ist, kann man sich auf die Mädels jederzeit verlassen – besonders dann, wenn Not am Mann ist. Auch abseits des Kirmesgeschehen ist die Mannschaft um Ralf Gerke – der mittlerweile übrigens auch schon seit fast 20 Jahre als Vorsitzender agiert – sehr aktiv unterwegs. Immer mal wieder unternehmen die Kirmesfreunde vereinsinterne Ausflüge wie zuletzt etwa zur Jahresabschlussfeier ins Freilichtmuseum nach Hagen oder vor einigen Jahren in den ZDF Fernsehgarten oder in die Neusser Skihalle.

Außerdem beteiligten sie sich über viele Jahre hinweg kreativ am Gevelsberger Kirmesabend – hier hebt Alexandra Gerke besonders die legendären Auftritte von Rainer Piorek, Udo Neuwöhner und Klaus-Jürgen „Pio“ Piorek als „Ehemann“ hervor. Auch als gesamte Kirmesgruppe hat man neben dem Bauen tolle Beiträge auf der Bühne präsentiert – wie etwa die legendäre „Hossa-Party“ oder den Auftritt zu „Candyman“.

Seit 2005 ist man auf dem Bauplatz in der Geerstraße ansässig. „Wir sind stolz auf unseren tollen Bauplatz und darauf, dass wir damals von der Stadt Gevelsberg die Möglichkeit bekommen haben, hier unser neues Zuhause zu finden“, sagt Gerke. Es hat uns viel Arbeit, Mühe und Schweiß gekostet, alles herzurichten. Auch die Nachbarschaft auf dem Börkey ist großartig und drückt schon mal ein Auge zu, wenn es etwas lauter wird – auch das ist Unterstützung. Außerdem pflegt man mit den anderen Kirmesgruppen ein gutes Miteinander und besucht sich gegenseitig bei den Festivitäten.

„Gevelsberg und seine Kirmesgruppen sind nun einmal eine große Familie“, sagt Gerke. Was sich bereits am kommenden Wochenende zeigen wird. Denn dann haben alle Kirmesfreunde abseits der Bauzeit ausreichend Gelegenheit, um in geselliger Runde und bei einem kühlen Blonden nebst kulinarischen Delikatessen, miteinander zu feiern, zu klönen und jede Menge Holzklötze bei dem traditionellen „Op dä Dicken“ Spiel durch die Luft zu wirbeln.

Sommerfest vom 09. bis 11. Mai

Vom 9. bis 11. Mai findet das alljährliche Sommerfest der Kirmesgruppe „Börkey“ auf dem Bauplatz statt. Für das die Organisatoren schon jetzt eine gute Portion vom neuen „Börkey Summer“ kalt gestellt haben – ein fruchtiger Likör aus der Destillerie Habbel, der anlässlich des 90-jährigen Jubiläums entwickelt wurde, wie Alexandra Gerke verrät.

Der Auftakt erfolgt am Freitag ab 18:00 Uhr mit einem gemütlichen Dämmerschoppen, bei dem man den Alltag hinter sich lassen kann und entspannt ins Wochenende startet. Am Samstag öffnen sich bereits um 17:00 Uhr die Tore und „unsere Gäste können gemeinsam mit Dj Louis bis in die Nacht hinein tanzen“,.Der Höhepunkt des Sommerfestes steht dann jedoch am Sonntag ab 11:00 Uhr auf dem Programm: der beliebte „Op dä Dicken“ Wettbewerb.

Das Sommerfest ist aber keinesfalls die große Jubiläumsparty. Diese findet am 27. September 2025 ab 19:00 Uhr in der Aula Alte Geer statt. „Eine 90er-Party, bei der die Band „Sam“ für entsprechende Stimmung sorgen wird.“ Bis dahin, so sagt Alexandra Gerke abschließend, werde man erst einmal beim diesjährigen Kirmeszug „gemeinsam noch mit Gulliver auf Reisen gehen“.

Was die Kirmesgruppe Börkey dabei so alles erleben wirdas, das bleibt bis zum 29. Juni ein gut gehütetes Geheimnis.

Text: André Sicks | Fotos: André Sicks / Fritz Sauer (Archiv)

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