„Hotel am Vogelsang“ ziert Kirmeskrug 2022

Geschäftsführer Carsten Neef (li) und 1. Vorsitzender Markus Loetz überreichten Olga Gellert-Kasch den ersten Kirmeskrug 2022

Nach dem Kirmesabend in der Halle West stand mit der Kirmeskrugfete in der Brinkhoff’s Brauerei in Dortmund das nächste Etappenziel bis zur eigentlichen Kirmes auf dem Programm.

Der erste Vorsitzende des GKV, Markus Loetz, begrüßte zusammen mit dem Vertreter der Brauerei, Volker Nagel, die Abordnung aus den Kirmesgruppen auf dem Brauereigelände. Bei sommerlichen Temperaturen fand die Fete im Freien statt.

In einem kurzen Rückblick lies Markus Loetz noch einmal die Geschehnisse seit 2020 Revue passieren.

„Am 16. April 2020 hielten wir bei 71 Tagen, 3 Stunden und 21 Minuten den Countdown an“, so der Vorsitzende. „Wehmütig und tieftraurig in unseren Herzen mussten wir in diesem Moment bekanntgeben, dass die einzigartige Gevelsberger Kirmes und ihr wunderbarer Kirmeszug abgesagt werden.“ Viele gingen seinerzeit davon aus, dass dies ein einmaliges Vorkommnis war.

Loetzi weiter: „Auch 2021 konnte am letzten Juni-Wochenende nichts stattfinden, was auch nur annähernd den Namen Gevelsberger Kirmes verdient hätte. Es gelang uns aber erneut, dies zu meistern und zu zeigen, dass das Gevelsberger Kirmesvirus stärker ist als jede Pandemie. „Leiwe Lü – Vie sitt noch doa“ und in einer Woche gehen die schrägste Kirmes Europas und der traditionelle Kirmeszug endlich wieder an den Start.“

Nach diesem Rückblick stelle er den diesjährigen Kirmeskrug vor. Das originalgetreue Motiv zeigt die Traditionsgaststätte Hotel am Vogelsang und wurde vom Künstler Andreas Noßmann gezeichnet.  

Das heute von Olga Gellert-Kasch geführte Haus an der Stadtgrenze zu Hagen-Haspe blickt auf eine lange Geschichte zurück, die der Vorsitzende den Gästen näherbrachte.

So ist die erste historisch gesicherte und zugleich beweisbare Erwähnung des ehemaligen Siedlungsplatzes „Vogelsang“ im Schatzbuch der Grafschaft Mark aus dem Jahre 1486 zu finden. Darin ist zu lesen, dass Telman tom Vogelsanck im Hof einen Besitzwert von 100 Goldgulden hat und 5 Gulden Steuern zahlen muss. Im 30-jährigen Krieg wurde der Hof Vogelsang sogar zu einem der reichsten, da er nämlich Hausmannsarbeit unterhielt, Tiere auf der Weide stehen hatte und Viehhandel betrieb.

Bis 1753 bezeichnete das Hypothekenbuch den Siedlungsplatz „Vogelsang“ als königliche Domäne, die mit einem Gasthaus aufwarten konnte, dass von Johann Friedrich Bölling bewirtschaftet wurde. 1815 ging es dann auch in den rechtmäßigen Besitz der Böllings über und diente   fortan unter anderem als Versammlungsort der Wetteraner Predigerklasse, war mehrfacher Tagungsort der Synode der Evangelischen Kirche der Grafschaft Mark und ein Schauplatz bedeutender regionaler Ereignisse.

1829 wütete ein Feuer; das alte Gasthaus brannte ab. Zur Freude aller errichtete man es aber wieder neu. 1842 empfing sogar König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen dort eine Abordnung der Voerder Schützen. Und auch die entscheidenden Verhandlungen zum Bau der heute noch existierenden Ennepetalbahn wurden im Gasthof „Am Vogelsang“ am 31. August 1869 geführt. 

1899 errichtete man zusätzlich noch einen großzügigen Wirtshausgarten mit einem reich verzierten eisernen Pavillon, der sich vor der massiven Zunahme des Autoverkehrs großer Beliebtheit erfreute, zwischenzeitlich aber wieder abgebrochen wurde.

1933 erwarb Emil Becker den beliebten Gasthof und baute diesen im Laufe der Zeit zu einem adäquaten Hotel um. Zahlreiche in- und ausländische Gäste, so ist es belegt, sollen hier mit saisonbedingten Schwankungen gegessen, gezecht, gewohnt und wohlig geschlummert haben. Der Gastwirt selbst wurde kurz nach dem 2. Weltkrieg durch Ernennung der amerikanischen Militärregierung für einige Tage sogar Bürgermeister von Vogelsang.

Markus Loetz: „Wenn wir nun einen Sprung in die Neuzeit machen, dann müssen dabei zunächst einmal einige bekannte Gastwirte genannt werden, die hinter dem Tresen vom Hotel und Restaurant „Am Vogelsang“ standen, das zwischenzeitlich in den Besitz der Schwelmer Brauerei übergegangen war.“ Zu erwähnen sind Emil Brenken, Marion und Branco Spasojevic, Familie Surbek sowie der wohl bekannteste Grieche von Gevelsberg, Spiridon Tsiokas und seine Frau Dimitra. Als Wirte startete das Ehepaar zunächst in Ennepetal, übernahm später   die „Schützenburg“ in Gevelsberg und wechselte 1993 schließlich zum Hotel „Am Vogelsang“.

Jahrzehntelang hat „Spiro“, wie die meisten Gevelsberger das Mitglied des Bewertungsausschusses nennen, seine Gäste hervorragend bewirtet. Doch als die Gesundheit von Dimitra Tsiokas das Signal gab, mehr auf sich zu achten, beschlossen die Tsiokas, kürzer zu treten. Für beide war es ein Glücksfall, dass die gelernte Hotelfachfrau Olga Gellert-Kasch zwischenzeitlich zu ihrem Team gestoßen war. In ihr fanden Spiro und Dimitra eine ideale Nachfolgerin, der sie am 1. Februar 2015 offiziell die Schlüssel für das traditionsreiche Gastronomie-Unternehmen überreichten.

Olga Gellert-Kasch behielt zunächst einmal alle zehn Beschäftigte, renovierte die Gästezimmer und fügte der bestehenden Speisekarte das eine oder andere neue Gericht hinzu. Denn ein solch traditionelles Haus, so sagte sie einmal, müsse stets mit der Zeit gehen.
Alles verlief gut. Bis zu jenem Augenblick, als Corona alles stilllegte. Geschlossene Restaurants, Cafés und Unterkünfte – Existenzängste und Unsicherheit bestimmten den Tagesablauf der Gastronomen.

Als wenn das nicht schon schlimm genug war, setzte das Hochwasser am 14. Juni 2021 dem Übel noch die Krone auf. Das Wasser der Ennepe überflutete die Gaststätte und richtete einen immens großen Schaden an. Das allein war schon schlimm genug. Doch als in dieser Situation auch noch Plünderer im Hotel „Am Vogelsang“ eine Spur der Verwüstung hinterließen, war es für Olga Gellert-Kasch fast zu viel. Auch wenn sie manchmal nicht wusste, wie es weiter gehen sollte, aufgeben kam für sie keinesfalls in Frage. Schließlich steckt ihr ganzes Herz in der Lokalität.

Dank einem neuen Führungsteam, bestehend aus Olga Gellert-Kasch, Koch und Geschäftspartner Mario Ntoi sowie Dimitra Karakechailidou als Geschäftsführerin, erstrahlt das Hotel und Restaurant mittlerweile im neuen Glanz. Alles wurde von Grund auf verändert, um den Gästen zu zeigen, wie schön es doch „Am Vogelsang“ ist. Oder um es in Bezug auf die Kirmes auszudrücken: „Leiwe Lü – Vie sitt noch doa“.

„Wir vom Gevelsberger Kirmesverein finden, dass ein Haus mit solch bewegender Geschichte zurecht auf den Gevelsberger Kirmeskrug gehört“, ist sich der Vorsitzende sicher. „Wir wünschen Olga Gellert-Kasch für den begonnenen Neustart alles Gute!“ Mit dem Spruch von 1739, der da lautet:  „Am Vogelsang sei Gott alle Zeit, mit seiner Gnad und Gütigkeit“, überreichte Der 1. Vorsitzende Markus Loetz und Geschäftsführer Karsten Neef der Gastwirtin Olga Gellert-Kasch den ersten Krug.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass BWA-Mitglied Stefan Biederbick ein Gruß-Nachricht vom BWA-Vorsitzenden und Bürgermeister Claus Jacobi verlass.

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