„Vie ut Asbi’eck“ mit eigenem Bierstand

Text/Foto: Carmen Thomaschewski

Es ist die jüngste Truppe, die unerfahrenste – und dazu noch eine der kleinsten. Die Kirmesgruppe „Vie ut Asbi’eck“ hat gerade einen Neuanfang hinter sich und schafft es trotzdem, einen eigenen Bierstand auf der Kirmes zu betreiben. An allen fünf Tagen, das erste Mal in ihrer Geschichte.

„Entweder vernünftig oder gar nicht“, sagte sich Kristina Böhle, als vor drei Jahren die Entscheidung anstand, wie es mit „Vie ut Asbi’eck“ weiter gehen soll. Kiki, wie sie alle nur nennen, war zweite Vorsitzende, wurde 2011 mit 17 Jahren ins Amt gewählt. Später gab es Streit unter den Mitgliedern, viele hatten die Asbi’ecker verlassen, die Gruppe stand vor dem Aus.

Auch sie überlegte auszusteigen, übernahm aber schließlich die Verantwortung der Gruppe und wurde die Frau an der Spitze eines deutlich verjüngten Teams, das nur noch aus einer Hand voll Leuten bestand.

Neustart vor drei Jahren

Das war vor knapp drei Jahren. Heute sind sie 13 Mitglieder, zwei sind 50 Jahre alt, alle anderen unter 28. Die Stimmung ist gut, wenn sich die Aktiven auf dem Bauplatz treffen. Viele sind befreundet.

„Die gute Gemeinschaft zeichnet uns aus“, sagt die 1. Vorsitzende. Einigen sei erst hier erst bewusst geworden, was Kirmes ausmacht. „Es macht Spaß zusammen zu bauen, etwas entstehen zu lassen.“ Footloose ist in diesem Jahr ihr Thema, sie bauen eine riesige Scheune.

Vor drei Jahren hätten sie keine Ahnung gehabt, wie das geht. „Michael Sichelschmidt hat sich Zeit genommen und uns gezeigt, wie man stabil baut, was man alles mit Holz machen kann“, sagt Kiki Böhle und ist dankbar für so viel Unterstützung. Nicht nur der Zusammenhalt innerhalb ihrer Gruppe sei groß, auch untereinander.

„Wenn etwas fehlt, geht man rüber zu den anderen.“ Die Asbi’ecker teilen sich den Bauplatz mit Pinass Brumse, den Mühlenhämmern und Aechter de Biecke. Das Kirmeszentrum vom Hundeicken. Mittendrin auch „Vie ut Asbi’eck.“ „Es ist gewaltig welches Potenzial die Gruppe entwickelt, was sie sich aufgebaut hat“, sagt der Kirmesvereinsvorsitzende Markus Loetz.

„Wenn man will, kann man vieles schaffen“, sagt Kiki Böhle. „Asbi’eck war schon immer als kleine Gruppe bekannt, die viel Herzblut in die Kirmes und die Veranstaltungen in Gevelsberg gesetzt hat. Ich bin froh das ich mit so vielen jungen und engagierten Menschen zusammen arbeiten darf.“

Und in diesem Jahr haben sie besonders viel vorgenommen — mit ihrem Kirmes-Stand auf der Elberfelder Straße 4-6. Mit dabei ist auch der Club One. „Wir freuen uns, dass wir diese Kooperation geschlossen haben“, sagt Kiki Böhle. Schon zum Boulevard wurden gemeinsam Cocktails gemixt und bei guter Musik verkauft.

In diesem Jahr wird es auch Bier vom Fass geben, Longdrinks, Softgetränke, Schnäpse. „Als der Platz frei wurde, haben wir nicht lange überlegt“, sagt Kiki Böhle. Viele Vereine würden darüber klagen, dass ihnen die Mitglieder verloren gingen, Hausbau, Familiengründung, berufliche Verpflichtungen.

„Bei uns gibt es auch Probleme, aber andere“, weiß die 25-Jährige. Manche seien mitten in der Ausbildung, gerade dabei ihren Weg überhaupt erst zu finden. Klar sei es eine große Herausforderung, auf der Kirmes so mitzumischen, „aber wir freuen uns drauf“. Markus Loetz weiß: „Es ist ein enormer Kraftakt, fünf Tage Kirmesstand, von 14 Uhr bis zum Ende.“ Und das mit 13 Leuten.

„Ich denke, wir zeigen ganz gut, dass der Brauchtum Kirmes keine Sache des Alters ist“, sagt die 1. Vorsitzende und ergänzt, „oder dass es von der Größe der Gruppe abhängt“. Worte, die die Asbi’ecker in den nächsten Tagen mit Leben und viel Engagement ausfüllen wird. Mit dem Erlös sind schon einige Anschaffungen geplant, um im kommenden Jahr noch größer und besser zu bauen.

INFO

16 Kirmesfreunde gründeten am 27. Juli 1985 in der Gaststätte Alt-Asbeck die Kirmesgruppe. „Vie ut Asbi’eck“ ist die jüngste Kirmesgruppe innerhalb des Gevelsberger Kirmesvereins. 1989 war sie die erste Kirmesgruppe mit einer Frau (Roswitha Goetzke) als 1. Vorsitzende.

Ein Jahr später waren es sogar 20 Kirmesfreunde. Die anfängliche Begeisterung ebbte jedoch schnell ab, vor allem in den 90er Jahren hatte man es schwer, sich zu behaupten. Die Mitgliederzahl ging rapide zurück.

Von 2002 bis 2010 hatte Rudi Kirch die Vereinsführung übernommen. Die Fluktuation der Mitglieder innerhalb der Gruppe zieht sich wie ein roter Faden durch die Vereinsgeschichte.

Am Kirmessonntag 2014 starb die damalige 1. Vorsitzende Barbara Wölling Ziegler, ihr Mann Stefan Ziegler übernahm. Seit 2016 ist Kristina Böhle 1. Vorsitzende und jüngste Vorsitzende einer Kirmesgruppe.

Nach oben