Überzeugter Gevelsberger Fritz Sauer an Krebs gestorben

Fritz Sauer ist tot. Der Mann, der ein großes Stück des Gedächtnisses der Stadt Gevelsberg verkörperte, starb im Alter von 90 Jahren.

„Fritz Sauer war für Gevelsberg der Stadtchronist schlechthin“, würdigte Bürgermeister Claus Jacobi gestern den Verstorbenen. „Der Stadt, ihren Vereinen und Bürgern war er ein unentbehrlicher Unterstützer und Ratgeber. Er kannte die Nachkriegsgeschichte seiner Heimatstadt, ihrer Menschen und Institutionen wie kein Zweiter und vermochte dieses Wissen mit größter Anschaulichkeit zu vermitteln.

Er verstand es, jedes wichtige Datum, jedes bedeutende Jubiläum mit seinen lebendigen Vorträgen zu krönen, ungezählte Male verfasste er mit selbstlosem Einsatz Festschriften und Chroniken“, blickt der Bürgermeister zurück.

Fritz Sauer lebte das Heimatgefühl seiner Geburtsstadt Gevelsberg mit ganzem Herzen, so Jacobi: „Sein Tod hinterlässt eine für die Stadt Gevelsberg nicht zu schließende Lücke.“

Fritz Sauer hatte Anfang des Jahres von seiner schweren Krebskrankheit erfahren, erklärte gestern seine Enkelin Stephanie Grosche gegenüber unserer Zeitung. „Wir hatten Zeit, uns auf seinen Tod vorzubereiten, auch wenn er dann letztendlich doch überraschend gekommen ist.“

Ihr Großvater habe einfach alles gesammelt, was im Vereinsleben in Gevelsberg eine Rolle gespielt habe. Seine ganze Wohnung sei voll damit: „Vieles hatte er aber auch im Kopf.“

Fritz Sauer sei niemand gewesen, der im stillen Kämmerlein gearbeitet hätte: „Er ist rausgegangen.“ Und das noch bis zuletzt.

„Fritz wusste mehr über die Kirmesgruppen als sie selbst“, urteilt Michael Sichelschmidt, Vorsitzender des Gevelsberger Kirmesvereins. Sauer, Mitglied der Kirmesgruppe Börkey, hatte den Freundeskreis Gevelsberger Kirmes gegründet, hatte Jahrzehnte den traditionellen Kirmeskrug gestaltet und war immer als Festredner zur Stelle, wenn ein Kirmesverein einen runden Geburtstag gefeiert hatte: „Das werden wir vermissen.“

Beispielhafte Zeitungskarriere

Fritz Sauer hat aber auch beispiellose Zeitungskarriere gemacht. Er lernte den Beruf des Schriftsetzers, wurde später Maschinensetzer und arbeitet für die englischsprachige Zeitung „Yorkshire-Pud“, die britische Soldaten, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Gevelsberg stationiert waren, mit Nachrichten versorgte.

Als im Druckhaus Baltin im Oktober 1949 zum ersten Mal nach dem Krieg wieder die Gevelsberger Zeitung gedruckt wurde, war Fritz Sauer dabei.

Vom technischen Betrieb wechselte er in die Redaktion. Dort war er zuerst im Sportteil tätig, hatte dann später seinen Schreibtisch im Lokalen, wurde schließlich der Chef der Redaktion.

Als die Gevelsberger Zeitung aufgegeben wurde, und die Westfalenpost mit einer örtlichen Lokalredaktion in die Lücke gesprungen ist, wechselte Fritz Sauer zwar den Verlag, nicht aber seine Aufgabe.

Nicht der neutrale Beobachter

Als Lokalredakteur verstand sich Fritz Sauer nicht als neutraler Beobachter. „Die ersten Gespräche mit den Bürgermeistern der benachbarten Städte zur kommunalen Neugliederung in den 1970 Jahren fanden im Hause Sauer statt“, sagt Bürgermeister Claus Jacobi.

Auch als Redaktionsleiter machte er keinen Hehl daraus, dass ihn eine enge Freundschaft mit dem damaligen Bürgermeister Helmut vom Schemm verband und er dessen Politik in und für Gevelsberg unterstützte. An Selbstbewusstsein mangelte es ihm nicht.

1989 in den Ruhestand

Am 31. März 1989 verabschiedete sich Fritz Sauer im Alter von 61 Jahren in den Ruhestand, blieb aber doch der Journalist, der er immer war. Für den guten Zweck suchte er die Motive für den historischen Gevelsberg-Kalender der Ratsapotheke heraus, der gegen eine Spende für den Kinderschutzbund in der Vorweihnachtszeit verteilt wird.

Der Journalist beteiligte sich ehrenamtlich bei der Arbeit im Heimat- und Verschönerungsverein. Er wirkte an zahlreichen Festschriften mit, die hier nicht alle aufgezählt werden können. Für seinen Einsatz erhielt der überzeugte Gevelsberger am 26. März 2001 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Die letzte Ehrung erfolgte nicht ganz freiwillig. Beim diesjährigen Jahresempfang der Stadt Gevelsberg am 11. März rief Bürgermeister Claus Jacobi seinen Gast Fritz Sauer für ihn überraschend auf die Bühne des Zentrums für Kirche und Kultur. Der Heimatkundler war 90 Jahre alt geworden und der erste Bürger der Stadt überreichte ihm das Modell der Gevelsberger Stadtharfe mit Gravur als Geschenk.

Sauer wollte eigentlich nicht zu seinem runden Geburtstag gefeiert werden. Genauso, wie er in den letzten Monaten nicht damit in die Öffentlichkeit ging, dass er schwer erkrankt war.

Text: Westfalenpost | Foto: Hartmut Breyer

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