Ja so warn´s die alten Rittersleut

Kirmesgruppe Hippendorf | Gevelsberger Kirmeszug 2016

Am 07. November 1225 überfiel Graf Friedrich von Isenberg mit seinen Leuten im Alten Hohlweg seinen Onkel zweiten Grades, den Erzbischof Engelbert von Köln und erschlug den Kirchenfürsten. Dieses historische Ereignis, was zur Gründung der Stadt Gevelsberg führte, ist unlängst bekannt. Was allerdings die wenigsten wissen: im Mittelalter gab es in der Stadt an der Ennepe auch eine alte Ritterburg, dessen Ruinen erst kürzlich von den Archäologen der KG Hippendorf freigelegt wurden. So wie einst die Entdeckung der Grabkammer von Tutanchamun für ein großes mediales Interesse sorgte, so stürzte sich die Presse nun auch auf dieses historische Ereignis.

Kirmesgruppe Hippendorf | Rittersleut
Mit Fingerspitzengefühl und im Schweiße ihres Angesichtes legten Gerd Laake (links) und Karl-Heinz Wenzel die Torbögen der alten Burgruine frei.

Wie Gerd Laake den Medienvertretern aus aller Welt berichtete, war die Hippenburg „Mausi“ von 1280 unter Strückerberg einzigartig im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis. Alles was sich dort abspielte lässt sich heutzutage sogar noch historisch belegen. So gab es auf dem alten Innenhof zum Beispiel einen Bauernmarkt, ein Schmied versorgte die Ritter mit Schwertern und Rüstungen, Verbrecher wurden öffentlich am Pranger vorgeführt und man ergötzte sich an einem Scheiterhaufen, auf dem Hexen und andere Ketzer verbrannt wurden. Prunkstück der ganzen Anlage war jedoch der alte Turm, der von Rapunzel bewohnt wurde. Und wann immer diese ihr Haar herunter ließ, wurde sogar der Opa munter.

Der bekannteste Ritter der hinter den Mauern der Hippenburg residierte, er hörte übrigens auf den Namen Daniel, war ein Vorfahre von Gerd Laake. Ein tapferer Held, der manchmal jedoch „in Nöten“ steckte, wenn es darum ging, fettige und deftige Nahrung, die er zu sich genommen hatte, wieder auszuscheiden. Toiletten gab es ja bekanntlich zur damaligen Zeit nicht. So musste also der Donnerbalken herhalten. Bedenkt man das Ritter Daniel zudem in seiner Rüstung steckte, dann kann man sich wahrlich ein Bild davon machen, wie solch Prozedur von statten ging.

Gerd Laake erzählte zudem, dass auch immer mal wieder gefährliche Drachen oder ähnliche Geschöpfe gesichtet wurden, denen man sich im Kampfe stellen musste. Eine Aufgabe, der sich die „Drachenbändiger“ annahmen und wo sie in den meisten Fällen auch ein jedes Mal erfolgreich waren. Handelte es sich allerdings um den sogenannten „Hausdrachen“, eine Spezies die auch im heutigen 21. Jahrhundert vielerorts noch anzutreffen ist, musste die Fußgruppe auf der Hut sein, um am Ende nicht den Kürzeren zu ziehen.

Während die männlichen Bewohner der Hippenburg somit ihr Testosteron im Kampfe ausstießen, kümmerten sich deren Frauen um´s leibliche Wohl und Vergnügen. „So wie wir heute ausgelassen usse Kiärmis feiern, so feierte man auch damals sehr freudig die Feste wie sie fielen.“ Dazu gehörten aber nicht nur üppige Speisen und Getränke, auch anmutige Minnetänze der Burgfräuleins unterhielten die Gesellschaft. Und während sich die Älteren lustvoll vergnügten, träumte ihr Nachwuchs allabendlich davon, ein echter Ritter zu sein. Es gab damals keine mathematischen Formeln oder chemische Abkürzungen die man für´s Leben lernen musste; in einer Ritterschule standen vielmehr ein richtiger Reitstil, das Fechten mit Schwert und Degen, Lanzenstechen sowie das fehlerfreie Anlegen einer Ritterrüstung auf dem Stundenplan. Erstmals hat die KG Hippendorf für den Gevelsberger Kirmeszug eine jede ihrer Darstellungen auf ein einziges Themengebiet beschränkt. So soll für die Zuschauer entlang der Zugstrecke ein rundes Gesamtbild entstehen. „Und sind die Ritter vorbei, dann sind auch wir Hippendörfer an einem vorbeigezogen“, scherzte Gerd Laake abschließend.

Nach oben