Viel Spaß, viel Farbe, Sonne und Musik, Musik, Musik!

Kirmeszug begeisterte Zehntausende mit seinen rund 100 faszinierenden Darbietungen
(Text: Werner Bloemer)

Über zwei Stunden hat er gedauert – und Zehntausende begeistert. Der Kirmeszug 2005 mit seinen rund 100 Darstellungen war ein Zug der Superlative – überaus bunt und voller Aktion. Dass die Ersten die Letzten sein können (und umgekehrt) bewies Michael „Willi” Sichelschmidt: Erst vorneweg als Hammerschmied, tauchte er am Schluss bei seiner „Mühle” wieder auf – mit der roten Schlusslicht-Laterne in der Hand.

Für viel Musik im Zug sorgten nicht nur die vielen Kapellen, sondern auch die Kirmesgruppen selbst. Etwa die KG Börkey und die KG Mühlenhämmer – mit zwei unterschiedlichen Sichtweisen auf die 70er Jahre: Einmal war die deutsche Schlagerwelt Thema, zum anderen die weltweite Flower-Power-Zeit. Doch gehen wir chronologisch vor – hier die Gruppen in der Reihenfolge ihres Erscheinens.

Tierisch ging es bei der KG Hippendorf zu: Zahlreiche vierbeinige Untertanen huldigten dem „König der Löwen”, angelehnt an das Musical. Echte Tiere, nämlich Ziegen als Hippen-Nachwuchs, führte Einzelgänger Volker Rittmann vor.

Die Haufer Jungen zeigten sich noch von ihrem Umzug auf den neuen Bauplatz geschafft und ließen sich in ein Strohbett fallen. Schlafen war aber nicht: Die Fußgruppe (Blue Man Group) trommelte Rockiges auf einem Rohrsystem.

Im Samba-Rhythmus bewegten sich die Tänzerinnen der KG Vie ut Asbi’eck auf verschieden hohen Podesten auf dem Wagen – und animierten das Publikum am Straßenrand zum Mittanzen.

Den Babyboom beschwor die KG Dä vam Lusebrink – mit einer Wiege, Laufstall, Eisenbahn und Bauklötzen. Zwei Babys bekleckerten sich gegenseitig mit lecker Spinat – eine herrliche Sauerei. Über allem wachte ein vier Meter großer Teddybär.

Die Aktiven der KG Berge kamen als Mönche, die in einem riesigen Kessel eine Spezialsuppe für ein langes Leben rührten. Das Rezept kennt nur der Buddha (Vorsitzender Stefan Schmidt), der sich von Tempeltänzerinnen die Zeit vertreiben ließ.

„Oh Schreck, oh Graus – die Wikinger schwärmen aus!” Die KG Schnellmark bot auf zwei Wagen ein Wikingerdorf u. a. mit Schmiede und Töpferei auf (eine saubere handwerkliche Darstellung) und ein Wikingerschiff mit Kriegern, die Frauen vom Straßenrand entführten.

„Hossa – 70 Jahre und kein bisschen leise”: Die KG Börkey machte ihrem Motto alle Ehre: Alles drehte sich um die Schlagerwelt der 70er Jahre. Wer kennt nicht das „knallrote Gummiboot”, „Ein Bett im Kornfeld” oder Rex Gildo, vorgestellt von Einzelgänger Kalle Tillert als „Jumping Rex”: „Hossa!” Chris Roberts sang einmal „Du kannst nicht immer 17 sein” und „. . .einmal, da wirst du 70 sein” – die Kirmes hält eben jung.

Die Pinass Brumse holte die Copacabana an den Iämpebogen: Badestrand, Beach-Volleyball, Schnorcheln und Surfen – und ein toller Wasserfall. Und für warmes Wasser sorgte das wiederbelebte Agfu-Kraftwerk. Klasse, dat isset: So wollen wir den Ennepebogen sehen!

Mit herrlich gruseligen „Gestalten der Finsternis” wollte die KG Aechter de Biecke die Kirmeszug-Zuschauer natürlich mehr unterhalten als erschrecken. Die Fürstin der Finsternis regierte ihren Hofstaat, Graf Dracula und Mitglieder der Adams-Family gehörten dazu.

Märchenhaft ging es im Zwergenland der Fidelen Vogelsanger zu: Schneewittchen (die 18-jährige Jenny) lag im Glassarg, drumherum wieselten die fleißigen Zwerge.

Rund 80 Aktive in Bienen-Kostümen, ein Bienenkorb aus rund 450 m gelbem Drainagerohr und vieles mehr machten die Darstellung der KG Im Dörnen aus. Arbeitsbienen aus vielen Berufen gaben der Schau noch mehr Leben – tolle Kostüme, die Aktiven waren toll geschminkt – wirklich „dufte” Bienen.

Die KG Vie vam Kopp entführte die Zuschauer in eine ganz spezielle Eiszeit. Eine Parodie auf den Film „Ice Age” mit Eis zum Schlecken, einer wippenden Eisscholle, einer Eisrutsche, Zottel-Mammut und Säbelzahntiger – man sehnte sich nach dem Süden.

„Flower Power – und ein bisschen mehr” hieß das Motto bei der KG Mühlenhämmer. Viele erinnern sich gern an die späten 60er und frühen 70er Jahre: VW-Bus, ein riesiger, qualmender Joint, Plateauschuhe, eine Mühle-Rakete, die (schon 1968 mit „Willi”) zum Mond flog, Abba und die Beatles (mit Markus Schöbel, dem Geschäftsführer der Schwelmer Brauerei, als Kapitän des „Yellow Submarine”) – das alles und mehr war zu sehen. Auf und rund um die fünf Wagen mit nicht weniger als 130 Leuten.

Nun besteht der Kirmeszug natürlich nicht nur aus großen Wagendarstellungen. Auch viele Fuß-, Frauen- und Kindergruppen sowie Einzelgänger trugen zum Gesamtbild und zum Gelingen bei – sie werden morgen noch ausführlich gewürdigt. Für Stimmung am Straßenrand sorgten einmal mehr ein Zitronen werfender Don Cataldo mit seiner italienischen Folkloregruppe und der Deutsch-Griechische Kulturverein. ProCity schob Einkaufswagen über die Zugstrecke, der TC Rot-Weiß Gevelsberg und der TV Lichtenplatz trugen ein Street-Tennisturnier aus. Die Spielleutevereinigung war mit einem Silberjubiläumswagen dabei. Abi-Wagen, Shaolin Hung Choy, die Kirmesfreunde aus Schwelm, Voerde und Haspe (samt Wolkenschiebern) durften auch nicht fehlen.

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