Bündnis für Brauchtum
Referententag der Schausteller zum Historischen Jahrmarkt in der Jahrhunderthalle Bochum
Demnächst konstituierende Sitzung
Seit heute Nachmittag gibt es ein „Bündnis zum Schutz und Erhalt des immateriellen Kulturgutes in NRW“, gegründet in der Jahrhunderthalle in Bochum auf der 5. Veranstalter-Referenten-Tagung der Arbeitsgemeinschaft der Schaustellerverbände in NRW. In Kürze wird ein Kreis sachkundiger Persönlichkeiten zusammengestellt, der die Statuten und Ziele des Verbundes ausarbeitet und zur konstituierenden Sitzung einlädt. Carsten Neef, 2. Vorsitzender des Gevelsberger Kirmesvereins, schrieb den Gevelsberger Kirmesverein in die Bündnis-Liste ein. Karin Oelze-Böhmer, Schriftführerin der Dacho Schwelm, trug die Dacho ein. Sobald die Satzung steht und vor allem eventuelle Mitgliedsbeiträge festgelegt sind, wird über die Mitgliedschaft beraten.
Stichwort „GEMA“
Rund 130 Vertreter von Schaustellern, Kommunen, Vereinen und anderen Veranstaltern waren zusammengekommen, um mit diesem Bündnis eine Lobby für gemeinsame Themen und Interessen ins Leben zu rufen. Das ist zurzeit die verunsichernde Handhabung der Sicherheitsbestimmungen für Großveranstaltungen vor dem Hintergrund der Duisburger LoveParade 2010, aber auch gemeinsame Rabatte durch gemeinsamen Einkauf. Auch das Thema „GEMA“ gehört hierher. Die Tagungsteilnehmer kritisierten, dass Veranstaltungsgebühren immer neu ausgehandelt werden müssten. „Diese Kungelei muss ein Ende haben, es muss nachvollziehbare Statuten geben“, lautete die Forderung.
Weihnachtsmarkt wird zur Strandpromenade
Ein Vertreter der Bochum Marketing GmbH berichtete vom Prozessergebnis gegen die GEMA beim Bundesverfassungsgericht Karlsruhe. Es ging um die Art der Berechnung. Das Urteil – es liegt noch nicht schriftlich vor – erfüllt nicht die Erwartung der Veranstalter. Es besagt, dass die Gebühren auf Grundlage der Gesamtfläche einer Veranstaltung berechnet werden können, egal ob ein Kindergarten auf der Bühne singt oder ein Star. Im Falle Bochum bedeutet das bei 30.000 qm z. B. für den Weihnachtsmarkt 100.000 Euro GEMA-Gebühren. Dieser Berechnungsansatz, so die Veranstalter, werde für manche Veranstaltungen das Aus bedeuten. Ein anderer Veranstalter berichtete, dass er für einen Weihnachtsmarkt die Berechnung als „Strandpromenade“ erreicht habe für 23,60 Euro pro Lautsprecher anstelle der zunächst geforderten mehreren tausend Euro. Die Situation ist unbefriedigend, umso mehr als die Bedingungen von Musikvermarktungsfirmen in anderen europäischen Länder günstiger sind. Albert Ritter, 1. Vorsitzender der gastgebenden Arbeitsgemeinschaft der Schaustellervereine in NRW: „Wir wollen den Ball flachhalten und erst das schriftliche Urteil abwarten. Aber wir scheuen uns auch nicht, vor den Europäischen Gerichtshof zu gehen, der schon in der Vergangenheit wirklichkeitsnäher entschieden hat.“
Bundestag beschließt Eintragung des deutschen Brauchtums in die Liste schützenswerter immaterieller Kulturwerte bei der Unesco
Albert Ritter teilte mit, dass der Bundestag eine Eintragung der deutschen Volksfeste und des deutschen Brauchtums als immaterielles Kulturgut bei der UNESCO mehrheitlich beschlossen habe. Darunter, so Ritter, könnten beispielsweise auch Tänze, Gesänge, alte Brotrezepte, das Reinheitsgebot für Bier etc. fallen. Eine Liste müsse noch erstellt werden. Der Eintrag bedeute keine festschreibende Musealisierung. Einmalig müsse Deutschland 250.000 Euro bezahlen, dann jährlich 100.000 Euro. „Wir Schausteller hoffen auf einen Schutzschirm. Damit die Kirmes weiter im Zentrum, rund um den Kirchturm bleibt.“
Pro Kirmesbesucher 1 Euro Gewerbesteuer
Dass die Kirmes für die Kommunen einträglich ist, errechnete das Bundeswirtschaftsministerium. Danach, so ein Beitrag aus dem Forum, verbleibe pro Kirmesbesucher ein Euro Gewerbesteuer in der Kommunenkasse.
Soziale Komponente der Kirmes
Gemeinsamkeit, so eine Anregung, könne auch in Werbung und Imagepflege viel erreichen. Kirmes und Kirmesbesucher müssten in den Köpfen der Bevölkerung ein realistischeres Image erhalten. Noch würden Kirmesbesucher eher den unteren sozialen Schichten zugerechnet, was nicht stimme. Die Kirmes ziehe wie sonst kaum Veranstaltungen Menschen aller Schichten an. Die Schausteller hätten die Aufgabe, Attraktionen zu bieten und die Besucher glücklich zu machen, Kommunen und Veranstaltern würde es zufallen, die Veranstaltungen kulturell und gesellschaftlich einzubinden. Kirmes bedeute nicht nur Vergnügen, sondern beinhalte eine starke soziale Komponente, weil hier alle Schichten zusammengeführt würden.