Mord verjährt nicht!

Er ist in Gevelsberg nicht wegzudenken. Es gibt eine Kirche, einen Kindergarten, einen Tunnel, einen nach ihm benannten Weg, ein Denkmal, eine Gedenktafel, einen Pfadfinder-Stamm und, und, und. Die Rede ist von Erzbischof Engelbert I. von Köln, der von von 1185 bis 1225 lebte und dessen Todestag sich in diesem Jahr zum 800. Mal jährt.

Bevor sich die Kirmesgruppe „Mühlenhämmer“ diesem heimatbezogenem Thema genauer widmet, tritt zunächst einmal das „Uptown Girl“ ins Rampenlicht. Einzelgänger Sascha Krupke schält sich dafür mit Lippenstift, Charme und einer ordentlichen Portion Humor stilecht aus einem Kühlschrank. Ob Modenschau, Musical oder Milieustudie – keiner weiß so ganz genau, was er auf seinem Kühlweg so alles präsentieren wird. Fest steht nur, er ist frisch temperiert und verfügt über eine maximale Bühnenreife.

Auch wenn 2025 in erster Linie Erzbischof Engelbert I. die Geschehnisse von Gevelsberg bestimmt, die Fußgruppe der „Mühle“ will es nicht versäumen, die Bürgerschaft auch noch einmal an die Kommunalwahl am 14. September zu erinnern. Hierbei zählt jede Stimme. Egal ob man sie analog mittels seinem Wahlschein oder digital per Knopfdruck auf dem Smartphone abgibt. Letzteres könnte allerdings zur Folge haben, dass man rasch feststellt: „Ich hab mich verwählt“

Das ganz Jahr über finden Aktionen, Veranstaltungen und Mitmachaktionen statt, die Wissen vermitteln, die Zeit um 1225 erleben lassen und begeistern sollen. Und um sich darauf schon einmal einzustimmen, feiert die Frauengruppe schon jetzt eine „Stra(u)ßenparty“. Ob Musik zum Schunkeln, ein Hip-Hop-Klassiker oder aktuelle Hits – dank dem hauseigenem, manchmal etwas sprunghaftem, DJ MC „Mii“ ist für jeden Strauß etwas dabei, um seine schöne Federpracht gebührend in Szene zu setzen.

Mit gespitzter Feder und wachem Blick schreitet hinter den Party-Sträußen ein Chronist voran, der die Abenteuer und Legenden rund um den Erzbischof für die Nachwelt auf Pergament festgehalten hat und damit die lebendigen Szenen aus dem mittelalterlichen Gevelsberg einläutet, in denen Geschichte und Legende aufeinandertreffen – würdevoll, eindrucksvoll und mit einem Augenzwinkern ins Hier und Jetzt. 

Gleich hinter ihm folgt hoch zu Ross, auf einem kunstvoll geschweißten, selbst gebauten Pferd, und unter dem Jubel aller Gevelsberger, der Heilige Engelbert selbst. An seiner Seite und zum Schutze marschieren zwei tapfere Ritter. Der Applaus lässt erkennen, dass der Reichsverweser des gesamten Heiligen Römischen Reiches beim Volk recht beliebt war, seine politischen Meinungen jedoch nicht von allen geteilt wurden.

Einer seiner politischen Widersacher war Friedrich von Isenberg, sein Vetter. Dessen Truppen waren es dann auch, die Engelbert am 07. November 1225 in einem Hohlweg am „Gyeviliberch“ auflauerten und ihn im Zuge des Angriffs mit fast 50 Messerstichen töteten.
Zu den Feierlichkeiten kommt zudem auch noch ein ganz besonderer Gast. Der Papst persönlich lässt sich auf einem gezogenen Handkarren durch durch die Stadt fahren. In feierlicher Pose, mit segnender Hand und einem Lächeln für das staunende Volk, genießt der Heilige Vater die Fahrt durch das bunte Treiben der Stadt.

Und das sprüht nur so vor Leben, Witz und mittelalterlichem Charme. Hier trifft nämlich Feierlaune auf Handwerkskunst und ein Hauch von Gaunerei. Auf dem ersten Wagen erhebt sich ein liebevoll gebautes Fachwerkhaus, das als mittelalterliche Kneipe dient. Aus den Fenstern winken fröhliche Zecher, während nebenan der Schmied mit kräftigem Schlag an einem Schloss die Funken sprühen lässt, das für den armen Gefangenen bestimmt ist, der hinter ihm in einem kleinen Käfig sitzt und mit allerlei Tricks versucht, auszubrechen.

Der zweite Wagen zeigt im vorderen Teil ein imposantes Stadttor, das dem Gevelsberger Stadtwappen nachempfunden ist. Zwei stramme Wachen halten hier die Stellung und lassen nur die Ehrbaren passieren. Dahinter eröffnet sich ein Marktplatz mit plätscherndem Brunnen, auf dem gefeilscht, gelacht und gehandelt wird. Im hinteren Teil kann man ein fachwerkliches Waschhaus erhaschen, wo zwei mutige Zeitgenossen von resoluten Waschfrauen ordentlich geschrubbt werden.

Das Wasser spritzt und Seifenschaum durch die Luft fliegt. Zwischen diesen beiden Darstellungen begibt sich zusätzlich noch ein „Metzger auf Schweinejagd“. Bewaffnet mit Schürze und Hackebeil, jagt er lautstark dem ausgebüxten flinken Borstenvieh  hinterher, das alles dafür tut, um keinesfalls auf dem Festtagstisch zu landen.

Um noch einmal kurz auf den Seifenschaum der Waschfrauen zurück zu kommen. Dieser ist vor allem für die Kindergruppe von großer Bedeutung. Unter dem Motto „Seifenblasenzauber“ lässt der Nachwuchs den Kirmeszug in einem ganz besonderen Glanz erstrahlen. In bunten Kostümen, umgeben von glitzernden Seifenblasen und mit strahlenden Gesichtern, werden die Menschen am Straßenrand nicht nur mit einem Hauch Magie verzaubert, sie tauchen ein in eine Welt voller Freude und unbeschwerter Momente. 

Einen schöneren Abschluss zu den Feierlichkeiten für jene Persönlichkeit, dessen Tod zugleich auch die Grundsteinlegung für Gevelsberg war, kann es wahrlich nicht geben.

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