Markus Loetz‘ erster Sonntag als Kirmes-Chef

Kirmeserfahrung hat er reichlich, trotzdem ist die Gevelsberger Kirmes für Markus Loetz in diesem Jahr eine Premiere.

Als neuer erster Vorsitzender des Gevelsberger Kirmesvereins hält er erstmals die Zügel in der Hand. Besonders der Sonntag mit dem Kirmeszug hat ihm vorher Kopfzerbrechen bereitet. Und das war längst nicht der einzige Programmpunkt.

10.30 Uhr: Der Tag beginnt für Markus Loetz noch gemächlich. Auf dem Parkplatz der VHS trudeln nach und nach die Musiker zum Frühkonzert der Spielleutevereinigung Gevelsberg ein. „Und wie war die Nacht?“, wird Loetz gefragt. „Ich habe vom Zug geträumt“, antwortet er.

Das heiße Wetter macht ihm Sorgen. Was ist, wenn jemand umkippt? Was, wenn der ganze Zug wegen Rettungseinsätzen steht? Gedanken, die ihm seit Tagen durch den Kopf gehen. Lange weiter darüber nachdenken kann er nicht. Das Handy klingelt. Der Bürgermeister ist dran. Er ist auf dem Weg zur VHS. Loetz legt auf.

Es geht es rein zur Besprechung mit den Kapellen. „Denkt dran, dass wir bis zum Ende spielen, also bis zur Cleverstraße“, schwört Loetz die Musiker ein. Carsten Neef, Geschäftsführer des Kirmesvereins, wirft hinterher: „Und lasst die Lücken nicht zu groß werden.“ Danach geht es wieder raus auf den Parkplatz.

Claus Jacobi ist da. Gemeinsam eröffnen er und Loetz das Frühkonzert. Das Konzert selbst bekommt der Vorsitzende aber schon nicht mehr mit. Mit Peter Weber von den Technischen Betrieben der Stadt Gevelsberg, Bürgermeister Jacobi und Carsten Neef hastet er zum Auto. Die Strecke des Kirmeszuges muss vorab kontrolliert werden.

„Na, wie ist die Lage?“ Markus Loetz holt sich beim Gevelsberger Ordnungsamtschef Arnim Schäfer einen Überblick.

11.20 Uhr: Von der VHS aus geht es mit dem Auto über die Mittelstraße auf die Hagener Straße. „Viel Polizei unterwegs heute“, stellt der Bürgermeister fest. Markus Loetz guckt aus dem Fenster. „Die Ampeln sind umgedreht“, sagt er mehr zu sich selbst. „Sieht gut aus.“ Dem Zug sollte nichts im Wege stehen. Der Wagen dreht und fährt Richtung Rathaus. Der Kirmesempfang steht an.

11.40 Uhr: Ankunft im Rathaus. Unten durch das Parkhaus geht es mit dem Bürgermeister hoch ins Foyer vor dem Ratssaal. Die ersten Gäste sind schon da. „Sekt?“, wird Loetz gefragt. „O-Saft bitte“, sagt er. Die Hitze macht allen zu schaffen. „So, jetzt warten wir, bis es losgeht“, sagt der Kirmesvereinsvorsitzende.

Kurz nach 12 Uhr eröffnet Claus Jacobi den Empfang im Ratssaal. Nach seiner Ansprache kommt der aktive Teil. Jacobi tritt gegen Hammerschmied Bernd Matthäi im Bier-Pong an. Loetz sitzt mit Carsten Neef an der Seite – sichtlich nervös.

In Gedanken ist er schon wieder beim Kirmeszug. Als das Spiel beendet ist und Claus Jacobi den nächsten Programmpunkt anmoderiert, machen Loetz und Neef sich auf den Weg Richtung Ausgang. „Loetzi“, ruft der Bürgermeister vom Rednerpult und winkt ihn heran. Loetz soll ein paar Worte sagen – und die sind ehrlich: „Ich wäre jetzt am liebsten bei den Kirmesgruppen.“ Das ist okay.

Wieder geht es raus zum Auto. Dieses Mal fährt Michael Külpmann von der Stadt Gevelsberg Loetz und Neef zur Hagener Straße. Vorher tauscht der Kirmes-Chef noch seine Holzschuhe gegen bequemere Exemplare. Jetzt beginnt für ihn der Teil, auf den gewartet hat.

12.45 Uhr: Ankunft an der Hagener Straße. Es herrscht reges Treiben. Kirmeswagen reiht sich an Kirmeswagen. An allen Ecken und Enden werden noch letzte Details ausgebessert. Markus Loetz und Carsten Neef gehen den Zug entlang, sprechen mit den Leuten. Plötzlich Sirenen. „Das ist genau das Geräusch, das ich jetzt nicht hören will“, sagt Loetz nervös. Ein Großaufgebot der Gevelsberger Feuerwehr rauscht vorbei. Hinter dem Zug auf der Hagener Straße hat es einen Unfall gegeben. Ein Radfahrer wurde lebensgefährlich verletzt. Die Stimmung ist gedrückt.

Loetz und Neef setzen ihren Rundgang trotzdem fort. „Die Boxen müsst ihr zur Seite drehen, damit es nicht nach hinten schallt“, erklärt Neef einer Gruppe. „Und die Musik nicht zu laut, bitte.“ Loetz’ Handy klingelt wieder. Einer Kirmesgruppe ist ein Stromaggregat kaputt gegangen. Eine andere Gruppe ist noch gar nicht da. Die Anspannung ist Loetz anzusehen. Um 14 Uhr soll das Signal zum Start des Zuges zu hören sein.

Der Zug selbst soll sich zehn Minuten vorher in Bewegung setzen. Doch bevor die Feuerwehr nicht von ihrem Einsatz zurück ist, gibt es keine Freigabe. „So, jetzt können wir es nicht mehr ändern“, sagt Markus Loetz um 13.40 Uhr. „Auf einen guten Zug“, ruft jemand im Vorbeigehen. Das hofft der Vorsitzende auch.

14.07 Uhr: Die Feuerwehrleute sind zurück auf ihren Positionen entlang der Strecke. Endlich ertönt der Sirenen-Alarm. Der Zug kann losrollen. Markus Loetz fällt ein riesiger Stein von Herzen. Er wartet am Startpunkt, bis der halbe Zug vorbeigefahren ist. Dann geht er dem Zug langsam hinterher. Immer wieder ein rascher Blick auf die Uhr, die Rücksprache mit der Zugleitung.

„Der Hammerschmied ist jetzt an der Sparkasse, wir liegen gut in der Zeit“, sagt Loetz erleichtert. Er kontrolliert, ob alle genug trinken, achtet darauf, dass keine großen Lücken entstehen. Es läuft alles reibungslos. Der Spaß ist Loetz jetzt richtig anzusehen. Er hat ein breites Grinsen im Gesicht.

Lediglich in der Mittelstraße kommt es zu einem Zwischenfall. Ein Musiker aus einer Kapelle kippt um, vermutlich Kreislauf. Das DRK ist schnell zur Stelle und kümmert sich. Am Kirmestor bleibt Loetz stehen und lässt den Rest des Zuges auf sich zukommen.

16.00 Uhr: Die Hälfte des Kirmeszuges hat das Kirmestor passiert. Die Wege von Markus Loetz und dem Autor dieses Textes trennen sich an dieser Stelle. Sonst wird es mit dem Schreiben eng.

18.15 Uhr: Anruf aus der Redaktion bei Markus Loetz. „Der letzte Wagen war um 16.51 Uhr am Kirmestor“, freut er sich. „Gegen 18 Uhr hätte die Hagener Straße wieder frei sein müssen“, schätzt er. Es lief alles nach Plan. Das Fazit seines ersten Kirmessonntages als Vorsitzender: „Ich bin sehr zufrieden.“

Text/Foto: Max Kölsch (Westfalenpost)

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