So kam es zur Trecker-Überraschung

Eine Aktion beschert den Menschen in Gevelsberg am Sonntag doch noch eine Art Kirmeszug. Nicht einmal der Kirmesverein wusste davon.

Es war ein emotionaler Moment für viele Gevelsberger: um Punkt 14 Uhr ertönen am Sonntag die Sirenen. Eigentlich müsste jetzt der Kirmeszug auf der Hagener Straße starten. Einige Menschen stehen am Rand und wollen wenigstens ein bisschen Kirmeszug-Gefühl aufkommen lassen. Der eine oder andere verdrückt sogar eine Träne vor Wehmut. 

Dann die Überraschung: Es gibt doch eine Art Kirmeszug – kleiner und anders als gewohnt. Der Begeisterung tut das keinen Abbruch.

„Wir fahren immer unseren Trecker in der Saison, wir lassen uns diesen Spaß nicht von einem Virus verbieten“, steht es zusammengefasst auf einem Schild, das von einem Trecker gehalten wird. Darin sitzen die beiden Kirmesfreunde Horst Bähr und seine Partnerin Heike Figge, besser bekannt als Bärchen und Engel.

Bärchen zieht normalerweise den Hammerschmiedwagen im Kirmeszug, leiht sich extra dafür einen Trecker. Schon länger haben er und Engel überlegt, damit am Sonntag trotz Kirmes-Absage die Zugstrecke zu fahren. Ihre Idee schien plötzlich aber eine gewisse Eigendynamik zu entwickeln.

Knapp 20 Trecker in Gevelsberg

„Jemand, der sonst auch für eine Kirmesgruppe Trecker beim Zug fährt, hat mitbekommen, dass ich fahre“, verrät Bärchen. „Er wollte mitfahren und hat mich angerufen.“ Auch andere Fahrer wollten am Kirmessonntag dabei sein, darunter auch welche von „Dittmer’s Treckertreffen Sprockhövel“. Knapp 20 Trecker fahren schließlich die Zugstrecke ab.

Auch Trecker von „Dittmer’s Treckertreffen Sprockhövel“ fahren am Sonntag die Strecke des Kirmeszuges in Gevelsberg ab. 

Da diese nicht gesperrt ist, geht es statt durch die Fußgängerzone durch die sogenannte SPD-Schleife und dann die Mittelstraße rauf. Auf dem Bürgersteig und unter Einhaltung der Corona-Regeln einige Kirmesgruppen wie die Mühlenhämmer, Pinass Brumse oder Dä vam Lusebrink.

Auch Vertreter der Gruppen Börkey, Vie vam Kopp und der Fidelen Vogelsanger 2.0 sind mit dabei. Die Menschen an den Straßenrändern sind begeistert. „Das war schon gigantisch, wie die Gevelsberger ihren Kirmeszug gefeiert haben, der ja so eigentlich auch gar nicht stattfand“, freut sich Markus Loetz, Erster Vorsitzender des Gevelsberger Kirmesvereins.

Nicht einmal er wusste von der Trecker-Aktion. Der Kirmesverein hatte sich dafür gemeinsam mit der Stadt überlegt, über die Lautsprecher der Sirenen eine Ansage laufen zu lassen. So wünschten Bürgermeister Jacobi und Markus Loetz lautstark allen Kirmesfreunden einen schönen Kirmessonntag.

Frühkonzert bei der VHS

Der wurde übrigens nicht erst um 14 Uhr mit dem symbolischen Sirenenalarm eingeläutet. Schon um 11 Uhr spielten die Spielleute-Vereinigung Gevelsberg und die Fiedelen Vogelsanger 2.0 ein Frühkonzert auf dem Hinterhof der Volkshochschule an der Mittelstraße.

„Wir sind zwei geile Gevelsberger Vereine und lieben die Kirmes“, sagten die musikalische Leiterin der Spielleute, Eva-Maria Hoffmann, und Daniel Krupke von den Vogelsangern.

Im Wechsel spielte jede Gruppe ihre jeweils drei Lieder – darunter Musikstücke, die Hoffnung machen sollten, wie „No, No Never“ von Texas Lightning. „Damit wollten wir ausdrücken, dass solch eine Situation, wie wir sie momentan mit Corona erleben, niemals wieder kommen soll“, machte Eva-Maria Hoffmann vor dem Konzert klar.

Text: Max Kölsch (Westfalenpost) | Fotos: André Sicks

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